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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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uns, Quinn.« Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, woraufhin er davonstolzierte, aber Quinn war klar, dass - sollte irgend etwas schiefgehen mit der zehnten WBL-Meisterschaft oder dem Finanzierungsplan - man ihr dafür die Schuld geben würde und sie dafür bezahlen müsste.
    Beim Mittagessen musste sie Edie und der ganzen Fakultät Rede und Antwort stehen.
    »Deine Mom hat mir erzählt, dass du Bill verlassen hast«, sagte Edie und blickte Quinn mit ihren blauen Augen über die verkratzte Holzmaserung des Kunststofftisches im Lehrerzimmer hinweg prüfend an. »Sie hat sich ziemlich darüber aufgeregt.«
    »Ich weiß.« Energisch öffnete Quinn den Verschluss ihrer Diätcola und ignorierte das lebhafte Interesse der anderen Anwesenden, insbesondere das der beiden Frauen, die unmittelbar neben ihnen saßen.
    Marjorie Cantor, die größte Klatschbase der ganzen Schule, war vermutlich hin- und hergerissen zwischen der Alternative, sich bei Quinn einzuschmeicheln, um die Informationen aus erster Hand zu bekommen, oder sie mit Missachtung zu strafen, weil sie den netten Coach Hilliard hatte sitzenlassen. Die adrette kleine Petra Howard hingegen sah einfach nur verwirrt aus. Petra, stets weltfremd, war im letzten Monat zu dem Schluss gekommen, dass ihre Studenten sich gegen sie verschworen hatten - angesichts Petras miserabler pädagogischer Fähigkeiten war dies auch nicht völlig paranoid -, und nun verbrachte sie soviel Zeit wie möglich im Lehrerzimmer, um sich dort zu verstecken und sich zwecks Ablenkung mit dem Leben anderer zu beschäftigen.
    »Du hast einen schönen Pullover an, Quinn«, ließ sich Petra nun vernehmen. »So eine tolle Farbe.«
    »Danke«, sagte Quinn und wandte sich wieder Edie zu. »Mom regt sich immer über Veränderungen auf.«
    »Sie befürchtet, dass du ein gesichertes Leben wegwirfst.« Edie schürzte leicht die Lippen. »Deine Mutter legt viel Wert auf Sicherheit.«
    »Wirklich ein sehr schöner Pullover«, meinte Petra.
    »Ich kann selbst für meine Sicherheit sorgen«, sagte Quinn.
    »Hey, ich stehe auf deiner Seite«, sagte Edie. »Deine Mutter regt sich auf, nicht ich.«
    »Wo hast du diesen hübschen Pullover gekauft?« fragte Petra, und Marjorie verdrehte die Augen. Auf das Belauschen von Gesprächen über die neueste Pullovermode war Marjorie nicht erpicht, sie wollte vielmehr bis ins letzte Detail alles über das größte Trennungsdrama in der Geschichte der Tibbett High erfahren, seit der letzte Coach seine Frau wegen einer Kellnerin verlassen hatte.
    Um Marjorie zu ärgern, lächelte Quinn Petra zuckersüß zu und sagte: »Der ist schon alt. Ich habe ihn in einer Boutique in Columbus entdeckt, als ich meine Schwester das letzte Mal besuchte.«
    »Ich glaube, du lässt sie ihr eigenes Leben mit anderen Augen sehen«, fuhr Edie fort.
    »Wie kommst du denn darauf?« wollte Quinn ernsthaft verblüfft wissen. »Ich wüsste nicht, warum das, was ich tue, irgendeinen Einfluss auf sie haben sollte.«
    »Gab es den auch noch in anderen Farben?« fragte Petra. »Lavendel steht mir einfach nicht.« Petra sah tatsächlich wie ein Zombie aus, aber das lag nicht an ihrer Kleidung.
    »Neunzehnhundertsechzig war er bestimmt noch in anderen Farben zu bekommen«, sagte Quinn und versuchte, nicht genervt zu klingen. »Er ist alt, es gibt keine mehr.« Außerdem hatte er nur fünf Dollar gekostet, aber Quinn hatte keine Lust, Marjories Tag zu retten, indem sie ausposaunte, wie billig sie war.
    »Wahrscheinlich gar keinen Einfluss«, meinte Edie beschwichtigend. »Also, da du nun ja mehr Freizeit hast, könntest du dich um die Ausstattung für das Theaterstück kümmern, um die Bühnenbilder und die Kostüme. Das Entgelt dafür beträgt tausend Dollar, das ist gar nicht schlecht. Wenn du es nicht machst, muss ich mich wohl wieder an die Eltern wenden. Erinnerst du dich noch an Klang der Musik?«
    Quinn zuckte förmlich zusammen. In ihrem ganzen Leben hatte sie nie so schäbige Alpen gesehen. »Zehn Wochen lang jeden Abend. Das ist ein Hungerlohn.«
    »Vielleicht in einem schönen Blauton«, meinte Petra. »Ist das Wolle?«
    »Bitte sag mir nicht, dass das nein heißt.« Edie versuchte, streng auszusehen, aber das lag ihr nicht. Weichherzige kleine Blondinen werden nicht wütend.
    »Ich beginne gerade ein völlig neues Leben«, sagte Quinn. »Ab jetzt bin ich egoistisch.« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Marjorie sich vorbeugte.
    »Hast du keine Angst vor Motten?« wollte Petra wissen, und

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