Der Frühjahrsputz
früh gegessen«, sagte Bill. »Und Pizza ist nicht gesund. Du brauchst etwas Nahrhaftes.« Er öffnete den Schrank und nahm einen Teller heraus.
Quinn spielte mit dem Gedanken, die Nährstoffe aufzuzählen, die in Pizza enthalten waren, schwieg dann aber. Es war einfacher zu essen als zu argumentieren. Sie ging durch die Küche zu dem Schrank unter der Spüle und kramte darin herum. Katie trippelte ängstlich hinter ihr her, wobei ihre Krallen auf dem Fliesenboden klackten. »Wo ist denn das Welpenfutter vom letzten Mal?«
»Ganz hinten.« Bills Stimme klang gleichgültig, und Quinn zog ihren Kopf aus dem Schrank und sah, wie er Katie anstarrte.
Sie steckte den Kopf wieder in den Schrank und fischte das Welpenfutter heraus. Als sie sich erhob, hatte Bill ihr den Rücken zugewandt und häufte Nudeln und Sauce auf den Teller.
»In unserem Mietvertrag ist Tierhaltung verboten.« Bill stellte den Teller auf den Tisch und blieb wie ein missgelaunter Popeye mit verschränkten Armen daneben stehen.
Quinn füllte eine Schüssel mit Futter und stellte sie auf den Fußboden. »Komm her, Kleine. Abendessen.«
Der Hund beschnüffelte das Futter und begann vorsichtig zu fressen. Quinn füllte eine zweite Schüssel mit Wasser und stellte sie neben die andere. Mit gebeugtem Köpfchen verschlang Katie das Futter und sah dabei so niedlich aus, dass Quinn ihr über den Rücken streichelte.
Katie hockte sich nieder und begann zu pinkeln.
»Quinn!« schnauzte Bill so laut, dass der Hund zusammenzuckte.
»Ist ja schon gut.« Quinn wickelte ein Papiertuch von der Küchenrolle neben der Spüle ab. Katie blickte sie schuldbewusst und bestürzt an, und Quinn redete leise und beruhigend auf sie ein, während sie den Urin aufwischte und eine Flasche Desinfektionsspray aus dem Schrank holte. »Sie ist ein Unterwürfigkeitspinkler«, erklärte sie Bill und schrubbte derweil den Boden. »Das wusste ich nicht, weil ich sie den ganzen Tag auf dem Arm getragen habe. Sie wird nervös, wenn jemand sie streichelt, und -«
»Nun, ganz offensichtlich kann sie nicht hierbleiben«, meinte Bill triumphierend. »Heute Nacht können wir den Boden im Badezimmer mit Zeitung auslegen, aber morgen verschwindet sie.«
Ohne eine Erwiderung wischte Quinn den Fußboden trocken. Während sie sich die Hände wusch, machte Bill ihr ein Friedensangebot. »Dein Stroganoff wird kalt.«
Quinn ließ sich auf ihren Stuhl gleiten und nahm die Gabel auf.
Beifällig lächelte Bill ihr zu. »Also nimmt Edie den Hund -«
»Ich werde diesen Hund behalten.« Quinn legte ihre Gabel hin.
»Das geht nicht«, sagte Bill. »Er wird den Teppich ruinieren, und wir müssen den Schaden dann von unserer Kaution bezahlen. Außerdem bist du den ganzen Tag in der Schule. Wer soll denn dann auf ihn aufpassen?« Von seiner eigenen Logik überzeugt, schüttelte er den Kopf. »Du wirst ihn Edie geben.«
»Nein.«
»Dann werde ich es tun«, sagte Bill und begann zu essen.
Quinn wurde kalt. »Das soll ein Witz sein, oder?«
»Du bist unvernünftig«, sagte Bill kauend, bevor er den Bissen hinunterschluckte. »Dieser Hund würde dich in Null Komma nichts verrückt machen. Sieh ihn dir doch an. Alles, was er tut, ist zittern. Und pinkeln.«
»Ihr ist kalt«, sagte Quinn, doch Bill schüttelte nur den Kopf und aß weiter. »Hörst du mir überhaupt zu?« fragte sie und spürte, wie der Ärger in ihr hochstieg.
»Ja, ich höre dir zu«, antwortete Bill. »Und es geschieht nur zu deinem Besten, wenn ich ihn zu Edie bringe.«
Eine Minute lang platzte Quinn nahezu vor Wut, schluckte ihren Ärger dann jedoch hinunter, weil Herumschreien nur ein Problem schaffen würde, das sie anschließend wieder in Ordnung bringen musste.
»Es ist wirklich sinnvoll«, meinte Bill zu ihr. » iss jetzt dein Abendessen.«
Quinn starrte in sein blasiertes und selbstsicheres Gesicht und erkannte schlagartig, dass sie ein Monster herangezüchtet hatte. Bill dachte, sie werde nachgeben, weil sie das immer getan hatte; warum sollte er also etwas anderes erwarten? Sie hatte ihm seine Blasiertheit antrainiert. Sie blickte sich um. Noch nicht einmal die Wohnung war ihre. Bill hatte sie ausgesucht und den Umzug organisiert, und als sie gemeint hatte: »Sie ist zu beige«, hatte er nur erwidert: »Sie ist nur fünf Minuten von der Schule entfernt«, und das hatte so viel Sinn gemacht, dass sie nachgegeben hatte. Auch die Möbel hatte er gekauft, alles aus zweckmäßigem furniertem Fichtenholz, und als sie
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