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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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waren voller Schwestern, die sich für irgendeinen besonderen Anlass schminkten und herausputzten.
    »Wofür machen sie sich zurecht?«, fragte sie.
    »Für Lord Festoons Geburtstagsfest, natürlich. Stell dir vor, jede von uns kann die Auserwählte werden.«
    »Die Auserwählte?«, fragte Katherine mit einem unbehaglichen Gefühl. »Wofür?«
    »Trink das, meine Liebe.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    Eine packte sie an den Schultern, eine andere an den Armen, und eine dritte hielt ihren Kopf fest. Ein Glas mit einer wohlriechenden Flüssigkeit wurde ihr an die Lippen geführt, dann die Nase fest zugedrückt. Sie hielt so lange sie konnte die Luft an, doch schließlich musste sie den Mund öffnen, um nach Luft zu schnappen. Im selben Moment kippten sie ihr das Gebräu in den Schlund, und bevor sie sich versah, hatte sie es geschluckt.
    Sie hielten sie fest, bis sie gegen ihren Willen ruhiger wurde und sogar zu lächeln begann.
    »Es wird Zeit, dass wir uns deinem Haar widmen, meine Liebe«, sagte Chalice und wandte sie einer anderen zu. »Schwester Mary, was kannst du mit deiner Schere aus diesem abscheulichen Etwas machen?«
    Katherine hörte sich hilflos lachen, als sie eine Schere, gehaltenvon einer tadellos manikürten Hand, durch die Luft auf sich zuschnippeln sah.
    »Ganz ruhig«, beschwichtigte sie eine sanfte Stimme. »Das Schlimmste war gestern, heute bekommst du nur den letzten Schliff.«
    Katherine lachte wieder, ein seltsam ausgelassenes, albernes Lachen.
    »Sei ganz entspannt«,
schnurrte die Stimme.
    »Bin ich doch schon«, hörte sie sich zu ihrem Entsetzen sagen.

69
SCHAFFEN SIE KLARHEIT!
    A ls Jack in dem dunklen, stickigen Zimmer, das ihnen Ma’Shuqa Mallarchi zur Verfügung gestellt hatte, erwachte, war er völlig verwirrt. Er hatte jedes Zeitempfinden verloren, und im ersten Moment hatte er das unangenehme Gefühl, dass ihm noch etwas anderes abhanden gekommen war. Die Stille hinter dem dicken Tuch, das vor das Fenster gespannt war, verriet ihm, was er vermisste.
    »Der Regen hat aufgehört«, murmelte er schwach. Er fühlte sich wie zerschlagen.
    Zu seiner großen Überraschung bemerkte er, dass er seine Arme fest um den schnarchenden Bedwyn Stort geschlungen hatte, der sich kurz regte, als er seine Stimme vernahm. Dann jedoch kuschelte er sich tiefer in den strohgefüllten Sack, den sie sich mit Master Brif teilten. Ein bewaffneter Knüppelmann stand neben ihnen und hielt Wache, sagte aber nichts. Pike und Barklice waren nirgends zu sehen.
    Jack setzte sich vorsichtig auf. Bei jeder Bewegung schmerzte eine andere Prellung oder Quetschung, die er sich bei der Bootsfahrt zugezogen hatte. Er streckte sich, zuckte zusammen und stand schließlich auf. Durch eine klapprige Tür trat er auf einen holzgetäfelten Flur, in dem es köstlich nach gebratenem Fleisch roch.
    Er folgte dem Duft und bog schließlich in die Stube mit den Kaminecken ab, die dem
Muggy Duck
als Hauptgastraum diente. Die Tische waren verrückt und zu einem großen Viereck zusammengestellt worden, an dessen Seiten Stühle aufgereiht waren wie für ein Festmahl.
    Das ganze Haus erfüllte ein geschäftiges Summen wie von einer gut geölten Maschine, nur nicht die Stube selbst. Hier, so schien es, waren die Vorbereitungen längst abgeschlossen.
    Ma’shuqa saß, das geflochtene Haar mit roten und grünen Bänderngeschmückt, an dem Kamin am anderen Ende und sang leise vor sich hin. Sie begoss gerade eine große Rehkeule, indem sie mit einer Holzkelle Butterschmalz aus einer Schüssel schöpfte. Das war es, was so gut roch.
    Türen und Fenster waren geöffnet, um nach dem Regen frische Luft und Sonne hereinzulassen. Sein Gefühl sagte Jack, dass der Mittag schon vorüber war.
    Er ging zu seiner Gastgeberin und begrüßte sie. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln und murmelte einen Gruß. Dann nahm sie eine dampfende Kanne aus einer speziellen Halterung neben dem Feuer, in der sie warmgehalten wurde, und füllte ihm einen großen Becher mit dem Gebräu.
    Es roch wie Kaffee und schmeckte beinahe auch so.
    »Colomby-Bohne vermischt mit geräucherten Charn-Eicheln«, sagte sie zur Erklärung. »Sie werden in ganz Hyddenwelt keinen besseren Muntermacher gegen Katzenjammer finden. Trinken Sie tüchtig, junger Mann, und tunken Sie diesen Maispfannkuchen hinein, damit Sie etwas Festes in den Magen bekommen. Später gibt es ein richtiges Essen.«
    Als er zögerte, zeigte sie ihm, was er zu tun hatte. Sie nahm einen weichen, gelben Fladen von einem

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