Der Frühling - Hyddenworld ; 1
war von einer Idee besessen, für deren Verwirklichung er, wie er behauptete, trotz seiner Fettleibigkeit einen Berg erklimmen würde. Tatsächlich hätte er dafür sein Amt aufgegeben und sein restliches Vermögen geopfert, vielleicht sogar sein Leben.
Lord Festoons größter Wunsch war, einen Blick auf das verschollene Stück von Beornamunds Kugel zu werfen, das alle Farben des Frühlings barg.
Zu diesem Zweck hatte er eine Sammlung von Artefakten, Urkunden und vielem anderen mehr zusammengetragen, Objekte aus ganz Hyddenwelt, die in irgendeinem Zusammenhang mit Beornamund,der Friedensweberin oder dem sagenumwobenen Anhänger aus Gold standen, den diese angeblich trug.
Den Anstoß dazu hatte ihm die bescheidene Sammlung seines Ururgroßvaters Raster Avon gegeben, der die Klugheit und Weitsicht besessen hatte, in der Glanzzeit der Stadt den bedeutendsten Baumeister Arabiens nach Brum zu holen, den weisen Philosophenã Faroün, gesegnet sei sein Name.
Es war weithin bekannt, dass zu den ungewöhnlichsten Schöpfungen dieses Weisen der geheimnisvolle Saal der Jahreszeiten gehörte, zu dem außer Lord Festoon und seinem Küchenmeister Parlance nur sehr wenige Zutritt hatten. Festoon selbst begab sich, wenn er bei ausreichender Gesundheit war, um die Treppe zu erklimmen und den verschlungenen Weg durch die Korridore zu bezwingen, dorthin, um Träumen nachzuhängen und zu meditieren. Und Parlance betrat den Saal, wenn er gerufen wurde, um die Befehle seines Herrn entgegenzunehmen.
Einem genialen Einfall folgend, hatte Festoon seine Sammlung so geordnet, dass die verschiedenen Objekte entsprechend der Jahreszeit untergebracht waren, die sie innerhalb des Saals repräsentierten, oder, genauer gesagt, in der Abfolge von Sälen, von denen jeder für eine bestimmte Jahreszeit stand.
Festoon hielt sich selbst für einen direkten Nachfahren Beornamunds, und diese eingebildete Verwandtschaftsbeziehung war es, die ihn dazu trieb, unermüdlich nach dem verlorenen und letzten Stück der sagenhaften Kugel zu suchen.
So verwendete er, wenn er nicht gerade öffentlichen Vergnügungen frönte oder schlemmte, viel Zeit und Mühe darauf, alte Bücher zu lesen, die er sich aus dem Stadtarchiv bringen ließ und die ihm bei seiner Suche möglicherweise weiterhelfen konnten. Dies führte dazu, dass er sich mit den Herren Brif und Stort anfreundete und sie unterstützte. Und wenn die beiden von einem neu entdeckten Dokument oder Artefakt Kunde erhielten, schickte Festoon gewöhnlich den zuverlässigen Pike und Forstmeister Barklice auf die Suche nach dem Fundstück, da er selbst natürlich nicht in der Lage war zu gehen.
Festoon residierte in – oder vielmehr unter – einem Gebäude, das als ein Wahrzeichen der Stadt bei Hydden und Menschen gleichermaßen bekannt und der Beleg für den genialen Geschäftssinn seinesVorfahren Raster Avon war, der sich seiner bemächtigt hatte, als es erstmals als Wohnraum für Hydden verfügbar wurde.
Als die London and Birmingham Railway Company und ihre Partnerin, die Grand Junction Railway, 1838 die Curzon Street Station bauten, konnten sie nicht ahnen, dass nur wenige Monate nach der Eröffnung des Bahnhofs der jüngste Spross der Avons dort einziehen würde. Oder dass er hervorragende Baumeister und Künstler aus Arabien holen und dort eines der bedeutendsten Bauwerke der Hydden aller Zeiten erschaffen würde, das neben dem Saal der Jahreszeiten und vielen anderen Prachträumen auch die großartige Orangerie beherbergte, in der Zitrusfrüchte gezüchtet wurden. Die dafür erforderliche Wärme und Feuchtigkeit wurden durch geschicktes Anzapfen der frühen städtischen Dampfkesselanlage gewonnen: eine Methode, die sich in den 1930er Jahren der griesgrämige und geniale Ingenieur Archibald Troop zum Vorbild nahm, als er die Lüftungsanlagen der nahen New Street Station für seine Zwecke nutzte und dadurch die Orangerie und ihre seltenen Pflanzen in letzter Minute rettete.
Alles, was zu Festoons Zeiten von dem vormals elegantesten Kopfbahnhof in Englalond noch stand, war das mit Säulen versehene Eingangsgebäude.
Mit Hilfe seiner berüchtigten Schlägertrupps hatte Raster sich einen Großteil dieser Fundamente gesichert und dadurch schon halb vergessene Kanäle, Zugangswege und unterirdische Wasserläufe in und um New Brum unter seine Kontrolle gebracht. Auf diese Weise legte er nicht nur den Grundstein für das Firmenimperium der Avons, sondern schuf auch Platz für dessen stetige Expansion
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