Der Frühling - Hyddenworld ; 1
zu dem Podest hinüber und bezog neben dem Thron Posten, wie um dort oben Wache zu stehen. Die Maßnahme wurde nicht kommentiert, sprach aber Bände. Festoons Herrschaft war offensichtlich vorüber.
»Ich halte es für besser, Sie bleiben vorläufig, wo Sie sind, damit wir von Gleich zu Gleich miteinander reden können«, sagte Brunte, trat näher und musterte zunächst Foale mit einem abschätzigen Blick und dann Katherine. »Ihren Lakaien kenne ich, und die junge Dame ist wohl die, der einige Leute Verbindungen zur Schildmaid nachsagen. Wenn ich sie mir so ansehe, bezweifele ich es. Aber der Riesengeborene glaubt es, und das genügt mir.«
Zum zweiten Mal an diesem Tag schaute Katherine jemandem in die Augen, den sie eigentlich nicht mögen sollte, der auf den ersten Blick aber einen durchaus liebenswürdigen Eindruck auf sie machte. Brunte hatte ein freundliches Gesicht, ein strahlendes Lächeln und offenkundig ein umgängliches Wesen.
»Ich bin Katherine«, sagte sie, »und ich weiß nichts von Schildmaiden. Ich finde, Sie sollten Lord Festoon erlauben, sich zu setzen, denn das Stehen fällt ihm schwer. Ich bin sicher, dass Major Feld nichts dagegen hat.«
Feld hatte nichts dagegen, denn es war verstörend zu sehen, wie Lord Festoon vom bloßen Stehen ins Schwitzen geriet und seine Beine vor Anstrengung zu zittern begannen.
»Helfen Sie ihm zurück zum Thron«, sagte Brunte, und sein Lächeln erlosch. Feld und Streik sprangen herbei.
Während sie noch damit beschäftigt waren, Festoon beim Kehrtmachen zu stützen, und Brunte gerade den Mund öffnete, um eine Frage zu stellen, geschah auf dem Podest etwas sehr Merkwürdiges. Nur Katherine bemerkte es.
Einer der Fyrd kippte plötzlich nach hinten, eine fremde Hand auf Mund und Nase und die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Irgendjemand zog ihn zu Boden, doch Katherine konnte den Angreifer nicht sehen. Vor Überraschung klappte sie den Mund auf, senkte dann aber geistesgegenwärtig den Blick, damit Brunte nicht bemerkte, wo sie hinschaute. Doch es war zu spät. Der Instinkt, der Brunte am Leben erhalten und nach oben gebracht hatte, schlug Alarm. Sofort griff seine Hand nach dem größeren der beiden Messer, die er gewohnheitsmäßig am Gürtel trug.
Er drehte sich wie Festoon um und blickte in die Richtung, in die Katherine geschaut hatte.
So kam es, dass alle drei sahen, wie der unglückliche Fyrd von den Beinen geholt und in Parlances Lift geworfen wurde. Im nächsten Moment setzte sich der Lift in Bewegung und fuhr mit seiner unfreiwilligen, jetzt aber bewusstlosen Fracht nach unten.
Dann erst wandte der Angreifer ihnen das Gesicht zu, und Katherines Herz tat einen Sprung. Es war Jack! Er war zerzaust und blutbefleckt, als habe er soeben einen Kampf gefochten und nur mit Mühe gesiegt, doch sein Gesicht drückte eine Entschlossenheit und Unerschrockenheit aus, die keinen Zweifel daran ließen, dass er damit rechnete, in einen weiteren verwickelt zu werden.
»Streik!«, rief Brunte mit kehliger, warnender Stimme.
»Feld!«
Er war nicht in der Absicht hergekommen, jemandem etwas zuleide zu tun. Nun aber, angesichts dieses direkten Angriffs auf einen seiner Offiziere, erwachte seine angeborene Aggressivität.
Jack sah nicht von ungefähr lädiert aus. Es war unter dramatischen Umständen von Deritend zum Saal der Jahreszeiten geeilt.
Barklice führte ihn, Pike half ihm, und Brif leistete Unterstützung, wo er nur konnte, indem er ihnen kraft seiner Autorität freien Durchgang verschaffte und dafür sorgte, dass die Wachen der Fyrd sie passieren ließen.
Ihr Ziel war es gewesen, den Sub-Quentor zu finden, und dahintersteckte ein kluger Gedanke. Bevor sie aufbrachen, hatten sie sich nämlich überlegt, dass er an diesem Tag höchstwahrscheinlich die Absicht hatte, Festoon aufzusuchen und offiziell zu entmachten.
So viel schien sicher.
Was Katherine anging, so hatten sie keine genaue Kenntnis von ihrem Verbleib, doch war Brif in die Pläne eingeweiht, sie zur Geburtstagsbraut zu küren und dann in Festoons schwer zugänglichem Saal verschwinden zu lassen. Schwer zugänglich, aber nicht unbekannt.
Brif und neuerdings auch Stort hatten die Arbeiten ã Faroüns nicht umsonst studiert. Die Zeichnungen und Pläne dieses unvergleichlichen Baumeisters und Genies auf dem Gebiet der Mechanik hatten viele Jahre lang unberührt in Brifs Archiven gelegen. Die Maßangaben darin waren verschlüsselt, die Linien unerklärlich schlecht gezeichnet, die
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