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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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lag auf der Seite und säugte an dicken, prallen Zitzen vier Junge.
    Katherine brauchte eine Weile, bis sie sich von dem Schreck erholt hatte. Dann bemerkte sie, dass sie sich im Freien befand. Der Tunnel mündete in einen kleinen Innenhof, umringt von alten Häusern, deren Wände bis zum dritten Stock kahl waren.
    Das einzige Licht kam vom Nachthimmel und von zwei Fenstern weit über ihr. Hinter einem ging gerade ein Schatten vorüber, ein Mensch. Katherine schrie, doch niemand reagierte. Sofort sprang das Weibchen auf, sodass die Jungen nach allen Seiten purzelten, und steuerte auf sie zu.
    Sie erstarrte und wartete.
    Das Tomter-Weibchen kam näher, und Katherine sah, dass es viel größer war als das Männchen, beinahe so groß wie sie selbst. Riesig, um genau zu sein, mit einem bulligen Körper und kräftigen Pfoten, mit denen es sie nach Belieben zermalmen konnte. Katherine war starr vor Angst.
    Es gab ihr nur einen Stups, und die Wucht reichte aus, um sie nach hinten zu schleudern.
    Dann legte es sich wieder hin, leckte sich das hässliche Maul und schenkte Katherine nicht die geringste Beachtung, als diese sich langsam umdrehte und versuchte, in den Gang zurückzukehren, aus dem sie gekommen war. Unmöglich. Das Männchen versperrte den Weg.
    Sie musste wohl oder übel bleiben, offensichtlich als Frischfleischvorrat für die Tomter, denn soweit sie erkennen konnte, gab es keinen anderen Ausgang.
    Die Ruhe von jemandem, der gerade seinen schlimmsten Albtraum erlebt, überkam sie, und sie setzte sich völlig erschöpft in den Schmutz.
    Erstaunlicherweise musste sie irgendwann eingeschlafen sein, denn als sie hochschreckte, erfüllte Dämmerlicht den Hof, und das Himmelsgeviert über ihr zeigte ein mattes Grau.
    Es waren weder die Tomter noch ihre Jungen, die sie geweckt hatten, sondern der Hufschlag eines Pferdes. Ganz in der Nähe, aber wo genau, war schwer zu sagen. Auch die Tomter hörten ihn. Sie wurden zunächst unruhig und dann seltsam fromm, als seien sie müde. Die Jungen schliefen bereits ineinandergeschlungen in dem Unrat, auf dem die Pfoten ihrer Mutter ruhten. Das Männchen schlüpfte an Katherine vorbei, gähnte und legte sich zum Schlafen neben seine Familie.
    Das Hufgetrappel im Tunnel entfernte sich wieder, und Katherine nutzte die Gelegenheit, ihm zu folgen. Es kam ihr sehr nahe vor, aber sie holte es nicht ein, und auf einem Weg, den sie allein nie gefunden hätte, führte es sie durch das Labyrinth von Gängen.
    Dann verklang es, und als sie um die nächste Ecke bog, blickte sie unversehens in die Augen des Torwächters Tirrich.
    »Ich habe Sie gesucht«, sagte er. »Ich habe ihnen gesagt, dass ich Sie finden würde, und sie haben sich darüber gefreut. Sie sind Ihnen nicht böse, weil Sie geflohen sind. Die Fyrd respektieren Kämpfer. Sie stinken nach Tomter. Sie müssen an welchen vorbeigekommen sein, ohne dass sie Sie bemerkt haben.«
    »Sie haben mich sehr wohl bemerkt. Ich war in ihrem Bau.«
    Tirrichs Augen weiteten sich.
    »Unmöglich, sie hätten Sie bei lebendigem Leib gefressen.«
    »Das hatten sie wohl auch vor, aber … ich bin ihnen entwischt.«
    »Wie?«
    »Einfach so.«
    Ein Gefühl sagte ihr, dass es besser war, die plötzliche Schläfrigkeit der Tomter und das Hufgetrappel nicht zu erwähnen. Das wäre dann doch zu weit hergeholt erschienen.
    »Folgen Sie mir, Miss, und denken Sie daran, dass in New Brum nichts so ist, wie es scheint. Laufen Sie außerdem nicht wieder weg, ein zweites Mal haben Sie möglicherweise nicht so viel Glück.«

58
AUFBRUCH
    J ack und die anderen wachten früh auf, obwohl sie von der langwierigen Suche nach Stort am Abend zuvor noch müde waren. Sie spannten rasch eine Plane auf, um sich und das Lagerfeuer vor dem Regen zu schützen, während sie frühstückten.
    Jack erhielt die Aufgabe, Wasser zu holen und Brennholz zu sammeln, während Pike und Barklice, die erfahrene Zelter waren, ihr provisorisches Schutzdach so ausrichteten, dass sie das ablaufende Regenwasser dazu benutzen konnten, sich zu duschen und zu waschen und anschließend ihre Wasserflaschen zu füllen.
    Nach Storts mutmaßlichem Tod war die Stimmung gedrückt. Brif sprach wenig, Pike überhaupt nichts. Der praktisch denkende Barklice, der offenbar keine Erinnerung an seinen Gemütsanfall vom Vorabend hatte, wollte so schnell wie möglich das Lager abbrechen und nach Brum zurück. Doch im Unterschied zu den beiden anderen glaubte er jetzt keine Sekunde mehr daran, dass Stort tot

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