Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)
Dunkel- und Hellphasen verbunden ist, hilft nichts besser als Licht, um am Zeiger der inneren Uhr zu drehen. Licht wird von der Wissenschaft nicht zufällig auch als »Zeitgeber« bezeichnet, denn es taktet neben anderen Faktoren die Rhythmen der Natur und hilft, die innere Uhr zu stellen.
Was passiert, wenn gar kein Licht leuchtet, hatten die deutschen Physiologen Jürgen Aschoff und Rütger Wever in dem bereits erwähnten Bunkerexperiment Mitte der 60er Jahre erforscht und dabei festgestellt, dass die meisten Menschen einen inneren 25-Stunden–Rhythmus besitzen. Wie gelingt es dem Menschen also, sich an die 24-Stunden-Phase der Erdrotation anzupassen? Die Antwort lautet: durch das Tageslicht. Die im Bunker vorhandenen Glühbirnen waren mit ihren höchstens 500 Lux zu schummrig, um den Tag-Nacht-Rhythmus zu beeinflussen. Deshalb lief die innere Uhr der Versuchspersonen in ihrem natürlichen 25-Stunden-Rhythmus. Erst ab 2000 Lux synchronisiert sich der menschliche Körper mit dem 24-Stunden-Tag der Erde.
Wer also an der inneren Uhr drehen will, sollte seinem Gehirn und Körper die passenden Signale liefern, um sich dem jeweiligen gewünschten Rhythmus anzupassen. Die Faustregel lautet: Wer die Uhr – wie etwa Eulen – um eine oder gar ein paar Stunden vorstellen möchte, der sollte gleich nach dem Aufstehen Licht tanken, denn dann tickt die innere Uhr schneller. Entweder läuft man zur Arbeit oder schwingt sich auf’s Fahrrad.
Wichtig bei allen sportlichen Aktivitäten ist, dass man sie an der frischen Luft ausübt. Eine Sonderstellung hat dabei das morgendliche Joggen. Man bekommt dadurch nicht nur eine Extraportion Sonne, die einem hilft, in den Tag zu kommen, sondern durchläuft quasi ein allumfassendes Gesundheitsprogramm. Einer Langzeitstudie des britischen Stanford University Medical Centers mit 500 Läufern zufolge mindert regelmäßiges Laufen den Alterungsprozess und das Risiko, an Krebs zu erkranken. Es belebt außerdem die Hirnfunktionen, beugt Knochenschwund vor und hilft, die Figur zu halten. Zudem regt es die Ausschüttung von körpereigenen Endorphinen und Serotonin an, die die Stimmung aufhellen und gute Laune machen.
Abends hingegen sollten Eulen, die vorhaben, ihre innere Uhr zu beschleunigen, körperliche Anstrengung meiden. Denn da schlägt der gewünschte Effekt ins Gegenteil um: Man ist aufgeputscht und kommt nicht ins Bett.
Eine weitere, etwas kostspieligere Methode wäre, das Frühstück unter einer Tageslichtlampe einzunehmen. Diese Methode hilft besonders im Winter, wenn sich der Sonnenaufgang bis in die späten Morgenstunden verschiebt, auch über das saisonale Stimmungstief hinweg, von dem viele heimgesucht werden. Tageslichtlampen imitieren das Lichtspektrum des natürlichen Sonnenlichtes und stammen, wen wundert’s, aus dem von kurzen Wintertagen geplagten Skandinavien.
Abends heißt es für Eulen dann: Rollos runter! Mit der Dunkelheit empfängt der Körper das einschläfernde Nachtsignal. Wer sich als Langschläfer im Sommer abends draußen aufhält, sollte also unbedingt eine Sonnenbrille aufsetzen.
Treiben Sie Ihren Melatonin-Spiegel in die Höhe
Eulen ticken langsamer als Lerchen. Ihr Tag-Nacht-Rhythmus schickt sie später zu Bett und lässt sie auch länger darin liegen bleiben, wenn sie dürfen. Die meisten freilich reißt morgens der Wecker aus dem Schlaf. Das bedeutet, dass sie den ganzen Tag unter Stress stehen. Forscher der Londoner Westminster-Universität wiesen bei Testpersonen, die vor 7.20 Uhr aufstehen mussten, bedeutend höhere Werte des Stresshormons Cortisol nach als bei Langschläfern. Dem entgegenwirken könnten Eulen, indem sie früher zu Bett gingen. Ihre Tragik ist jedoch, dass sie nach der Tagesschau einfach noch nicht müde sind und ihre Lider erst nach Mitternacht schwer werden. Das körperliche Problem ist Folgendes: Langschläfern fehlt zu diesem Zeitpunkt noch das Schlafhormon Melatonin, das die Müdigkeit verstärkt und einen in die Federn treibt. »Mela« kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet »schwarz«, Melatonin bedeutet also soviel wie »Schwarzmacher«. Experten bezeichnen es auch als den chemischen Ausdruck der Dunkelheit. Wenn der Körper das Melatoninsignal erhält, schaltet er auf Nachtbetrieb um: Die Körpertemperatur fährt herunter, das Hirn mäßigt seine Aktivität auf ein Mindestmaß und meldet: Ab in die Falle!
Die Produktion von Melatonin ist eng mit dem Tag-Nacht-Rhythmus und dem Sonnenlicht verknüpft. Fällt Licht
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