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Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Titel: Der Fruehling des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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Via Caracciolo zu peitschen. Mittlerweile spritzten die Wellen, die durch den Wind noch verstärkt wurden, so hoch, dass man es von den Balkonen der Via Generale Orsini in Santa Lucia aus sehen konnte.
    Ruggero Serra di Arpaja hatte sich ans Fenster gestellt, um den ersten Frühlingswind, der vom Meer her kam, auf seinem Gesicht zu spüren. Er kam ihm nun jedoch wie eine Drohung vor und spendete ihm nicht den erhofften Trost.
    Es konnte nicht mehr lange dauern, das wusste er. Er hatte zwar keine Ahnung, was passieren würde, aber es würde auf jeden Fall bald geschehen. In der Zeitung konnte man die Details nachlesen, die er schon kannte; andere wiederum wurden geheim gehalten.
    Der Professor setzte kein großes Vertrauen in die Öffentliche Sicherheit und auch nicht in die Gerichte: Seit mehr Jahren, als ihm lieb waren, hatte er jeden Tag mit beiden zu tun und stellte sie sich stets als großes langsames Tier vor, das, obwohl es sich bewegt, sein Ziel nie erreicht.
    In jener Zeit wurde der Verwaltungsapparat außerdem auch noch durch die Politik behindert, die die Behörden zu ihren eigenen Zwecken ausbremste und deren Arbeit in andere Bahnen lenkte.
    Jetzt stand alles auf dem Spiel, was er sich aufgebaut hatte. Zum hundertsten Mal ging er den möglichen Verlauf der Ereignisse durch, wobei er sich wie eine Maus in der Falle fühlte. Die Erinnerung stieg in ihm auf wie eine Welle der Übelkeit, die er stoppte, indem er die Augen schloss; er sah das Blut vor sich. Eine Sache war es, darüber unbeteiligt in seiner Kanzlei zu sprechen, mit Schuldigen, die er verteidigte, um ihre Verurteilung zu verhindern: unwürdigem, doch begütertem Abschaum, der bereit war, für seine Freiheit zu zahlen. Etwas anderes, mittendrin zu stehen.
    Herrje, wenn er an all das Blut dachte. Instinktiv starrte er auf seine nackten Füße; er merkte, dass er, seit er nach Hause gekommen war und sich die schmutzigen Schuhe ausgezogen hatte, kein anderes Paar mehr angezogen hatte. Er musste sie verschwinden lassen, und zwar höchstpersönlich, denn er konnte sich in dieser Sache niemandem anvertrauen.
    Im milden Wind seufzte er; seine größte Angst, die ihm die Kehle zuschnürte und ihm keine Luft mehr zum Atmen ließ, betraf nicht das, was ihm passieren könnte. Seine Befürchtungen bezogen sich auf das, was Emma tun würde. Um eine Antwort darauf zu erhalten, hätte er sich Mut machen und ins Theater gehen müssen. Und zwar noch am selben Abend.

    Von draußen hörte man einen Hund bellen. Bambinella hatte sich auf einem kleinen chinesischen Sesselchen niedergelassen und dabei die Sitzhaltung eines braven, wohlerzogenen Mädchens eingenommen: die Beine nebeneinander und die Hände im Schoß.
    »Und, Brigadiere, was gibt’s denn so? Möchten Sie endlich mal ’was Neues ausprobieren? Sie wissen ja, für Sie ist alles gratis.«
    »Schön wär’s, aber mir ist schon das Alte Abwechslung genug. Du weißt, dass ich wie immer rein geschäftlich hier bin.«
    Der Transvestit schnaubte, nicht ohne Anmut.
    »Ach herrje, wie langweilig, Arbeit, Arbeit, immer nur Arbeit. Nehmen Sie sich doch mal eine halbe Stunde Auszeit! Ein schöner Mann wie Sie, so maskulin, und dann so behaart! Na ja, abgesehen vom Kopf natürlich. Da könnten Ihnen ein paar Haare mehr nicht schaden, stimmt’s?«
    »He, werd’ bloß nicht frech, sonst loch’ ich dich ein. Meine Harre geh’n dich überhaupt nichts an und sind da, wo sie hingehören. Kümmere dich lieber um deine eigenen, dein Gesicht ist ganz blau.«
    »Ja, leider, ich weiß. Ich hab’ die Sorte Bart, die sofort nachwächst. Aber ich bin auch noch nicht geschminkt, Sie können sicher sein, dass man danach nichts mehr sieht. Also, was gibt’s Neues? Von meinen Freundinnen aus der Sanità hab’ ich gehört, dass Sie den Mörder von Donna Carmela suchen, der Kartenleserin, stimmt’s?«
    Maione machte eine weit ausholende Geste.
    »Diese Stadt ist doch wirklich zum Kotzen. Man braucht bloß am Hauptbahnhof zu niesen und schon sagt jemand auf dem Vomero: Gesundheit! Ja, wir ermitteln. Weißt du ’was darüber?«
    »Nein, Brigadiere, in der Sache kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Abgesehen davon, dass es nicht mein Einzugsgebiet ist, mit all dem Gesindel, das sich dort rumtreibt; und ich hab’ auch weiter nichts gehört. Nur, dass sie nebenbei auch Geld verlieh, zum Zeitvertreib gewissermaßen, wussten Sie das schon?«
    »Ja, das ist uns bekannt. Was weißt du sonst noch?«
    »Sie war ziemlich gut im

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