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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz
Autoren: Jennifer Crusie
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meckern. Der BP betrachtete diesen Raum als sein Revier. Er war erst im letzten Monat renoviert worden und wirkte nun auf beinahe peinliche Weise plüschig, eine Sinfonie aus Scharlachrot und Grau. »Das Lehrerzimmer sollte mal so gut aussehen«, hatte Quinn gemeint, woraufhin Bobby geantwortet hatte: »Hey, die Sportler haben das verdient. Für wen haben denn die Lehrer etwas geleistet?«
    »Ich wünschte, Greta würde auch das Richtige tun«, fuhr Bobby nun fort. »Klar, nach dem nächsten Jahr geht sie in Rente, aber bis dahin dauert es noch anderthalb Jahre, und das ist eine lange Zeit, wenn man mit einer widerborstigen Sekretärin auskommen muss.«
    Bill hörte ihm nur halb zu, während er zum Lichtschalter ging, um alles dichtzumachen. Er wollte nach Hause und wie jeden Mittwoch das Abendessen für Quinn vorbereiten. Quinn. Allein bei dem Gedanken an sie wurde ihm warm ums Herz.
    »Ich meine, manchmal habe ich den Eindruck, sie verachtet mich«, sagte Bobby gerade.
    »Sie ist nur manchmal ein bisschen taktlos«, antwortete Bill. »Aber sie ist eine verflucht gute Kunstlehrerin, und das ist das Wichtigste.«
    »Nicht Quinn, Greta«, erklärte der BP. »Obwohl ich auch bei Quinn so meine Zweifel habe.«
    »Was macht Greta denn genau?« erkundigte sich Bill ein wenig schuldbewusst, weil er nicht richtig zugehört hatte.
    »Nun, nimm zum Beispiel meinen Kaffee«, sagte Bobby. »Ich bitte sie, mir eine Tasse zu bringen, und sie füllt eine Tasse und stellt sie auf die Ecke ihres Schreibtischs. Dann muss ich sie noch einmal bitten, sie zu mir ins Zimmer zu bringen.«
    »Warum holst du dir deinen Kaffee nicht selbst?« schlug Bill vor. »Die Maschine steht direkt auf dem Tisch neben deiner Tür. Wahrscheinlich noch näher bei dir als bei ihr.«
    »Hierarchie«, sagte Bobby. »Wieviel Autorität bleibt mir denn, wenn ich meinen Kaffee selbst hole?«
    Keine, und das ist sowieso nichts Neues.
    »Was würdest du tun?« fragte Bobby und Bill unterdrückte das Verlangen zu erwidern, dass er sich seinen Kaffee selbst holen würde, und meinte statt dessen: »Vermutlich würde ich einfach deutlich sagen, was ich erwarte, genauso, wie ich es bei den Jungs mache.«
    Bobby schaute ihn verständnislos an, daher fuhr Bill fort: »Ich mache ihnen klar, was ich von ihnen will. Ich rege mich nicht auf, ich erwarte lediglich, dass sie meine Ansprüche erfüllen. Erwarte von Greta, dir zu geben, was du willst, und letztendlich wird sie es tun.«
    »Das klingt reichlich optimistisch«, meinte Bobby »Nein.« Bill schaltete die Lichter aus und ging zur Tür. »Nimm zum Beispiel diese Sache mit Quinn und dem Hund. Sie weiß, dass wir keinen Hund halten können, also habe ich sie einfach daran erinnert, bis sie einverstanden war, ihn Edie zu geben.«
    »Edie ist noch so eine Person, die mich verunsichert«, sagte Bobby. »Diese älteren Frauen kennen keine Autorität.«
    »Sieh mal«, setzte Bill an, obwohl er ziemlich sicher war, auf verlorenem Posten zu stehen. »Die Menschen möchten, dass man gut von ihnen denkt, sie wollen die gute Meinung, die andere von ihnen haben, rechtfertigen. Wenn du den Menschen zeigst, was sie tun müssen, damit du sie schätzt, werden sie sich auch entsprechend verhalten - natürlich nur, wenn es im Bereich ihrer Möglichkeiten liegt. Erwarte niemals etwas von jemandem, das er nicht erfüllen kann.«
    »Greta kann mir Kaffee bringen«, sagte Bobby.
    »Und Quinn kann den Hund in ein gutes Zuhause abgeben.«
    Bill öffnete die Tür, und das letzte Sonnenlicht dieses Nachmittags fiel in seinen Kraftraum. »Man muss nur ein bisschen Geduld haben.«
    »Du bist echt klasse, Sportsfreund«, meinte Bobby, »ein wahrer Meister im Umgang mit Menschen.«
    Zufrieden fuhr Bill nach Hause. Den Hund Edie zu überlassen war eine gute Idee gewesen, typisch Quinn: Auf diese Weise löste sie Edies Einsamkeitsproblem und fand noch dazu ein gutes Zuhause für den Hund - zwei gute Taten auf einmal. Zwischen seinen Beziehungen hatte Bill einige Male alleine gelebt und es gehasst; er war deshalb sicher, dass es Edie auch nicht gefiel. Als er Quinn kennenlernte, hatte er sofort gewusst, dass sie die Richtige war, weil sie so vernünftig war und immer alles regelte. Mit Quinn in der Nähe gab es keinen Wellengang, sie sorgte für ruhiges Fahrwasser. Ein Jahr hatte er dazu gebraucht, sie zu überreden, ihn bei sich ein- - ziehen zu lassen, und weitere sechs Monate, damit sie mit ihm in die große Wohnung zog, die er für sie gefunden
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