Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Römer sind Schwertkämpfer und Speerwerfer, keine Bogenschützen.«
    »Hast du diese am Eingang des Lagers herumlungernden Lümmel gesehen?« zischte Cato. »Ich kann einfach nicht glauben, daß das römische Soldaten sein sollen. Ich habe schon davon gehört, wie lasch es bei seinen Legionen zugeht, aber ein derartiges Ausmaß an Disziplinlosigkeit habe ich für undenkbar gehalten.«
    »Ein Grund mehr«, sagte ich, »zu verhindern, daß er je wieder den Oberbefehl über römische Soldaten erhält.«
    Cato nickte. »Du hast völlig recht. In Zukunft werde ich mich dafür verwenden, daß seine Versuche, weitere militärische Kommandos zu erhalten, blockiert werden.« Er dachte einen Moment lang nach. »Und diese ausländischen Wahrsager! Aber was will man erwarten von einem Mann, dessen Vater vom Blitz erschlagen wurde.« Dem wollte ich nicht widersprechen.
    Auf meinem Weg zurück zum Lagereingang kam ich am Praetorium vorbei und hörte Stimmen in einer fremden Sprache.
    Zunächst hielt ich es für ein Gespräch unter orientalischen Sklaven und wollte gerade vorbeigehen, als irgendeine halbvergessene Vertrautheit im Klang dieser Sprache mich innehalten ließ. Langsam trat ich näher an das große Zelt.
    Direkt hinter einem der Eingänge sah ich die Wahrsager kauern. Ihre Stimmen hatte ich gehört. Ich nehme an, ich hatte früher schon einmal Etruskisch gehört, wahrscheinlich in Gebeten oder Gesängen. Es war eine sterbende Sprache, aber in einigen entlegenen Gebieten von Tuscia wurde es noch gesprochen. Einer der Männer blickte auf und sah mich. Er sagte etwas, und die ganze Schar verfiel in Schweigen und starrte mich wütend an.
    Ich hatte keine Ahnung, warum sie glaubten, ich hätte ihr Gespräch belauscht, da niemand auf der Erde, mit Ausnahme der Etrusker selbst, ihr verworrenes Kauderwelsch versteht. Sie waren bloß Ausländer mit schlechten Manieren. Wenn Pompeius ihre Gesellschaft pflegen wollte, sollte er doch.
    In Begleitung einiger Senatoren ging ich zur Stadt zurück.
    Keiner von ihnen galt als Anhänger Pompeius', so daß ich meine Zunge nicht im Zaum halten mußte. Alle waren der Meinung, daß Pompeius' Arroganz unerträglich geworden sei, allerdings hatte keiner eine brauchbare Idee, was dagegen zu tun sei.
    Nachdem ich mir einige nutzlose Vorschläge angehört hatte, kam ich zu dem Schluß, daß die von Cicero skizzierte Haltung vielleicht die beste war: Sollten die Zeit, der Mangel an vielversprechenden Kriegen und Pompeius' eigenes politisches Ungeschick ihn zu Fall bringen.
    Ich hatte allerdings eine Sorge, was diese Taktik anging. Ich fürchtete, daß Pompeius letztendlich deswegen gestürzt werden würde, weil er von Männern ersetzt werden sollte, die noch skrupelloser waren als er.
    Es war kaum Nachmittag, als ich das Forum erreichte. Bis zum Sonnenuntergang und dem Treffen mit Julia im Tempel des Castor waren es noch etliche Stunden. Ich fragte mich, was sie entdeckt haben mochte, aber das war nicht mein vordringlichster Gedanke. Ich war vielmehr aufgeregt, sie wiederzusehen. Zu viele Frauen hatten sich in jüngster Zeit in mein Leben gedrängt: Clodia, Fulvia, selbst Purpurea. In Gegenwart dieser geheimnisvollen und gefährlichen Frauen kam mir Julia durch und durch unverdorben vor, selbst wenn sie Caesars Nichte war.
    Das Forum ist immer ein guter Platz, ein wenig herumzubummeln, also bummelte ich rum. Ich unterhielt mich mit Freunden und Bekannten und wurde von mehr Publicani bedrängt, als meines Wissens nach existierten. Die meisten waren auf öffentliche Verträge in den Provinzen aus, da praktisch alle Bauunternehmer in Rom für die nächsten paar Jahre mit Pompeius' neuem Theater beschäftigt sein würden.
    Nicht nur das Theater selbst sollte riesig werden; es war als Mittelpunkt eines veritablen Miniforums auf dem Campus Martius gedacht, das mit Wandelgängen und Gärten, einem neuen Platz für die Volksversammlungen und einem Senatsgebäude ausgestattet werden sollte. Zwischen Pompeius und Lucullus schien ein Wettkampf um die Errichtung öffentlicher Institutionen im Gange, und die Stadt profitierte davon. Aber Lucullus gab die besseren Parties.
    Als ich am Rand des Forums entlangschlenderte, stieß ich auf eine jener Menschenansammlungen, die sich immer dann bilden, wenn etwas Schreckliches geschehen ist. Mit klopfendem Herzen trat ich hinzu, um zu sehen, worum es sich handelte. Ich konnte bereits erkennen, daß sich die Leute um einen Marktstand scharten, der mit

Weitere Kostenlose Bücher