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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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beleidigen?« Der Mann auf dem curulischen Stuhl trug einen Gesichtsausdruck kalter Wut zur Schau. Es war der vornehme Praetor Gaius Octavius, ein berühmter Jurist und Soldat und zufälligerweise der leibliche Vater unseres Ersten Bürgers, welcher in jenem Jahr noch ein rülpsender Säugling war.
    Wir krächzten unsere Namen, denn die Ruten der Liktoren machten es überaus schwierig, auch nur die simpelsten Laute zu artikulieren. Das brachte uns einen satten Lacher, und ich muß zugeben, daß meine Stimme recht komisch geklungen hat.
    »Und welcher prominente Mitbürger ist gestorben«, wollte Octavius wissen, »daß wir Beerdigungsspiele auf dem Forum haben?«
    »Clodius und seine Schläger haben mich angegriffen!« sagte ich. »Ich bin um mein Leben gerannt! Glaubst du vielleicht, daß ich freiwillig den Kampf mit zwölf bewaffneten Männern suchen würde?«
    »Du bist ganz friedlich deinen Geschäften nachgegangen, was?« meinte Octavius. »Wie jeder andere Bürger auch, mit einem Caestus in einer Hand und einem Pugio in der anderen? Das Tragen von Waffen innerhalb des Pomeriums ist ein weiteres Vergehen.«
    »Das sind zumindest ehrenhafte Waffen«, bemerkte ich. »Er hatte eine Sica!«
    »Ein völlig richtiger Einwand!« bestätigte einer der Rechtsanwälte, unfähig, an sich zu halten. Das römische Recht unterschied strikt zwischen ehrenhaften und unehrenhaften Waffen. Der wütende Blick, den Octavius dem Advokaten zuwarf, ließ nichts Gutes für den Fortgang des Prozesses hoffen.
    »Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen, Publius Clodius?« wollte der Praetor wissen.
    »Ich bin amtierender römischer Beamter und kann deshalb keiner Straftat angeklagt werden!«
    Octavius wies mit seinem Stab auf eine Gestalt in einem weißen Gewand, die in seiner Nähe saß. Es war eine der Vestalinnen. »Euch ist hoffentlich klar«, sagte er, »daß, wenn einer von euch den anderen in Gegenwart dieser Dame getötet hätte, der Überlebende zur Hinrichtungsstätte vor den Stadtmauern gebracht und dort mit Ruten zu Tode geschlagen worden wäre. Es gibt nicht mehr viele Kapitalverbrechen, aber das ist eines davon.«
    »In diesem Fall«, sagte ich, den Liktoren zunickend, »möchte ich mich bei diesen edlen Bürge rn dafür bedanken, daß sie mich daran gehindert haben, dieses verabscheuungswürdige und geistesgestörte Reptil dort drüben zu töten.«
    »Es ist dein Glück«, sagte Octavius, »daß du vor einem Gericht gegen Wucher gelandet bist. Wäre dies ein Gerichtshof für Gewaltverbrechen gewesen, hätte ich dich möglicherweise auf der Stelle angeklagt und verurteilt.« Er übertrieb. In Wirklichkeit konnte ein Prozeß nicht ohne jede Menge Vereidigungen und Kautionshinterlegungen eröffnet werden.
    »Dies ist nicht das erste Mal, das man euch beiden Erregung öffentlichen Ärgernisses vorwirft. Ihr seid eine Bedrohung für die Sicherheit.«
    »Ich protestiere!« rief ich. »Ich wollte bloß...«
    »Ruhe!« bellte Octavius. Er hob seinen Blick und ließ ihn über das Forum wandern. »Wo ist der Censor Metellus?« Er machte einem Liktor ein Zeichen. »Da drüben ist er, bei dem Sulla-Standbild. Hol ihn.« Der Mann lief davon und kehrte wenige Minuten später mit meinem Vater zurück. An seinem wütenden Blick konnte ich erkennen, daß ihm der Liktor eine farbenprächtige Schilderung der jüngsten Ereignisse gegeben hatte.
    »Ehrwürdiger Praetor, was wünschst du von mir?« sagte Vater.
    »Stumpfnase, ich werde deinen Sohn wegen öffentlichen Krawalls und des Tragens von Waffen innerhalb des Pomeriums anklagen. Ich werde überdies die Gesetzesbücher konsultieren, ob nicht auch eine Anklage wegen eines Verbrechens gegen die Majestas in Frage kommt. Dasselbe würde ich gern mit Publius Clodius tun, aber es gibt da einige offene Fragen betreffs seiner möglichen Immunität als Quaestor. Wirst du für Decius den Jüngeren bürgen, wenn ich ihn in deine Obhut entlasse?«
    »Das werde ich«, sagte Vater.
    »Dann bringt ihn von hier weg. Ich werde nach Clodius' älterem Bruder Appius in Pompeius' Lager schicken lassen.
    Wenn wir die beiden voneinander entfernt halten können, müssen wir vielleicht nicht weiter um den Bestand Roms und die Unantastbarkeit der Gerichte fürchten.« Er hatte satirisches Talent.
    »Ich werde dafür sorgen, daß mein Sohn an dem festgesetzten Termin zum Prozeß erscheint. Kein Römer steht über dem Gesetz.«
    »Am allerwenigsten diese beiden«, sagte Octavius trocken.
    Die Liktoren ließen

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