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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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geschnitten.
    In vertraulichem Ton fügte Brif hinzu: »Pike ist ein heller Kopf, höchst zuverlässig und ein furchterregender Kämpfer, wenn es nötig ist. Außerdem kennt er die walisischen Marken, die nun wahrlich nichts für Hasenfüße sind. Das Buch, das er für mich überbringen sollte, behandelte die Grundlagen der walisischen Sprache wie auch die Topographie, die Geschichte und das eigentümliche Brauchtum dieses wilden und gefährlichen Landes. Ich erwartete nicht noch einmal etwas aus Wardine zu hören, und Pike berichtete bei seiner Rückkehr wenig über seine Mission.
    Doch nicht lange danach erhielt ich ein weiteres Schreiben von meinem ehemaligen Kollegen. Darin teilte er mir mit, dass sein Schüler, bei dem es sich, wie Sie sich denken können, um Bedwyn Stort handelte, nun nach einem weiterführenden Werk für sein Studium des Walisischen verlangte. Außerdem wünschte er vergleichbare Bücher, die sich mit anderen keltischen Sprachen wie dem Bretonischen und dem Irischen beschäftigten, aber auch mit toten Sprachen wie dem Piktischen, dem Ivernischen und dem Lubischen – bei Letzterer handelt es sich um die mythische Sprache der alten Barden, über die selbst ich kaum etwas wusste.«
    Imbolc blickte gleichermaßen überrascht wie beeindruckt.
    »Sie können sich vorstellen, dass meine Neugier geweckt war«,fuhr Brif fort. »Wieder schickte ich Pike, um die Bücher abzuliefern. Diesmal äußerte er nach seiner Rückkehr die Ansicht, dass es diesem jungen Stort gut bekommen würde, wenn ich mich seiner ein wenig annähme, doch leider … Ich war damals sehr beschäftigt und schob die Angelegenheit auf die lange Bank.
    Ein Jahr verging, und wieder erhielt ich eine Anfrage. Diesmal betraf sie Bücher, die eine weit größere Vielfalt von Themen zum Gegenstand hatten.«
    »Zum Beispiel?«, fragte die Friedensweberin.
    »Nun ja … bestimmte andere tote Sprachen, aber auch Mathematik, Geschichte und das überlieferte Wissen über den Spiegel aller Dinge, etwas über Beornamund, den Gründer von Brum, sowie ein oder zwei Schriften über Kosmologie und mystisches Knoten, was, wie Sie wissen, für einen Knaben, der noch ein halbes Kind ist, recht komplizierte Themen sind.«
    Imbolc nickte. Mystisches Knoten war ein Fach, das heute die wenigsten jungen Leute auch nur vom Hörensagen kannten, geschweige denn studieren wollten, sofern sich ein so abstruses Fach überhaupt studieren ließ.
    »Was haben Sie getan, Master Brif?« Sie bemerkte, dass Pike sie aufmerksam beobachtete.
    »Ich schickte sofort wieder nach Pike und bat ihn, mir mehr über diesen begabten Schüler zu erzählen. Was er mir berichtete … aber lassen wir ihn doch selbst erzählen. Ich glaube, er ahnt ohnehin, dass wir über ihn und Stort sprechen, den er unter seine Fittiche genommen hat.«
    Er winkte dem Knüppelmann, der sogleich herüberkam, Imbolc aber immer noch argwöhnisch ansah. Aus der Nähe verströmte er eine spürbare Aura von Körperkraft und Willensstärke.
    Ein Hydden, mit dem nicht gut Kirschen essen ist,
dachte sich die Friedensweberin.
    »Erkundigt sie sich nach Master Stort?«, knurrte Pike und musterte sie kühl.
    Brif bejahte, fügte aber hinzu: »Man kann ihr trauen, Mister Pike.«
    »Dann kann sie keine fliegende Händlerin sein«, erwiderte er schlagfertig, »denn fliegenden Händlern und ihresgleichen ist nicht zu trauen, oder?«
    Er baute sich vor Imbolc auf, die lächelte und sagte: »Sie haben recht, Mister Pike. Ich bin keine Händlerin …«
    Friedensweberinnen haben die Gabe, Sterblichen eine Ahnung von der Weite des Universums zu vermitteln, von dem sie ein Teil sind. Für einen Moment sah Pike in Imbolcs Augen die Schönheit der Sterne, die Bahnen der Planeten und die Farben der wandernden Galaxien dahinter.
    Oder war es nur das Licht der Liebe, das von ihr zu ihm hinüberstrahlte? Was immer es auch war, der Eindruck genügte, um Pikes Augen mit Ehrfurcht zu erfüllen, und Brif, der die Gabe der Friedensweberin kannte, schmunzelte, als er sah, wie rasch sich selbst ein so misstrauischer Mann wie Pike überzeugen ließ.
    »Oh, ja, Mister Pike, man kann ihr trauen«, wiederholte Brif leise.
    »Aber gewiss«, erwiderte Pike und fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wisse er nicht recht, wie ihm geschehen sei. »Und ich bin froh darüber, denn ich würde für den Jungen mein Leben geben, zumal er es mir schon einmal gerettet hat. Unser Master Stort da drüben hat eine mächtige Wurd, die meine mit sich

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