Der Frevel des Clodius
Crassus eine derartige Möglichkeit, sollte sie sich ihm einmal bieten, sehr wohl nutzen könnte. Ich schwor mir, sollte er je auf seinen Triumph wartend vor den Toren der Stadt lagern und sollte der Senat aufgerufen werden, ihm die frohe Botschaft persönlich zu übermitteln, daß ich mich wegen einer plötzlichen Krankheit entschuldigen lassen würde.
»Die Auguren«, fuhr Hortalus fort, als die Soldaten wieder still waren, »werden die Omen lesen und den Willen der Götter betreffs eines geeigneten Tages für den Triumph deuten.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Pompeius. Er machte seinen Etruskern ein Zeichen. »Meine Haruspices haben ihre Kunst bereits ausgeübt und verkündet, daß der dritte Tag von heute an den Göttern besonders genehm ist.«
Ich sah, daß Hortalus wütend war, aber er war auch ein Mann von großer Erfahrung, der wußte, daß er eine lächerliche Figur abgeben würde, wenn er vor dieser Kulisse über rituelle Details diskutieren würde, wo doch Pompeius alles so inszeniert hatte, daß seine eigene Majestät optimal zur Geltung kam. Es gab keine würdige Art, mit derartiger Überheblichkeit zu debattieren, also willigte Hortalus formvollendet ein.
»So soll es auf dem Forum verkündet werden«, sagte er.
Wieder erhob sich Pompeius. »Ich erteile euch die Erlaubnis, euch frei im Lager zu bewegen, und lade euch ein, mit mir zusammen eine Stärkung zu euch zu nehmen.«
Und so nahmen wir denn als Pompeius' Gäste ein Mittagessen ein. Er hatte Tische decken lassen, unter einer riesigen Zeltplane, die auch einige der empfindlicheren Artikel schützte, die die Zierde seines Triumphs werden sollten: Gemälde und andere Kunstwerke, edle Möbel, Stoffe, Brokate, sogar aus Elfenbein und Muscheln geschnitzte Modelle der belagerten Städte und Festungen.
Das Essen war auch nicht schlecht. Ich trank mir genüßlich einen Schwips an, weil ich keinen Grund sah, es nicht zu tun.
Angenehm voll stand ich vom Tisch auf und spazierte zwischen den Schätzen umher, wobei ich wie stets das wunderbare römische Talent bewunderte, sich das Eigentum anderer Menschen anzueignen. Pompeius hatte sich auch einen Gutteil der Menschen selber angeeignet. In einem Zelt waren Prinzen und Adelige, geschmackvoll in goldenen Ketten gefesselt, untergebracht; ein weiterer riesiger Zeltbau beherbergte einige der schönsten Frauen, die ich je im Leben gesehen hatte.
»Skandalös«, zeterte ein anderer Senator auf Inspektionsgang.
Es war natürlich Cato. »Ein Triumph sollte nicht zum Bordell degenerieren.«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Die sehen doch aus wie gutes Menschenmaterial. Wer will schon von häßlichen Sklaven umgeben sein?«
»Unsinn!« gab er zurück. »Binnen zehn Jahren wird die Hälfte von ihnen freigelassen sein, in den Elendsvierteln leben und Babies produzieren, die den Staat zusätzlich belasten.« Das war nicht völlig von der Hand zu weisen. Widerwillig verließ ich das Zelt. Hinter mir drängten sich schon weitere Senatoren.
»Los«, sagte ich, »laß uns die Elefanten angucken gehe n.«
Murrend schloß sich Cato mir an. Er war mir ausgesprochen unsympathisch, aber bei solchen Anlässen war es recht lustig, ihn dabeizuhaben. Er war absolut humorlos, und so war es leicht, ihn hochzunehmen, ohne daß er es merkte.
Auf einem Feld in der Nähe sahen wir Herden von riesigen Tieren, die von Treibern angehalten wurden, alle Gangarten zu absolvieren. Manche wurden dressiert, in Formation diverse Trophäen zu tragen. Auf dem Rücken einiger Elefanten waren kleine Plattformen errichtet, die Standbilder der Götter trugen.
Andere hatten Minigefechtsstände auf dem Rücken, bemannt mit verkleideten Sklaven, die die von Pompeius besiegten Feinde symbolisierten.
Auf einer anderen, streng bewachten Freifläche wurden die gefangenen Krieger gehalten. Es waren grimmige Männer, die für gewöhnliche Sklavenarbeit ungeeignet waren, aber die zuhause zu lassen zu gefährlich gewesen wäre. Die meisten von ihnen waren für die Arena bestimmt, wo einige vielleicht durch eine Laune des Volkes ihre Freiheit zurückerkämpfen würden.
Neben den Legionären standen rund um das Gelände kleine Holztürme, die mit erstklassigen kretischen Bogenschützen besetzt waren, die ihre Pfeile schon eingespannt hatten.
»Zumindest hier«, dröhnte Cato, »hat Pompeius auf die Disziplin seiner Männer geachtet, obwohl er dafür diese griechischen Söldner engagieren mußte.«
»Er hat keine Wahl«, sagte ich. »Die
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