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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Geheiß zusammengerafft hatten. Im Nu hatten sie eine Art … nun ja, eine Art …
Vorrichtung
aufgebaut.«
    »Einen Flaschenzug, um genau zu sein, Mister Pike«, unterbrach eine Stimme zu ihrer Rechten. Sie kam aus dem schwarzen Müllsack, und es hatte ganz den Anschein, als wollte Master Stort nun daraus hervorschlüpfen.
    Pike grinste. »Was auch immer, jedenfalls hat er diese Vorrichtung mit den anderen zusammen aufgebaut. Irgendwie schafften sie es, ein Seil unter meinen Armen durchzuschlingen, dann zogen sie an dem Ding, und ungefähr dreißig Sekunden später flutschte ich aus dem Schlamm wie ein Korken aus einer Flasche mit vergorenem Met. Seit jenem Tag hat er meine Ergebenheit und mein Vertrauen in allen Dingen. Nicht wahr, Stort?«
    Der Müllsack schlurfte ein paar Schritte umher, und die Nase verschwand in seinem Innern.
    »Ja, danke Mister Pike«, ertönte eine gedämpfte Stimme. »Ihre und meine Wurd sind wie eine, doch zusammen bilden sie mehr als zwei! Dies ist ein Rätsel und zugleich ein Mysterium!«
    »Nun ja …«
    Pike ging und setzte sich wieder zu den anderen Knüppelmännern, während der Müllsack weiter ruckte und knisterte.
    »Man muss freilich sagen«, fuhr Brif leise fort, »dass Stort einen Eigensinn im Denken besitzt, der an Exzentrik grenzt. Und dieser Wesenszug wird dadurch nicht besser, dass er allen Ernstes glaubt, alles, was er tut, sei logisch.«
    »Ist das denn so schlimm, Master Brif?«, fragte Imbolc.
    »Allerdings, denn offensichtlich ist ihm nicht bewusst, wie verschroben sein Verhalten auf andere wirken kann, so zum Beispiel, wenn er einen Plastiksack als Mantel trägt. Er selbst wird als Grund dafür lediglich anführen, dass sich so ein Sack einfacher transportieren lässt.«
    »Womit er natürlich recht hat.«
    »Außerdem will er keinen Knüppel tragen, denn er beharrt auf der Ansicht, dass Gewalt kein geeignetes Mittel sei, Streitigkeiten beizulegen, sondern, wie die Geschichte lehre, nur weitere Gewalt nach sich ziehe.«
    »Womit er ebenfalls recht hat.«
    »Mag ja sein«, seufzte Brif, »aber solche Dinge sind für andere schwer zu verstehen, besonders für Gleichaltrige, unter denen er sehr wenige Freunde hat, wie Sie sich denken können. Aber Pike hat recht, was seine Gabe angeht, Dinge vorherzusagen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Große Dinge, kleine Dinge, vom Umschlagen des Wetters bis zu der Frage, wer wohl als Nächstes um die Ecke biegt. Ich vermute, Sie werden schon bald eine Kostprobe bekommen.«
    »Dann lassen Sie mich raten. Sie haben ihn persönlich in Wardine besucht und dann mit nach Brum gebracht, damit er seine Studien unter Ihrer Anleitung fortsetzen konnte.«
    »Kurz gesagt, ja«, räumte Brif ein.
    »Und jetzt hat er Sie hierher geführt?«
    »Dank Ihnen, Imbolc, wie es scheint. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was wir hier zu gewärtigen haben.«
    Er wartete darauf, dass Imbolc ihn aufklärte. Wenn eine Friedensweberin plötzlich im hinterletzten Winkel der Welt auftauchte, hatte sie dafür einen Grund. Brif fühlte sich immer unbehaglicher.
    Doch Imbolc sagte nur: »Ich bin lediglich als Beobachterin hier. Ich kann nichts beeinflussen, nur beobachten und zur Kenntnis nehmen, selbst wenn …«
    »Was?«
    »Ich weiß nur, dass das, was hier geschehen wird, Einfluss auf unser aller Leben haben wird, und deshalb ist Mister Pike zu Recht auf der Hut, und Sie sind zu Recht nervös. Wenn sich Schildmaiden zeigen, sollten wir uns alle vorsehen …«
    Sie schauten sich erwartungsvoll um, als glaubten sie, der entscheidende Augenblick könnte allein dadurch eintreten, dass man über ihn sprach.
    Stattdessen geschah etwas anderes. Master Stort warf endlich den Müllsack ab und kam zum Vorschein.
    Mit seinem zerzausten Haar und den dünnen Armen und Beinen bot er in der Tat einen ungewöhnlichen Anblick, aber Imbolc kam kaum dazu, Notiz davon zu nehmen. Er sagte nichts, sondern blickte kurz in die Runde und ging sogleich zum anderen Ende der Unterführung. Von dort spähte er zum sturmgepeitschten Himmel hinauf und fing laut zu summen an.
    Es war ein unmelodisches, beunruhigendes, nachdenkliches Summen.
    Ein Summen, das geradewegs zum Kern der Dinge führte.
    Er hob einen Fuß und kratzte sich damit an der Wade des anderen Beins, und dabei wurde das Summen immer intensiver.
    Dann hielt er plötzlich inne und setzte den Fuß wieder auf den Boden, drehte sich um und sah sie alle an.
    Imbolc musterte ihn neugierig, denn sie hatte nur noch eine verschwommene

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