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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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die leere Zurschaustellung ihres Reichtums investierten, wie es ihre Nachbarn in New Brum taten, sondern in geheime Sammlungen von Artefakten, in kaum bekannte Museen und vor allem in die Bibliothek, diese großartige und einmalige Bibliothek, deren Leitung sie nicht etwa einem der Ihren übertrugen, wie es andere wohl getan hätten, sondern dem Schreiber, der sich nach einhelliger Meinung am besten für die Aufgabe des Sammelns, Konservierens und Forschens eignete, nämlich Master Brif, dem Abkömmling einer der ältesten Hyddenfamilien von Brum.
    Ihm gewährten die Bilgener dauerhafte Unterstützung, sowohl moralischer wie auch finanzieller Art. In ihn investierten sie ihre Hoffnungen und mithin, wie man sagen könnte, ihre Liebe zu den freien Wissenschaften. Und dank ihrer und der von ihnen zur Verfügung gestellten Stipendien und Gelder fand auch Brifs vielversprechendster Schützling, Master Bedwyn Stort, jene Förderung und Freistatt, die er, so exzentrisch und sprunghaft, wie er war, ohne die Bilgener höchstwahrscheinlich nie erhalten hätte.
    So war Brum.
    Doch das war noch nicht alles. Denn in jüngerer Zeit hatte ein weiterer Wirbel der Geschichte zwei Individuen nach Brum verschlagen, die glaubten, sie hätten an der künftigen Entwicklung der Stadt und der Erfüllung von Beornamunds Prophezeiung zum verlorenen Steindes Frühlings entscheidend mitzuwirken. Der eine entstammte einer wohlhabenden und gebildeten Familie, der andere bescheidenen und zweifelhaften Verhältnissen. Sie waren so verschieden wie Tag und Nacht, und doch verfolgten sie dasselbe Ziel. Denn beide waren besessen von der Idee, das verschollene Segment von Beornamunds großartiger Kugel zu finden, jenen kleinen Edelstein, der, wie es hieß, in allen Farben des Frühlings funkelte und von dem sie glaubten, dass er nach so vielen Jahrhunderten immer noch irgendwo auf Brumer Gebiet lag und darauf wartete, gefunden zu werden.
    Der Erste dieser beiden war Lord Festoon, Hochaltermann von Brum und seinem Titel nach erster Bürger der Stadt. Er betrachtete den Edelstein als sein Erbe, das es zu schützen und in Ehren zu halten galt.
    Der Zweite war Igor Brunte, ein Fyrd, der viel langsamer aufgestiegen war, als er es sich seit jenem Tag, an dem die Shores mit dem Auto verunglückt waren, gewünscht hätte, jenem Tag, an dem er den angehenden Sub-Quentor von Brum und einen weiteren Fyrd ermordet hatte, damit es sein alleiniges Geheimnis blieb, dass an jenem Tag die Friedensweberin erschienen war und dass der Knabe namens Jack den Unfall überlebt hatte.
    Denn Igor wusste, dass dieser Knabe kein Menschenkind, sondern ein Riese war. Der Sinistral hatte ihn gesucht, weil er befürchtete, dass er vom Schicksal dazu ausersehen war, Beornamunds Kugel wiederherzustellen und dadurch die Macht über die Zukunft der Erde wie auch des Universums zu erlangen.
    Von dieser Macht träume Igor Brunte, diese Macht wollte er für sich, und in all den langen Jahren hatte er heimlich darauf hingewirkt, sie zu erringen.
    In derselben regnerischen Nacht, in der Katherine nach Brum verschleppt wurde und Jack sich mit seinen neuen Freunden aufmachte, sie zu retten, sannen diese beiden Männer, die von Beornamunds Erbe träumten, auf Veränderung – auf eine wahrhaft tiefgreifende Veränderung.

64
LORD FESTOON
    E s gibt Tage und Nächte, da schauen selbst die unverwüstlichen und rührigen Bewohner von New Brum, die für ihren Geschäftssinn, Schaffensdrang und Freiheitsgeist weithin bekannt und geachtet sind, griesgrämig und bedrückt drein. Denn wenn es etwas gibt, das sie aus der Fassung bringen kann, dann ist es Regen. Und der Regen, der seit vierzehn Stunden auf die Stadt niederging und aller Voraussicht nach noch viele Stunden anhalten würde, war von jener Unerbittlichkeit, die gewöhnlich zu Überschwemmungen führte. Alles triefte vor Nässe, jeder Kanal toste, jeder kleine Bach, der sich in den Rea ergoss, schwoll zu einem reißenden Strom an.
    Schaute man nach oben, peitschte einem der Regen in Augen, Nase und Mund, schaute man nach unten, rann er einem kalt den Nacken hinunter. Trat man unbedachterweise in eine tiefe Pfütze, liefen Schuhe und Stiefel im Nu mit eisigem Wasser voll. Die Bilgener mochten nun in ihrem Element sein, doch jedermann wusste, dass an einem solchen Tag sogar sie ihre liebe Mühe hatten, die Fluten zu bändigen und das Wasser am Fließen zu halten.
    Aus gutem Grund. Nur wenige Städte haben so viele Kanäle wie Brum, und obwohl der

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