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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mich los, und ich bückte mich, um meine Waffen aufzuheben. Die Anklage war erhoben, so daß es jetzt auch egal war, wenn ich sie weiterhin mit mir führte. Clodius und ich tauschten einen letzten wütenden Blick, dann wandte ich mich ab, um meinem Vater zu folgen.
    »Du bist schon immer ein Vollidiot gewesen«, setzte mein Vater an, als wir über das Forum gingen, »aber das übersteigt deine bisherigen Ungeheuerlichkeiten bei weitem. Was um alles in der Welt ist in dich gefahren, daß du versuchst, Clodius mitten in einer römischen Gerichtsverhandlung vor der Nase des obersten Praetors zu ermorden?«
    »Ich dachte, ich krieg vielleicht nie wieder eine solche Chance!« sagte ich.
    »Ich habe dich ausdrücklich angewiesen, dich von ihm fernzuhalten.«
    »Ich habe alles versucht«, protestierte ich. »Er hat mir aufgelauert. Er hat ein Dutzend Männer auf mich angesetzt. Ich mußte rennen und kämpfen.«
    »Dann darf ich davon ausgehen, daß das Blut an deinem Dolch weder deins noch Clodius' ist? Ich dachte, es sei besser, dich das nicht vor dem Praetor zu fragen.«
    Ich zuckte die Schultern, die sofort wieder stechend zu schmerzen begann. »Oh, es ist durchaus möglich, daß irgendwo auf den Straßen ein oder zwei Leichen herumliegen. Niemand von Bedeutung, nur Clodius' angeheuerter Abschaum.«
    »Gut. Der Gedanke, nicht nur einen Idioten, sondern auch einen Feigling großgezogen zu haben, wäre mir schrecklich.
    Wie schlimm ist deine Schulter?«
    »Nett, daß du fragst. Sie tut weh und blutet heftig. Ich denke, sie muß genäht werden. Ich werde Asklepiodes im Trans-TiberDistrikt aufsuchen. Er hat mich schon öfter zusammengeflickt.«
    »Die Frage ist, ob ich dir zutrauen kann, dorthin zu gelangen, ohne in weiteren Ärger zu geraten?« Der Gedanke, mich zu begleiten, wäre ihm natürlich nie gekommen.
    »Ein Kampf am Tag ist selbst für meinen ruhmsüchtigen Geist genug, Vater.« Inzwischen hatten wir das Forum verlassen, und Passanten musterten irritiert meine wüste Erscheinung.
    »Ich denke, du solltest die Stadt für eine Weile verlassen«, sagte Vater.
    »Aber ich bin doch gerade erst zurück!«
    »Rom erträgt eben nur ein gewisses Maß deiner Anwesenheit.
    Die Verwaltung des Anwesens in Beneventum wird dich vielleicht ein wenig beruhigen. Die harte Realität ländlicher Arbeit kann sich nur positiv auf deinen Charakter auswirken.«
    Bei uns herrscht die verbreitete Ansicht, daß das einzig wahre, anständige Leben in der Landwirtschaft liegt. Wahrscheinlich, weil es das mit Abstand langweiligste Leben ist, das man sich vorstellen kann. Natürlich ist es nicht tugendhaft, auf dem Land zu arbeiten. Die Tugend besteht darin, es zu besitzen. Wie die Oberaufsicht über einen Aufseher, der einen Haufen Sklaven herumkommandiert, einen den Realitäten des Landlebens und der Ackerbestellung näherbringt, habe ich nie begriffen, aber viele Menschen schwören darauf.
    »Ich habe eine Ermittlung durchzuführen, Vater«, sagte ich.
    »Ich kann sie nicht einfach abbrechen, um zuzuschauen, wie Sklaven unter Weinreben Dung verteilen.«
    »Was du willst, ist nicht von Bedeutung«, sagte er.
    Eine der ärgerlichsten Bestimmungen des römischen Rechts ist diejenige, die dem Pater familias die lebenslängliche Autorität verleiht. Man kann ein grauhaariger Oberbefehls haber der Legionen und Eroberer von Provinzen sein, bleibt aber, solange der eigene Vater noch lebt, rechtlich gesehen ein Kind.
    »Es geht um die Sicherheit des Staates«, beharrte ich.
    Er stieß ein kurzes, humorloses Lachen aus. »Diese Geschichte mit den Riten dieser ausländischen Göttin?«
    »Es geht um mehr als das«, sagte ich mit gewissem Nachdruck.
    »Erzähl schon«, sagte er, während er aus langjähriger Gewohnheit im üblichen Legionärstempo voranmarschierte.
    Ich gab ihm einen leicht gekürzten Bericht über meine bisherigen Ermittlungsergebnisse, garniert mit einigen Mutmaßungen über ihre mögliche Bedeutung. Julias Identität lüftete ich nicht. Er würde nur glauben, daß jede Frau, die meine Vorliebe fürs Herumschnüffeln teilte, unwürdig sein mußte.
    »Du glaubst also, Pompeius steckt hinter der Sache, was?« Er sagte es knurrend, aber ich wußte, daß sein Interesse geweckt war. Wie der Rest der aristokratischen Partei haßte er Pompeius und fürchtete, der Mann könnte sich zum König von Rom küren lassen.
    »Sonst ist niemand einer solchen Dreistigkeit fähig. Er hält sich schließlich einen Haufen zahmer etruskischer

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