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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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dem Verlangen, ihn zu ohrfeigen, und einem gewissen Gefühl des Mitleids.
    »Ich war völlig perplex.« Stirnrunzelnd blickte Jason zur Tür des Materialraums. »Was sollte das überhaupt?«
    »Ich glaube, sie wollte mit dir ins Kino gehen«, meinte Quinn. »Ist natürlich nur eine wilde Mutmaßung.«
    »Was hätten Sie an meiner Stelle getan?« fragte Jason. »Was hätte ich denn sonst sagen sollen?«
    »Nichts«, antwortete Quinn. »Aber vielleicht hättest du etwas langsamer nein sagen können.«
    »Sie hat mich überrascht.« Jason schüttelte den Kopf. »Frauen.«
    Als er zu seinem Tisch zurückgekehrt war, ging Quinn in den kleinen Materialraum, wo Thea Farben einsortierte. »Alles in Ordnung?«
    »Hmm.« Thea reichte ihr den leeren Farbkarton. »Jetzt nehme ich mir die Tusche vor.«
    »Thea -«
    »Schon gut.« Thea hob den Karton mit der Tusche vom Boden auf. »Ich wollte nur einen Annäherungsversuch starten, wie Sie meinten. Schließlich habe ich nichts zu verlieren.« Der entschiedene Realismus in Theas Stimme versetzte Quinn einen Stich. »Thea, er war nur überrascht, das ist alles. Vielleicht wenn -«
    »McKenzie«, unterbrach Thea sie. »Er kennt mich seit dem Kindergarten. Sagen Sie jetzt nicht, vielleicht wenn er dich besser kennenlernte. Er kennt mich.« Sie riss den Tuschekarton mit weitaus mehr Heftigkeit auf als erforderlich. Tuscheflaschen aus Plastik fielen auf den Betonboden, platzten jedoch nicht auf. »Mist.« Sie bückte sich, hielt dann jedoch inne und sah zu Quinn hoch. »Wissen Sie, meine Mom will, dass ich auf der Abschlussfeier eine Abschiedsrede halte. Mein Vater will, dass ich möglichst viele Stipendien fürs College sammele, und mein gesellschaftliches Leben beschränkt sich im wesentlichen aufs Lernen und den Hilfsdienst für Sie. Alles dreht sich um Abschlüsse und Schule. Aber wenn ich Jason anschaue, sehe ich das wahre Leben, ich meine, jemanden, der etwas unternimmt. Der da ist , verstehen Sie?«
    Da Quinn ziemlich sicher war, dass die einzigen Orte, an denen Jason gewesen war, Sportplätze und Rücksitze von Autos mit Cheerleadern waren, verstand sie das nicht, aber andererseits war Thea an noch weniger Orten gewesen. »So ungefähr.« Wie Nick , dachte sie. Anders als ich.
    »Und dann sprachen Sie davon, keine Kompromisse einzugehen, und ich dachte -« Sie zuckte mit den Schultern. »Es war dumm von mir.«
    »Es war nicht dumm.« Quinn bückte sich, um ihr beim Aufsammeln der Tuscheflaschen zu helfen. »Männer mögen keine Überraschungen. Ich bringe einem bestimmten Mann ähnliche Gefühle entgegen, und er will auch nichts mit mir zu tun haben.«
    »Männer sind dämlich«, meinte Thea und begann, die Tusche in die Regale einzuordnen.
    »Ziemlich«, bestätigte Quinn und ging wieder in ihr Klassenzimmer zurück, wo sie Jason so lange anstarrte, bis der »Was?« fragte und sie zugeben musste, dass er nichts Falsches getan hatte. Arme Thea.
    Ihr Verständnis für Thea steigerte sich um ein Zehnfaches, als sie nach der Schule zur Reparaturwerkstatt fuhr, um ihre Bücher abzuholen und Nick seine Jacke zurückzubringen. Ihr Herz raste wie ein Vorschlaghammer.
    Sie klopfte an die Hintertür und trat gleichzeitig ein, wobei sie rief: »Hallo? Nick?«
    »Hier drüben.«
    Er zog gerade die Radmuttern an der Felge eines Escorts an, und einen Moment lang blieb sie schuldbewusst stehen, um den Anblick seiner Armmuskeln zu genießen, vor allem seiner Unterarme, aber auch des Bizeps unter seinem Hemd. Nick war kein Muskelprotz, dafür war er zu schlaksig, aber die Arbeit in der Werkstatt hatte ihn kräftig und stark werden lassen, und seine Arme sahen großartig aus. Der Rest seines Körpers sah vermutlich auch großartig aus. Du bist ein hoffnungsloser Fall, sagte sie sich, aber dennoch genoss sie den Anblick. Gucken war schließlich nicht verboten. Solange sie ihn nicht bat, mit ihr ins Kino zu gehen, war sie auf der sicheren Seite.
    Nick unterbrach seine Arbeit und richtete sich auf, um sie über die Schulter hinweg anzublicken. Er sah klasse aus. Nie zuvor war ihr dieser Gedanke gekommen, er war immer nur Nick gewesen, und jeder wusste, dass Max der gutaussehende Ziegler-Bruder war. Nun jedoch betrachtete sie Nick mit anderen Augen, sah, wie heiß der Blick in diesen dunklen Augen und wie widerspenstig sein dichtes dunkles Haar war, so als käme er gerade aus dem Bett. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass Nick aussah, als habe er gerade Sex hinter sich - oder vielleicht vor sich. Der

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