Der Frühjahrsputz
sie sich immer wieder anschauten, seit Darla zum ersten Mal über den Rand der Wiege ihrer neugeborenen Schwester geschaut hatte und gar nicht begeistert gewesen war von dem, was sie sah. Es gab keinen Grund, warum jeder Mann verheiratet sein sollte. Oder jede Frau. Egal, wie glücklich Debbie in ihrer Ehe mit diesem Schwachkopf Ronnie sein mochte.
Oder wie glücklich sie mit dem alten festgefahrenen Max war, verdammt noch mal.
In ihrem Gedankengang lief irgend etwas falsch. Sie sollte nicht so wütend sein.
Vor allem sollte sie nicht so wütend auf Max sein, der überhaupt nichts falsch gemacht hatte und der zwanzigmal mehr wert war als dieser Nichtsnutz Ronnie. Es war nicht richtig, sich mit ihm zu langweilen, und sie schämte sich für diese Empfindung.
Dennoch ließ sich dieses Gefühl nicht verleugnen.
»Warum bist du plötzlich so empfindlich?« fragte Debbie, und wieder hatte Darla ein schlechtes Gewissen. Debbie mochte keine intellektuelle Leuchte sein, aber sie war eine gute Schwester. Schlimmer wäre es, die aufregende Zoë ertragen zu müssen, neben der Quinn grau und langweilig aussah. Deb war einfach Deb.
»Tut mir leid« sagte sie, und Debbie meinte: »Denk an meine Worte, Barbara wird in den nächsten Tagen hier auftauchen. Und wenn sie wie Lisa aussehen möchte, müsste sie ihre Haare auf wundersame Weise wachsen lassen, weil sie dem Mädchen fast bis zum Hintern reichten, als ich sie das letzte Mal sah.«
»Er trifft sich nicht mehr mit Lisa.« Darla stand auf, als Marty Jacobsen, wie immer zu spät, hereinrauschte. »Vielleicht wird Barbara ja vernünftig und hat es nun auf ungebundene Männer abgesehen.«
»Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte Debbie, »Die Menschen verändern sich nicht. Sie wird ihr Leben lang mit verheirateten Männern ausgehen. Eins kann ich dir sagen: Sollte, sie jemals anfangen, ständig im Eisenwarenladen bei Ronnie herumzuhängen, braucht sie bald keinen Friseur mehr, weil ich ihr sämtliche Haare ausreißen werde.«
»Menschen verändern sich wohl«, meinte Darla. »Wenn sie einen hinreichenden Grund dafür haben, können sie -«
Marty plumpste in Darlas Stuhl und sagte: »Hi, ich bin doch nicht zu spät, oder? Sprecht ihr über Barbara? Sie hat nämlich endgültig mit Matthew Schluss gemacht. Ich habe gehört, dass -«
Vier Uhr. Bill hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, der noch anstrengender wurde, weil der BP darauf bestand, den Jungs beim Krafttraining zu helfen, obgleich sie mehr davon verstanden, als er jemals darüber wissen würde. »Hey, Coach, glaubst du, Corey braucht mehr Gewichte?« rief Bobby nun zu ihm herüber, während Corey Mossert, Bills gewichtigster Sportler in mehr als einer Hinsicht, die Augen verdrehte.
»Er hat genug«, antwortete Bill und ging weiter zur nächsten Kraftbank, dicht gefolgt von Bobby.
»Diese Greta bringt mich noch zum Wahnsinn. Sie ist einfach alt, weißt du.« Bobby schüttelte den Kopf, und Bill hätte beinahe gesagt, »Sie ist fünfzig, das ist nicht alt«, aber da der BP gerade mal achtundzwanzig geworden war, hatte es vermutlich keinen Sinn, auf die relative Jugend seiner Sekretärin hinzuweisen.
»Sie glaubt, alles sollte so gemacht werden, wie Harvey es getan hat«, fuhr Bobby fort. »Kannst du dir das vorstellen?«
»Eigentlich hat Harvey alles so getan, wie sie es wollte«, sagte Bill, während er die Form des nächsten Spielers prüfte. »Im Grunde hat immer sie die Schule geleitet.« Das war auch nötig gewesen, weil Harvey in den letzten zwanzig Jahren geistig tot gewesen war, sich jedoch standhaft geweigert hatte, in Pension zu gehen, bis er vor vier Monaten auf dem Kürbisfest mit einem Herzinfarkt umgekippt und schließlich wirklich gestorben war, obwohl Quinn fand, das wäre schwer zu beurteilen, weil er fast genauso ausgesehen hatte wie bei jeder Konferenz.
»Siehst du?« meinte Bobby. »Deshalb geht es mit der Schule bergab; die Führung fehlt. Bis jetzt jedenfalls.«
Bill kontrollierte Jason Barnes Gewichtspaket, das genau die richtige Schwere hatte. Auf Jason konnte er sich verlassen.
Er nickte dem großen blonden Oberstufenschüler zu, den Quinn ›den Bill der nächsten Generation‹ zu nennen pflegte. Ihre Söhne würden eines Tages so wie Jason sein, groß und kräftig und zuverlässig.
»Weißt du, was Carl Brookner mir erzählt hat?« fragte Bobby unterdessen.
»Was denn?« erkundigte er sich, hauptsächlich, um Bobby einen Gefallen zu tun.
»Er sagte, er glaube, dass der
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