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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bis sich das Bild verfestigte.
    »Julia wäre mir, ehrlich gesagt, lieber gewesen«, sagte ich.
    »Was?« Sein von einem eleganten Bart geziertes, griechisches Gesicht sah sorgenvoll aus. »Ich hatte nicht erwartet, dich so bald wiederzusehen, Decius.« Er drehte sich um und rief etwas über seine Schulter. Zwei Gladiatoren kamen, hoben mich mit einer Leichtigkeit von der Trage, als ob ich ein Säugling wäre, und trugen mich zum Quartier des Arztes, wo mich seine Sklaven wuschen, während er meine Wunden untersuchte.
    »Gehst wohl wieder deinen üblichen Aktivitäten nach, wie?
    Sind das die Abdrücke eines menschliches Gebisses in deinem Gesicht?«
    »Nein, eigentlich stammen sie von einem Nagetier, einer Art Wiesel oder vielleicht einem Stinkmarder.« Sein Tasten und Drücken riefen bei mir lautstarke Schmerzensschreie hervor.
    Der Part machte ihm immer Spaß.
    »Nun, ich kann dich soweit zusammenflicken, daß du am Leben und relativ mobil bleibst, aber die Damen werden wohl vor deinem Anblick noch ein paar Tage zurückschrecken.
    Apropos, wer ist Julia?«
    Ich schlug den Blick nieder, während die stummen Diener Pferdehaarfäden, widerlich gekrümmte Nadeln und eine kunstvoll verzierte Bronzezange hereinbrachten.
    »Ich war durcheinander. Ich hatte auf dem Weg hierher eine Vision, und als letztes habe ich eine mir bekannte junge Dame namens Julia gesehen.«
    »Sie muß recht außergewöhnlich sein, wenn du ihre Gegenwart der meinen vorziehst, ungeachtet der Tatsache, daß du meiner Fürsorge eindeutig dringender bedarfst. Was für eine Vision? Ich bin kein versierter Traumdeuter, aber ich kenne ein paar fachkundige Kollegen in der Nähe.«
    »Es war kein richtiger Traum, sondern eher eine Vision im wachen Zustand. Ich habe noch mitbekommen, was um mich herum geschah, während ich sie hatte.« Ich redete in der Hauptsache, um mich von seinen Aktivitäten abzulenken. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Träumen besonders große Bedeutung zumessen und sie aller Welt ausführlich und in allen Einzelheiten erzählen wollen. Ich erinnere mich nur selten an sie, und die, an die ich mich erinnere, sind meistens langweiliger als mein Leben im wachen Zustand. Solche Visionen, wie die Götter mir gerade geschickt hatten, kamen mir meistens unter ganz ähnlichen Umständen: nach Verwundungen, Blutverlust und heftigen Schlägen auf den Kopf.
    Ich erzählte Asklepiodes meine Vision; er saß mir, das Kinn in die Hand gestützt, gegenüber und gab gelegentlich ein weises Murmeln von sich. Als ich fertig war, nahm er seine grausame Arbeit wieder auf.
    »Das Auftauchen von Personen, mit denen du in jüngster Zeit zu tun hattest, ist keineswegs ungewöhnlich, selbst in normalen, weniger unheilschwangeren Träumen«, sagte er. »Aber die Erscheinung eines mythischen Ungeheuers ist stets von größter Wichtigkeit. Hat Cerberus bei euch eine Nebenbedeutung, die er bei uns Griechen nicht hat?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, sagte ich. »Er ist der Wachhund Plutos, der aufpaßt, daß die Toten die Unterwelt nicht verlassen und die Lebenden sie nicht betreten.«
    »Und Pluto, wie unterscheidet er sich von Hades?«
    »Nun, außer daß er der Herr der Toten ist, ist er auch der Gott des Reichtums.«
    »Das ist er bei uns auch, und unter demselben Namen, Pluto.
    Der Grund mag eine Verwechslung mit Pluto sein, dem Sohn der Demeter, die ebenfalls eine Verkörperung des Reichtums ist.
    Andererseits könnte es auch daran liegen, daß beide von dem griechischen Wort für>Reichtum    »Das macht dir doch Spaß«, sagte ich.
    »Ein Gespräch unter gebildeten Menschen macht mir immer Spaß«, sagte er, mich absichtsvoll mißverstehend. »Aber es ist durchaus möglich, daß Reichtum hinter alldem steckt.«
    »Das tut es meistens, wenn Menschen irgendeine Schurkerei planen«, sagte ich. »Aber ich glaube, daß es auffallender ist, daß Cerberus drei Köpfe hat. Ein Körper, drei Köpfe: Das ist wichtig.«
    »Du hast die Köpfe von Pompeius und Crassus gesehen, Feinde, mit denen du in der Vergangenheit aneinandergeraten bist. Aber der dritte war verschwommen?«
    »Er war nicht zu erkennen, aber der größte von allen dreien.
    Wer kann das sein? Wer könnte größer als Pompeius und Crassus sein?« Das kam mir in der Tat unmöglich vor.
    »Ich nehme nicht an, daß es Clodius

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