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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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war.
    »Er wird bald wieder auftauchen, Sie werden sehen«, versicherte er Jack mehr als einmal.
    Gleichwohl beschlossen sie, Storts Kleider in den von ihm zurückgelassenen Müllsack zu stopfen und zusammen mit seinem Rucksack gut sichtbar neben den Menhir zu legen. Zum Andenken an den Kameraden steckte Pike grimmig ein trockenes Stück Treibholz daneben in die Erde. Mit zitternder Stimme und hohlem Blick sprach Brif ein paar Abschiedsworte.
    »Schrecklich, einfach schrecklich …«, murmelte er und wandte sich ab, kaum dass die traurige Zeremonie beendet war. »Aber, Gentlemen, wenn wir noch länger hier verweilen, macht sich Verzweiflung breit, und wir verlieren die Lust, die Reise nach Brum fortzusetzen, wo ein Haufen Arbeit auf uns wartet – und wo wir, wenn es dafür nicht schon zu spät ist, eine junge Dame zu befreien haben, nicht wahr, Jack?«
    Jack konnte dem nur beipflichten. Genau wie Barklice glaubte er eigentlich nicht daran, dass Stort tot war. Er stand auf und begann, den Lagerplatz aufzuräumen, wie er es die anderen tags zuvor hatte tun sehen. Keiner von ihnen rührte sich.
    »Wenn Sie alle mithelfen«, sagte er, als er erkannte, dass sie eine Aufmunterung brauchten, »sind wir umso schneller fertig. Mister Barklice, schütten Sie bitte die Feuerstelle zu. Mister Pike, seien Sie doch so freundlich, die Töpfe und das Besteck zu reinigen. Master Brif … Sie haben vergessen, Ihre karierte Decke einzupacken.«
    Auf diese Weise brachte Jack sie dazu, sich abmarschbereit zu machen.
    Doch selbst als alles getan war und sie nur noch losmarschieren mussten, standen sie herum und sahen einander an. Keiner wollte gehen.
    Wieder war es Jack, der ihnen aus der Sackgasse heraushalf.
    »Gentlemen«, sagte er, indem er sich derselben Anrede bediente wie sie, »vielleicht wird uns leichter zumute sein, wenn wir einen letzten Versuch unternehmen, nach Hinweisen darauf zu suchen, was Mister Stort widerfahren ist. Ich möchte die Reise nach Brum fortsetzen und Katherine suchen, aber ich würde leichteren Herzens gehen, wenn ich wüsste, dass wir das Gelände im Norden durchkämmt haben, das wir gestern wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht absuchen konnten.«
    »Gut gesprochen, Jack«, sagte Brif. »Denn das können wir auf dem Weg zu dem Pfad tun, der uns nach Brum zurückbringen wird.«
    Der Wind blies ihnen den Regen in die Augen und erschwerte die Sicht über den See.
    Verschiedene Vögel hockten am Ufer, und sie vernahmen die Klagerufe anderer, die der Wind über das Wasser trug.
    »Ein Reiher, glaube ich, Master Brif«, sagte Barklice und deutete auf eine grauweiße Masse, die in der Ferne auf den Wellen wippte. »Möwen, meine ich!«, erwiderte Brif.
    Pike hatte bessere Augen als seine alten Freunde.
    »Menschenmüll«, knurrte er. »Wahrscheinlich Plastik.«
    »Vorwärts, meine Herren!«, befahl Brif, der dieser nutzlosen Diskussion überdrüssig war. »Suchen wir das Ufer ab, wie Jack vorgeschlagen hat.«
    Schon bald erkannten sie, wie klug Pikes Entscheidung gewesen war, dieses Gebiet nicht bei Nacht abzusuchen. Das Gelände war bucklig und unwegsam, voller tückischer Schlammlöcher, Stolperfallen aus Draht und herumliegender Betonklötze. Der Regen peitschte ihnen ins Gesicht und machte den Boden schlüpfrig. Bald schon verloren sie den Stein und beinahe auch einander aus den Augen, während sie umherstolperten und nach Anzeichen Ausschau hielten, die zu der Hoffnung Anlass gaben, dass Stort irgendwie überlebt hatte, oder wenigstens nach einem Hinweis darauf, wie er ums Leben gekommen war.
    Eins wurde bald klar. Durch den Regen war der Wasserstand so gestiegen, dass der Pfad, auf dem sie in die Quoits gelangt waren, nun überflutet war. Daher beschlossen sie, zum Stein zurückzukehren und den Ort über das höher gelegene, trockene Gelände im Nordosten zu verlassen.
    Das eröffnete ihnen die Möglichkeit, ein letztes Mal das Ufer des anschwellenden Sees abzusuchen. Plötzlich stieß Pike einen markerschütternden Schrei aus und deutete auf einen Gegenstand, der im seichten Wasser zwischen den Steinen lag.
    Es war Storts Hemdhose, schlammverschmiert und zu Fetzen zerrissen. Sie sah aus, als liege sie schon seit Tagen und nicht erst seit Stunden dort.
    »Ein großer Fisch aus der Tiefe hat ihn geholt«, sagte Pike, der es nicht über sich brachte, den Namen des mutmaßlichen Schuldigen auszusprechen, der im Deutschen »Hecht« und im Englischen »Pike« lautete wie sein eigener.
    »Ja«, pflichtete

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