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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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überlassen, und was ist ihre Qualifikation? Daß ihre Urgroßväter wohlhabende Bauern waren! Zumindest haben die Intriganten, die du so verachtest, gearbeitet und gekämpft und, ja, Komplotte geschmiedet, um zu bekommen, was sie wollten.«
    »Kann man Rom jemandem wie Clodius überlassen?« sagte ich.
    »Nein, aber nicht aus verfassungsrechtlichen Gründen. Ich habe vor, ihn vorher umzubringen. Aber du, wie schützt du dich gegen ihn? Abgesehen von der Freundschaft mit mir, meine ich.«
    »Es gibt immer noch jede Menge Menschen in Rom, die mit seiner Demagogie nichts anfangen können. Meine Nachbarn in der Subura werden seine Männer von meiner Tür fernhalten.«
    »Vergib mir, Decius, aber du genießt ihre Wertschätzung genausosehr für deine schillernden Gewohnheiten und deine Neigung zu Schlägereien wie für deine republikanische Gesinnung. Wie lange, glaubst du, kannst du ihrer Loyalität noch sicher sein, wenn es Clodius gelingt, Plebejer und zum Volkstribun gewählt zu werden, was sicher der Fall sein wird?
    Er verspricht jedem römischen Bürger ständige staatliche Getreidezuteilungen. Das ist ein machtvoller Anreiz, mein Freund.«
    »Das ist eines freien Volkes nicht würdig«, sagte ich widerwillig, wohlwissend, daß ich genau wie mein Vater klang.
    »Theoretisch mögen sie ja frei sein, aber sie sind arm, und das ist auch eine Form der Sklaverei. Die Zeit der Grundbesitzer ist vorbei, Decius, und sie kommt auch nicht zurück. Sie sind zum Pöbel geworden und werden deshalb auch politisch reagieren wie der Pöbel.«
    »Und du willst Rom als Führer des Pöbels kontrollieren«, sagte ich, und es war nicht als Frage gemeint.
    »Besser ich als Clodius.«
    »Dem werde ich nicht widersprechen.« Mehr ließ sich zu dem Thema nicht sagen. Ich betrachtete das karge, aber geschmackvolle Badehaus. »Es ist bestimmt bequem, ein derartiges Etablissement vor der Haustür zu haben.«
    »Es gehört mir«, berichtete Milo. »Mir gehört jetzt der ganze Block und alle Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite.«
    »Das ist mehr als bequem«, bemerkte ich, »es ist taktisch solide.«
    »Ich versuche nach vorn zu schauen. Warum läßt du dich nicht von meinem Masseur bearbeiten, wenn du dich hier genug eingeweicht hast?« Er wies auf eine niedrige Tür. »Der Raum mit den Massagebänken ist gleich dort.«
    Der bloße Gedanke ließ mich zusammenzucken. »Das letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist jemand, der auf meinem Körper herumtrommelt.«
    »Versuch's trotzdem mal«, sagte Milo. »Die Behandlung von Verwundeten ist seine Spezialität.«
    Milo war ein Mann, dessen Angebote man nur schwer ablehnen konnte, also probierte ich seinen Masseur.
    Erstaunlicherweise war der Mann genau das, was ich brauchte.
    Er war ein großer, kräftiger Kreter, und auf seine Art stand sein Wissen dem von Asklepiodes in nichts nach. Mit seinen kräftigen Händen griff er brutal zu an den Stellen, wo das Fleisch nur geprellt oder geschwollen war, während er die eigentlichen Wunden mit größter Behutsamkeit bearbeitete. Als er fertig war, fühlte ich mich tatsächlich beinahe wieder fit.
    Meine Muskeln und Gelenke ließen sich mit gewohnter Leichtigkeit bewegen, und nur die Stellen um die Wunden waren noch schmerzhaft verspannt. Ich fühlte mich fast schon wieder der nächsten Schlägerei gewachsen, wenn sie nicht allzu anstrengend war.
    Es gab noch immer eine offene, aber leicht zu beantwortende Frage, und ich machte mich auf den Weg, sie zu klären. Der Fußmarsch von Milos Zitadelle bis zum Aventin bot mir Gelegenheit, meine frisch massierten Muskeln zu entspannen, und nach dem Aufstieg war ich angenehm außer Puste.
    Ich stand auf den Stufen des wunderschönen Tempels der Ceres, von wo aus man die offene Seite des Circus Maximus überblicken kann und eines der atemberaubendsten Panoramen Roms genießt, und Rom ist eine Stadt mit vielen prächtigen Ausblicken. Neben seiner religiösen Nutzung im Dienst der außerordentlich wichtigen Göttin des Getreides war der Tempel das uralte Hauptquartier der Aedilen. Er war vor allem das Domizil der plebejischen Aedilen, die als Schiedsleute auf dem Getreidemarkt tätig waren, aber auch die curulischen Aedilen hatten trotz ihres höheren Rangs ihre Diensträume hier.
    Es herrschte großer Andrang, ein ständiges Kommen und Gehen, als ich die Treppe hochstieg, da die frühen Pflug- und Saat-Zeremonien demnächst beginnen sollten. Überall sah man hochgeborene römische Damen, da dies vor

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