Der Frühling - Hyddenworld ; 1
…«
Sie maßen die Entfernung mit den Augen, und aus Festoons Sicht war sie in der Tat gewaltig.
»Bei Ihnen, Katherine, ist es etwas anderes. Wenn Jack kommt, schlage ich vor, Sie fassen sich ein Herz und öffnen die Tür in den Frühling. Versuchen Sie es. Noch hat es niemand getan. Andererseits ist es durchaus wahr, dass ã Faroün, gesegnet sei sein Name, nachdem er diesen Raum, sein allerletztes Werk, geschaffen und die Teppiche aufgehängt hatte, darum bat, allein gelassen zu werden. Er saß hier auf diesem Thron. Als seine Diener später nach ihm riefen und sich schließlich wieder in den Saal wagten, war er nirgends zu finden.
Man vermutet, dass er durch eine der Türen gegangen ist, und da er sehr alt und sein weniges verbliebenes Haar schneeweiß war, er also im Winter seiner Jahre angekommen war, glaube ich, dass es diese Tür war, die er genommen hat.
Was hält mich heute davon ab? Was hält mich wirklich davon ab? Denn es wäre doch wohl möglich, irgendeinen Apparat auf Rädern zu bauen und mich damit zur Tür des Frühlings zu rollen … Was hält mich davon ab? Dasselbe, was die meisten Leute davon abhält, etwas zu tun. Angst. Das ist alles, Katherine, mehr nicht. So einfach ist das. Und so schmerzlich.«
Katherine blickte quer durch den Saal zu der Tür, auf der »Frühling« stand, durchmaß die gesamte Strecke und kam wieder zurück. »Es ist gar nicht weit, Lord Festoon. Warum versuchen Sie es nicht einmal?«
Festoon lachte.
»Im Ernst«, sagte Katherine, »versuchen Sie doch einfach, bis zur Tür zu kommen. Sie brauchen sie ja gar nicht zu öffnen. Nur um zusehen, ob Sie es bis dahin schaffen. Wir werden Ihnen helfen. Arthur! Parlance!«
Mit einem Mal war sie zielstrebig und voller Elan. Es war nicht weit, und es war durchaus möglich.
»Versuchen Sie es, Lord Festoon«, sagte Arthur. »Warum eigentlich nicht? Wir haben ohnehin nichts Besseres zu tun, solange wir auf Jack und die anderen warten.«
Festoon lachte.
»Sie erheitern mein Gemüt, Katherine, und zugleich machen Sie mir Angst. Sie haben viel von einer Schildmaid, da können Sie sagen, was Sie wollen. Also helfen Sie mir.«
Er richtete sich auf dem Thron halb auf. Katherine trat auf die eine Seite, Arthur auf die andere, und Parlance schob ihn von hinten.
Es war nicht so schwierig, wie Festoon es sich vorgestellt hatte.
Es war aber auch nicht einfach und ging nicht ohne Stolperer, ohne Pausen zum Verschnaufen ab, aber es war keineswegs unmöglich.
Drei Schritte vor dem Ziel sagte er plötzlich: »Ich habe völlig vergessen, dass ich ja den ganzen Weg wieder zurückmuss. Vielleicht sollte ich …«
»Sie haben es fast geschafft«, sagte Katherine bestimmt. »Sie werden jetzt doch nicht aufgeben! Sie müssen sie nur berühren …«
»Das ist keine gute Idee«, erwiderte Festoon und blieb wie angewurzelt stehen. »An Träume zu rühren führt gewöhnlich dazu, dass schnöde Wirklichkeit aus ihnen wird. Aber …«
Trotzdem machte er mit Hilfe der anderen noch einen Schritt vorwärts und streckte die Hand aus, als wollte er die Tür berühren. Katherine schien es, als ob die goldenen Lettern darüber heller zu leuchten und die grünen Schatten um sie herum zu glänzen begannen. So blieb er einen winzigen Moment lang stehen, mit einem Ausdruck im Gesicht, in dem sich die tiefe Hoffnung von jemandem, der kurz vor der Erfüllung seines Lebensziels steht, mit dem verzweifelten Gefühl vermischte, es nie erreichen zu können.
Doch plötzlich war die Gelegenheit dahin. Ganz in der Nähe ertönte ein Poltern, Teile des Parketts glitten zur Seite, und begleitet vom Klappern und Scheppern einer alten Maschine tauchte der Lift vor ihnen aus dem Boden auf.
Die innere Tür öffnete sich, eine kräftige Hand zog das Gitter beiseite,und heraus trat Brunte, gefolgt von Feld, Streik und einem weiteren Fyrd.
»Ah! Lord Festoon, auf und in der Senkrechten!«, rief Brunte, sichtlich erstaunt über den Anblick, der sich ihm bot.
Lord Festoon seufzte, als gebe er sich für immer geschlagen, und erwiderte: »Ich habe Sie erwartet, Sub-Quentor Brunte …«
Brunte betrachtete ihn mit der unerwünschten Freundlichkeit des Siegers gegenüber dem Besiegten.
»Bitte, sagen Sie nichts mehr, bis ich zu meinem Thron zurückgekehrt bin«, keuchte Festoon, »sonst breche ich zusammen.«
Brunte zuckte mit den Schultern, Feld lächelte kühl, Streik grinste höhnisch und spielte mit der Rechten an dem Messer in seinem Gürtel.
Der andere Fyrd ging
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