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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zu tragen, und diejenigen, die zur Bewachung der Beute abkommandiert waren, hatten sich lediglich ihre Schwerter umgeschnallt und stützten sich auf ihre Speere. Die meisten vertrieben sich die Zeit beim Knöchel- und Würfelspiel. Ich sah unter den Senatoren ein paar vor Empörung hochrote Köpfe. Viele waren tödlich beleidigt, daß Pompeius seine Truppen zu Ehren des versammelten Senats nicht zu einer Inspektionsparade hatte antreten lassen.
    Im Praetorium thronte Pompeius auf einem Podium. Wir schritten die Via praetoria zwischen seiner Ehrengarde ab. Die war prächtig herausgeputzt, die Kettenpanzer waren frisch gesäubert und geölt, und die polierten Bronzehelme blitzten in der Sonne. Sie trugen neue, farbenprächtige Umhänge und Helmbusche aus Pferdehaar. Aber der Schaden war bereits geschehen, als der Senat die schlampigen Flegel gesehen hatte, die Wache standen. Ciceros Bemerkung, Pompeius sei ein politischer Dummkopf, kam mir wieder in den Sinn. Ein Mann, der es versäumte, der weltweit erhabensten Körperschaft von Männern zu schmeicheln, hatte in der römischen Politik bestimmt keine Zukunft.
    »Fast so, als ob man dem König der Könige seine Aufwartung macht, was?« Ich wandte mich um und sah Crassus, der dicht hinter mir stand. »Guck ihn dir an. Das Podest muß mindestens fünf Meter hoch sein, und dieser curulische Stuhl ist aus Elfenbein, wenn mich meine Augen nicht täuschen.«
    Tatsächlich sah Pompeius in seiner goldbesetzten Rüstung und dem purpurnen Umhang mehr wie ein König als wie ein Soldat aus. Sein curulischer Stuhl war mit Leopardenfellen behängt, und seine Füße ruhten auf einem Bänkchen, das man kunstvoll aus den Kronen der von ihm besiegten Monarchen gebaut hatte.
    »Er hat offensichtlich keine Skrupel, dick aufzutragen«, stimmte ich ihm zu. Hinter Pompeius standen die Adler-Träger seiner Legionen, Köpfe und Schultern über ihren altmodischen Schuppenhemden mit Löwenfellen behängt. Neben ihm hatte eine Reihe seltsam aussehender Männer mit langen spitzen Bärten und ebensolchen Hüten Aufstellung genommen. Sie trugen grobe, braune Umhänge. Ich fragte Crassus nach ihnen.
    »Das sind die etruskischen Wahrsager, von denen ich dir erzählt habe. Er behauptet, sie würden ihm Glück bringen.«
    Es waren Männer mit harten Gesichtszügen und einem fanatischen Ausdruck. Aber Männer, die ihre Tage damit verbringen, Opfertiere aufzuschlitzen und sich auf der Suche nach Zeichen in deren Eingeweiden zu vertiefen, dachte ich mir, haben nicht unbedingt den angenehmsten Beruf gewählt.
    Vor dem Podest blieben wir stehen und versuchten ehrwürdig auszusehen, während Pompeius sich seinerseits um eine königliche Haltung bemühte. Hortalus trat vor und sprach mit sonorer Stimme.
    »Gnaeus Pompeius Magnus, wir, der Senat von Rom, lassen dir hiermit in Ausübung unseres uralten Rechts die Ehre eines Triumphes zuteil werden!« Seine hochtrabende Rede wurde von dem Trompetenstoß eines Elefanten in der Nähe etwas beeinträchtigt.
    Pompeius erhob sich. »Ehrwürdige Senatoren«, setzte er an, bevor etliche weitere Elefanten lostrompeteten. Er wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatten, und fuhr dann fort. »Ich nehme diese Ehre an, zum Ruhme der Götter Roms und der Vorfahren meines Hauses.«
    »Welche Vorfahren?« meinte ein Witzbold. »Vielleicht der Flötenspieler vor vier Generationen?« Das wurde mit ein paar Lachern quittiert. Wie viele andere war auch Pompeius' Familie erst unter Sulla zu Bedeutung und Rang gekommen. Vorher hatten sie nicht viel hergemacht.
    »Io triumphe!« rief die Ehrengarde und übertönte damit alle ironischen Bemerkungen, die auf Kosten Pompeius' die Runde machten.
    Dann hörte ich Crassus leise sagen: »Was für eine Gelegenheit!« Irgend etwas an seinem Ton verursachte mir Unbehagen.
    »Wie meinst du das?« fragte ich.
    »Ich meine, hier sind wir, der ganze Senat. Und da ist er, und überall um uns herum sind seine bewaffneten Truppen. Er könnte uns alle hier an Ort und Stelle massakrieren, und wir könnten absolut nichts dagegen tun.«
    »Es wäre jedenfalls der krönende Abschluß einer außergewöhnlichen Karriere«, sagte ich. Ich sagte es so schnodderig dahin, aber gleichzeitig brach der Schweiß auf meiner Stirn aus. So unverfroren konnte nicht einmal Pompeius sein, dachte ich, sollte mich aber erst wieder richtig wohl fühlen, nachdem ich mich sicher innerhalb der Stadtmauern befand. Die Bemerkung lehrte mich noch etwas anderes: nämlich, daß

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