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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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hierhin und dorthin und folgte seiner Nase aus Wardine hinaus auf einen zerfurchten Weg, der wer weiß wohin führte.
    Dort erspähte er eine sehr einfache, ärmlich gekleidete Wyf mit einem Korb unter dem Arm, das Haar zerzaust, aber nicht ungepflegt. Parlance lief ihr nach.
    »Madam, bitte warten Sie!«
    Sie blieb stehen, drehte sich zögernd um und senkte schüchtern den Kopf.
    »Madam … ich möchte Sie bitten … ich wollte sagen … Dürfte ich vielleicht das Brot sehen, das Sie gebacken haben?«
    Sie deckte den Korb auf und hielt ihm einen Laib hin. »Als ich die anderen Brotbäckerinnen sah, mit ihren großen Körben voller Köstlichkeiten, und alle so liebenswürdig und wohlgestaltet … Da dachte ich mir, es hat keinen Zweck …«
    Er hörte gar nicht hin, denn der Geruch war so aufwühlend, dass sich Worte erübrigten. Er brach das Brot, hielt es sich vors Gesicht und sog seinen Duft ein.
    »Es ist herrlich«, sagte er. »Es ist vollkommen.«
    »Sir, ich …«
    »Doch warten Sie«, rief Parlance. »Was haben Sie da noch in Ihrem löchrigen Korb?«
    Denn löchrig war er, von häufigem, nicht von nachlässigem Gebrauch.
    »Einen Krapfen«, antwortete sie, »und anderes mehr, aber die anderen Wyfkin …«
    »Einen Krapfen?«, wiederholte Parlance atemlos, »mit Ihren schönen Händen selbst geformt?«
    »Mit meinen Händen, ja, von schön kann aber keine Rede sein. Sie sind voller Sommersprossen, und ich …«
    »Was haben Sie da noch, Madam?«, fragte Parlance mit leiser und dringlicher Stimme, als wähne er sich in greifbarer Nähe von Staatsjuwelen, die jeden Moment gestohlen werden könnten und dann für immer verloren wären.
    »Nicht viel. Ein oder zwei Törtchen, etwas leichtes Schmalzgebäck und einen Wardiner Hefekuchen.«
    »Einen Wardiner Hefekuchen!«, rief Parlance. »Aber ich dachte, diese Kunst sei in Vergessenheit geraten?«
    »Mitnichten, Mister Parlance, ich habe das Rezept dafür im Kopf und das Gefühl dafür in …«
    »In Ihren sommersprossigen Händen«, sagte er, ergriff diese Hände zu ihrem Erstaunen und sank auf die Knie.
    »Sir, lassen Sie mich los!«
    »Ich kann nicht. Mein Herr hat mir befohlen, Sie festzuhalten und nicht wieder loszulassen. Heiraten Sie mich! Ich mache nicht viel her, aber gemeinsam können wir die Straße der Träume beschreiten. Was sind Ihre Träume?«
    »Ganz weit von Wardine fortzugehen!«
    »Gewährt. Nennen Sie noch einen!«
    »Dafür geliebt zu werden, was ich bin, und das ist nicht viel. Sie sind verrückt, Sir, oder schlecht, Sir, oder blind! Sehen Sie mich doch an!«
    Er sah sie an.
    »Ich bin lahm«, sagte sie, »und hässlich, und meine Träume sind albern. Lassen Sie mich gehen.«
    Er sah sie an. »Ich weiß, was ich sehe und was mir meine Nase sagt: reine und einfache Schönheit und die Wyf, der ich verbunden sein möchte. Ich sehe nach nichts aus, ich bin klein, und ich brülle in der Küche und habe nicht mehr zu bieten als ein Leben im Schatten Lord Festoons, des größten Hydden auf Erden.«
    Sie sah ihn an und spürte seine Hände auf ihren – kräftige Hände wie ihre, die Hände eines Kochs, rauh, sanft, zupackend.
    »Haben Sie einen Vater, bei dem ich vorsprechen sollte?«, fragte er. »Oder Brüder?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nicht einmal einen Ehemann«, sagte sie mit einem leichten Lächeln. »Mein Vater ist tot, meine Brüder sind auf und davon, und es hat nie einen Ehemann oder auch nur einen Verehrer gegeben. Sehen Sie mich doch an, Sir!«
    »Ich sehe nur Mehl in Ihrem Haar, wo eigentlich Blumen sein sollten«, erwiderte er, »und dies sei meines letztes Wort des Zweifels für alle Zeiten. Heiraten Sie mich! Meine Knie schmerzen, und doch muss ich knien, bis Sie mir Ihr Jawort geben.«
    »Ich kenne Sie doch überhaupt nicht.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Fragen Sie sich selbst, wie viele Hydden es wohl auf Erden gibt, die beim Gedanken an einen Wardiner Hefekuchen in Leidenschaft entflammen würden. Nicht viele. Darum heiraten Sie mich, bitte.«
    »Also gut«, sagte sie.
    »Wie heißt du?«
    »Charmaine«, antwortete sie.
    Parlances Knie waren so wund vom langen Werben, dass er Mühe hatte, wieder auf die Beine zu kommen. Als es geschafft war, nahm er die Mütze ab.
    Er stellte fest, dass sie fast gleich groß waren, bis auf wenige Zentimeter. Doch auf wessen Seite sie fehlten, wusste weder er noch sie zu sagen, als sie sich küssten, umhüllt vom Duft des Brots und voller Vorfreude bei dem Gedanken, gemeinsam Hefekuchen

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