Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)
zufolge sollen die Anhänger die Pflanze, die um Jesus’ Kreuz herum wuchs und mit seinem Blut benetzt war, gesammelt und an Gläubige verschenkt haben, um sie über dessen Tod hinweg zu trösten. Daher nennt man das Öl des Johanniskraut auch »Blut Jesu Christi«.
In der Volks- und Naturheilkunde gilt Johanniskraut dementsprechend als Mittel gegen Melancholie, nervöse Verstimmungen, die den Schlaf rauben, Trübsinn und Depressionen. Maria Treben, deren Kräuterheilkundebuch in einschlägigen Kreisen den Status einer Bibel hat, schreibt, die Pflanze könne »bei Nervenleiden, Nervenentzündungen, Neurosen, Schlaflosigkeit und Nervenschwäche erfolgreich angewendet« werden, ebenso bei »unruhigem Schlaf, … Nachtwandeln, … Bettnässen und Depressionen.« [52] Eine Metastudie aus dem Jahre 2008, in der 29 Untersuchungen mit insgesamt mehr als 5000 Patienten zum Zusammenhang zwischen Johanniskraut und Depressionen ausgewertet wurden, gibt der kultigen Kräuterfrau recht. Johanniskraut hellt nachweislich die Seele auf.
Doch die photosensible Wirkung hat auch seine Nachteile. Im Sommer reagieren dünnhäutige Menschen besonders stark auf die künstlich provozierte erhöhte Sonneneinwirkung: Es kann wie bei einem Sonnenstich zu Magen-DarmErkrankungen, Benommenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und allergischen Hautreaktionen kommen. Wer also seinen Tag-Nacht-Rhythmus mit Johanniskraut in Balance halten will, sollte starke Sonne, aber auch Solarien und Strandurlaube, bei denen man sich stundenlang in der Sonne aalt, meiden. Wer das nicht kann oder will, der sollte die Einnahme von Johanniskraut spätestens zwei Wochen vor Urlaubsbeginn beenden.
Aus der Not eine Tugend machen: Berufe für Nachteulen
Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber die zweite Maus bekommt den Käse.
Anonymus
Was, wenn alle guten Ratschläge nicht helfen und Sie sich morgens noch immer bleischwer zur Arbeit schleppen? Wenn kalte Duschen und heißer Tee Sie nicht fit machen können und auch ein Powernap in der Mittagspause Sie nicht in Schwung bringt? Was, wenn Sie in Konferenzen, Gesprächen oder Telefonaten immerzu gegen die Last ankämpfen, die auf ihren Lidern liegt? Oder wenn Ihnen der ständige Schlafmangel die Lust auf Liebe und Leben vergällt? Was ist, wenn Ihre Gesundheit leidet, Ihr soziales Umfeld auseinanderbricht und Sie Ihre Dauermüdigkeit zum Außenseiter macht?
Da hilft nur noch eins: ein Bekenntnis zur Nacht!
Machen Sie Ihre Ausgeschlafenheit zum Beruf. Denn nicht nur Talent und Können, Fähigkeiten und Veranlagungen müssen bei der Berufswahl berücksichtigt werden, sondern auch die biologische Disposition. Ob man Eule ist oder Lerche, entscheiden die Gene. Ein Leben lang gegen seine Veranlagung anzukämpfen und der kreativen Hochphase derjenigen hinterherzuhecheln, die in unserer Arbeits- und Berufswelt die Regeln bestimmen, ist ein Kampf, den man eigentlich nur verlieren kann. Er ist gegen die eigene Natur und damit fast aussichtslos. Es gibt zwar Eulen, deren Zeitempfinden nur um eine halbe Stunden verschoben ist, die Regel ist aber, dass die Hochphase der Langschläfer dann beginnt, wenn die Frühaufsteher sich bereits auf die Mittagspause freuen. So kann keiner auf Dauer leben, selbst die anpassungsfähigste Eule nicht.
Ob Sie also als verdienter Berufsveteran noch mal umsteigen oder sich umschulen lassen, oder ob Sie als Schulabgänger gleich richtig einsteigen – in einer Arbeitswelt, die auf die Bedürfnisse von Lerchen ausgerichtet ist, können Sie vor allem in Jobs punkten, die anfangen, wenn andere Feierabend haben. Denn was machen Frühaufsteher, wenn sie die Bürotür hinter sich zufallen lassen? Sie gehen in Restaurants, Kneipen oder Kinos, besuchen eine Theater-, Ballett- oder Opernaufführung, halten sich in einem Fitness-Center in Form oder ihren Geist in Abendkursen auf Trab. Sie tanzen in Clubs oder trinken Cocktails in Bars. Sie nehmen ein Taxi nach Hause und ein Sixpack Bier und Zigaretten von der Tankstelle oder dem nächsten Kiosk mit. Sie rufen den Schlüsseldienst an, wenn sie ihre Tür zugeschlagen haben. Wenn sie zu Hause bleiben, hören sie Nachrichten im Radio oder regen sich im Fernsehen über den Gast einer Late-Show auf. Sie holen sich über Hotlines telefonische Auskunft oder Rat bei einer Seelsorge. Sie benutzen Onlinedienste und bestellen Ware über die 24-Stunden-Hotline.
Mit anderen Worten: Frühaufsteher erwarten, dass nach Feierabend ein Heer von Dienstleistern ihrem
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