Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
akrobatisch sein. Zwei Denar sind schrecklich viel Geld für ein Mädchen aus diesem Teil der Stadt.
    Meine Schulter begann stechend zu schmerzen, aber das Brennen in meinen Lungen war schlimmer. Die Gasse führte auf einen kleinen Platz vor dem Tempel des Vertumnus. Jetzt wußte ich wenigstens wieder, wo ich mich befand, und ich rannte, das Geräusch klappernder Sandalen im Rücken, auf den Tempel zu.
    Ein paar weitere von Clodius' Männern mußten mich eingeholt haben. Ich hielt mich rechts und rannte durch eine enge Straße zwischen dem Tempel und einer hoch aufragenden Mietskaserne. Gegen meinen Willen mußte ich meinen Lauf bremsen und vorsichtig voranschreiten. Das Pflaster vor solchen Mietskasernen ist häufig rutschig, weil die armen Schlucker, die dort leben, oft zu faul sind, ihre Nachttöpfe zur nächsten Sickergrube zu bringen, und sie statt dessen einfach auf die Straßen leeren. Ein heiserer Schrei und der Aufprall eines Körpers auf dem Pflaster hinter mir sagten mir, daß meine Vorsicht ratsam gewesen war. Die Straße begann wieder ebener zu werden, und ich hegte eine erste, schüchterne Hoffnung, möglicherweise doch lebend aus der Sache herauszukommen.
    Das große Gebäude, das sich direkt vor mir erhob, war die Basilica Aemilia, die mir ihre schmucklose Rückseite darbot; direkt dahinter lag das Forum, wo selbst Publius Clodius zögern würde, mich zu ermorden. Ich hatte Seitenstiche, und meine Lungen arbeiteten so hart, daß ich glaubte, sie müßten jeden Moment unter dem enormen Blutdruck platzen.
    Dann war ich an der Basilica vorbei, die Vordertreppe hinunter, und fand mich auf einem der davor errichteten Holzpodeste wieder. Zu meinem Glück war gerade ein Prozeß im Gange, was ich daran erkannte, daß sich eine Menschenmenge um einen Rechtsanwalt geschart hatte, der eben seinen beringten Finger in die Luft stieß, um das krönende Argument seines Plädoyers zu unterstreichen. Ich werde nie den Ausdruck des Entsetzens vergessen, der sich auf seinem Gesicht abzeichnete, als ich auf ihn zugerannt kam. Wir gingen gemeinsam zu Boden, und seine schneeweiße Toga flatterte um uns wie das Segel eines Schiffes, das vom Sturm fortgetragen wird.
    Ich richtete mich gerade rechtzeitig wieder auf, um Clodius auf mich stürzen zu sehen, das Gesicht verzerrt in maßloser Wut und knallrot wie die Robe eines Triumphators. Mit einer Hand schwang er ein kurzes, gebogenes Schwert. Also war er derjenige gewesen, der mich verletzt hatte. Mich überkam der Drang, ihm das Gleiche oder Schlimmeres anzutun. Mit einem wüsten Zischen kam das Schwert auf mich niedergesaust, aber ich konnte es im letzen Moment mit meinem Caestus abwehren.
    Ich stieß direkt in Richtung seiner Kehle, aber er machte einen Satz nach vorn, duckte sich, rammte mir seine Schulter in den Bauch und umklammerte meine Hüfte mit beiden Armen. Ich stürzte nach hinten, wobei wir uns diesmal beide über den unglücklichen Rechtsanwalt wälzten. Ich suchte mit allen Mitteln zu verhindern, daß Clodius den Schwertarm freibekam, während er sich darauf konzentrierte, mir meine Nase abzubeißen. Ich stieß ihm mein Knie in die Eier, was ihn endlich veranlaßte, seinen Mund aufzureißen und meine Nase freizugeben. Ein weiterer sauberer Stoß in seine Männlichkeit ließ ihn quieken wie ein kastriertes Schwein. Ich löste mich aus seiner Umklammerung und kroch unter ihm hervor, wobei ich ihm noch einen schwachen Rückhandschlag gegen eine Seite seines Halses mitgab. Es reichte aus, ihn halb zu betäuben, und er drehte sich auf den Bauch. Ich stieg auf seinen Rücken, packte eine Handvoll seines dichten, lockigen, fettigen, ziegenartigen Haars und riß seinen Kopf zurück. Ich setzte meinen Dolch an und war genau in der Position, ihm vom Kehlkopf bis zur Wirbelsäule die Kehle durchzuschneiden, als jemand von hinten meine beiden Arme packte und fast aus dem Gelenk riß. Die Fasces eines Liktors wurden mir in einer speziellen Würgevariante um den Hals gelegt. Das Rutenbündel schmiegte sich um seinen Ellenbogen, während seine Hand an meinem Hinterkopf meine Gurgel gegen die Ruten drückte, bis mein Atem in meinen Nüstern säuselte. Ein weiteres Liktorenpaar ließ Clodius dieselbe Behandlung angedeihen.
    Die Geschworenen und Zuschauer pfiffen und trampelten ob dieser seltenen Unterhaltungseinlage mit den Füßen. Die Liktoren warfen uns dem Praetor wie Opfertiere zu Füßen.
    »Wer wagt es, die Majestät eines römischen Gerichtes solcherart zu

Weitere Kostenlose Bücher