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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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sie gewählt haben. Aber der Regen hat aufgehört, das Hochwasser geht zurück, und eine kraftlose Sonne scheint. Deshalb werden sie unserer Tür noch eine Weile fernbleiben.«
    »Dann«, erklärte der alte Mallarchi, »bleibt uns Zeit für ein Schwätzchen mit Jack.«
    Mit einem runzligen Lächeln streckte er Jack die Hand hin, und der ergriff sie, überrascht, wie kräftig der Händedruck des Alten war. »Wir nehmen unser Frühstück mit hinüber in den großen Salon, mein Schatz«, sagte er und führte sie den Weg zurück, den er soeben gekommen war, in einen Raum, der beinahe ebenso groß wie die Hauptgaststube war. Er war zum Reden und Ruhen gedacht und mit einer ausreichenden Zahl von Stühlen ausgestattet, auf denen sie bequem sitzen konnten.
    Während die anderen Colomby tranken und Maisfladen stippten,sah sich Jack um. Sein Blick glitt über ein paar wackelige Regale, ein paar zerfledderte Hauptbücher, den Kalender eines Gaslampenherstellers für das Jahr 1912. In einem gusseisernen Kamin, der über dem Boden in die Wand eingelassen war, brannte ein Feuer. Auf der einen Seite war Holz gestapelt, und auf der anderen standen ein Kohleneimer und, in sicherer Entfernung, eine kleine Kiste mit Zunder und eine größere mit Anzündholz.
    Mallarchi war von durchschnittlicher Größe, aber sehr hager, sein Gesicht grau und ausgezehrt, jedoch von Krankheit und nicht von Humorlosigkeit oder Charakterschwäche. Er sah aus wie ein Hydden, dessen Tage gezählt waren.
    Dennoch ging von ihm eine solche Stärke und Lebenskraft aus, eine so überwältigende Herzlichkeit und offenkundige Tapferkeit im Angesicht der Krankheit, dass der Schreck, der Jack beim Anblick seines beklagenswerten Äußeren befallen hatte, schon im nächsten Moment dem Wunsch Platz machte, ihm in jeder Beziehung gerecht zu werden.
    Seine Kleidung war von sehr unterschiedlicher Qualität. Die Hose bestand aus dickem, erstklassigem Stoff, war dunkel und gut geschnitten, wurde jedoch an der Taille von einer grünen Schnur gehalten, wie man sie zum Zusammenbinden von Stoffballen verwendete. Sein Hemd war aus feiner, weißer Baumwolle, sehr sauber, doch der Kragen war ihm viel zu weit und seine betrüblich schmalen Schultern füllten es bei weitem nicht mehr aus. Jack erkannte, dass diese Kleider für einen Mann gefertigt worden waren, der nicht mehr existierte, außer im Geiste, und der doch immer noch um sein Leben kämpfte und keinen Millimeter nachgab.
    Im Raum roch es angenehm nach süßem, würzigem Tabak, was Mallarchi offensichtlich behagte, denn er legte den Kopf zurück und sog die Luft ein, als rieche er das Parfüm einer Frau. In einem Regal über dem Kamin stand ein Pfeifenständer und daneben eine Dose mit der Aufschrift
The Fabled Dammer
in erhabenen, jedoch verblassten und teilweise abgeblätterten roten Lettern. Darauf waren außerdem mehrere Bilder, die Innen- und Außenansichten eines fremden Wirtshauses zeigten, das dem der Mallarchis sehr ähnelte.
    Er öffnete die Dose, und der einladend kräftige, feuchte Duft frischen Tabaks stieg daraus hervor. Der Tabak selbst befand sich ineinem gelben Beutel aus einem elastischen Material, das aussah wie eine Mischung aus Gummi und Plastik. Mallarchi öffnete ihn und schnupperte daran, wobei er die Augen schloss und einige Augenblicke zu träumen schien. Dann entnahm er eine Prise und legte sie auf eine Eisenplatte, die mit einem Scharnier versehen war und waagerecht in den Kamin hineinragte. In der Hitze kringelte sich der Tabak, verfärbte sich langsam schwarz und fing an zu rauchen und den Duft im Raum zu verstärken.
    »Mit Fug und Recht kann man sagen«, erklärte Mallarchi, der in seinem Bezirk noch mehr Autorität genoss als Brif, »dass Jack hier Anerkennung findet. Wir wissen, was er getan hat und wie er hierhergekommen ist. Und die Narben an seinem armen Körper, die, wie ich höre, einige von Ihnen gestern Abend in der Badeanstalt zu sehen bekommen haben, bestätigen den Vorfall, den Master Brif vor langer Zeit bezeugt hat, zusammen mit Ihnen, Mister Pike, und Ihnen, Master Stort, auch wenn Sie damals noch ein Knabe waren. Jenen Vorfall, bei dem er dem Mädchen Katherine das Leben gerettet und dadurch gewisse Prophezeiungen und dergleichen erfüllt hat, wovon Master Brif weit mehr versteht als ich. Das bedeutet, dass der Hauptzweck seines Besuchs in Brum zur Zufriedenheit erfüllt ist.«
    Alle nickten eifrig, bis auf Jack.
    »Ich dachte«, sagte er, »ich bin hier, um Katherine zu

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