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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Herr, das hast du doch schon neulich probiert«, rügte sie mich. »Glaubst du wirklich, ich würde ein Kapitalverbrechen zugeben?«
    »Vermutlich nicht«, sagte ich und stand auf. Dann schoß ich einer plötzlichen Eingebung folgend einen Pfeil ab, einen von der Art, die manchmal unerwartet ihr Ziel treffen. Ich weiß nicht, warum ich sie gefragt habe, mal abgesehen davon, daß sie eine alte Kunst beherrschte, bei der es um allerlei obskure Riten ging. »Bürger werden ermordet, Purpurea. Jemand sticht ihnen in die Kehle und schlägt ihnen dann mit einem Hammer auf die Stirn. Was weißt du davon?« Zu meiner Überraschung wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht, und der Unterkiefer fiel ihr runter.
    »Du meinst, sie sind in der Stadt?«
    Ich war total verdutzt. »Wer? Wen meinst du mit>sie    Sie sprang auf und hielt ihren Korb fest umklammert.
    »Niemand, mit dem ich irgend etwas zu tun haben möchte. Du solltest auf meinen Rat hören und ihnen ebenfalls nicht in die Quere kommen. Guten Tag, mein Herr.«
    Sie drängte an mir vorbei Richtung Straße.
    »Halt!« rief ich. »Ich möchte...« In der Zwischenzeit redete ich ihren Rücken an. Sie ging nicht nur einfach weg, sie rannte.
    Ich begann, ihr nachzulaufen, gab es aber bald auf. Für körperliche Ertüchtigungen jedweder Art ist die Toga ein erbärmliches Kleidungsstück, und ich wagte nicht, sie abzuwerfen. Jemand würde sie unter Garantie stehlen.
    Ich zuckte die Achseln und dachte, daß ich sie jederzeit an ihrem Stand antreffen konnte. Dann trottete ich nach Hause, wo zwei Briefe auf mich warteten.
    Einer war von meinem Vater, der mich darüber informierte, daß der Senat sich am nächsten Morgen zu Pompeius' Lager begeben würde, um ihm die förmliche Erlaubnis für seinen Triumph zu erteilen. Ich sollte mich für den Anlaß anständig anziehen.
    Der andere war von Julia. Er lautete: Ich habe eine wichtige Information. Wir treffen uns morgen abend bei Sonnenuntergang im Portikus des Tempels des Castor.

IX
    Es war ein schöner Morgen, und wir versammelten uns, gewandet in unsere besten Togen, auf dem Forum. Es war zwar kein offizieller Feiertag, aber es lag eine Festtagsstimmung in der Luft wie immer, wenn es eine Abwechslung der Alltagsroutine gab. Hortalus bestieg die Rostra und verkündete unsere Mission, was die Menge mit Jubel und Lobpreisungen der Weisheit des Senats begrüßte. Natürlich war Pompeius die Senatsentscheidung seit Tagen bekannt, aber seine Lakaien hatten verlangt, die uralte Sitte wiederzubeleben, daß der gesamte Senat zum Lager des siegreichen Generals marschierte, um ihm die frohe Botschaft persönlich zu überbringen. Da sie die entsprechenden Präzedenzfälle zitieren konnten, gab es keine Möglichkeit, aus der Sache herauszukommen.
    Während wir die Via Sacra zum Stadttor hinuntergingen, wahrten wir alle ein gutes, unbeteiligtes Senatorengesicht, aber von allen Seiten war heftiges Gegrummel zu vernehmen, zu dem ich selbst nicht unwesentlich beitrug.
    »Das muß jetzt aber ein Triumph werden, der alle dagewesenen Triumphe in den Schatten stellt«, meckerte ich gegenüber einem Kollegen, »nachdem er uns diese Torturen zumutet.«
    »Typisch Pompeius«, sagte jemand in meiner Nähe. »Es reicht ihm nicht, seinen Triumph zu kriegen; nein, der ganze Senat muß kommen, um ihm sein glorreiches Hinterteil zu küssen.« Ich fand, das Genörgel hatte seine Richtigkeit. In jenen Tagen waren die Senatoren noch sehr stolz und betrachteten sich als eine Versammlung von Gleichrangigen. Jemand, der sich aufblies und mit einer königlichen Aura zu umgeben suchte, behagte ihnen überhaupt nicht. Ein Triumphator empfing einen Tag lang halbgöttliche Ehren, und das mußte nach allgemeiner Ansicht jedem Mann reichen.
    Pompeius' Lakaien hatten eine Petition im Senat eingebracht, dem General möge es erlaubt werden, bei allen öffentlichen Auftritten die Insignien des Triumphators zu tragen, ein tolldreistes Stück unterwürfiger Speichelleckerei, das jeden rechtgläubigen Römer entsetzen mußte. Leider wurden die rechtgläubigen Römer immer seltener.
    Pompeius' Lager war wie ein normales Legionärslager angelegt, allerdings ohne die üblichen Befestigungsanlagen. Das wäre eine nicht hinzunehmende Provokation gewesen. Seine Soldaten standen noch immer unter Waffen, schienen es aber mit der Disziplin recht lax zu halten, was Pompeius ihnen zwischen den Feldzügen auch erlaubte. Die wenigsten machten sich die Mühe, eine Rüstung oder einen Schild

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