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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Himmel verdunkelte sich, kündigte schlechtes Wetter an.
    Plötzlich erschien Katherine. Sie trug eine Jeans mit Gürtel, ein aprikosenfarbenes T-Shirt und Ledersandalen. Sie hatte eine gute Figur und bemerkte offensichtlich, wie er sie in Augenschein nahm, denn sie errötete ganz leicht und erwiderte kühn seinen Blick, sichtlich bemüht, nicht die Fassung zu verlieren.
    »Morgen, Jack«, sagte sie.
    Er blieb ihr ein Rätsel. Bei Tageslicht und nach einer durchgeschlafenen Nacht sah er auf eine wuschelige Art attraktiv aus – exakt dieselben Worte hatte sie in einer E-Mail benutzt, die sie am Morgen aufgeregt an Sam geschickt hatte. Außerdem hatte sie das Wort »süß« gebraucht, als sei er irgendein netter Junge, der zum Tee vorbeigeschaut habe.
    Aber »süß« war er in ihren Augen eigentlich nicht.
    »Morgen, Katherine«, antwortete er und lächelte endlich.
    »Mrs. Foale hat heute Frühstück gemacht, also bin ich mit Tischabräumen und Abwaschen dran«, erklärte sie.
    »
Wir
sind dran«, sagte Jack und stand auf. Er hielt das für selbstverständlich, und im Übrigen spülte er sein Geschirr ohnehin immer selbst.
    »Oh!«, sagte sie, offensichtlich nicht gewohnt, dass ihr jemand half. »Äh … na schön.«
    Wie am Abend zuvor schien sie nicht recht zu wissen, wie sie sich von ihm helfen lassen sollte. Und wie am Abend zuvor tat er es trotzdem.
    Doch während er das Geschirr und das Besteck abtrocknete, schnupperte er ruhelos herum wie eine Katze, die ihr Revier erkundet.
    »Willst du dir das Haus bei Tageslicht ansehen?«
    Er grummelte geistesabwesend.
    »Willst du?«
    Er wollte.
    Sie brach mit ihm zu einem Rundgang durchs Haus auf.
    Sie stiegen die Haupttreppe auf der Vorderseite hinauf und eine schmalere auf der Hinterseite wieder hinunter, nachdem sie verschiedenste Zimmer durchwandert hatten, Räume mit Kisten, Bildern Verstorbener, halb weggeräumten Gegenständen und anderen, die darauf warteten, gefunden zu werden.
    Es gab zwei Stockwerke und eine Mansarde, die selbst so geräumig war, dass sie kleine Zimmer mit Türen barg und zudem über eine Luke verfügte, die aufs Dach hinausführte. Diese Dachkammern wurden, wie auch mehrere Räume in der Etage darunter, nicht genutzt. Sie waren staubig von abgebröckeltem Putz und mit altem Gerümpel,Teekisten und Umzugskartons vollgestellt. Viele Kartons waren geöffnet und durchwühlt worden, als suche jemand seit vielen Jahren etwas Bestimmtes, ohne es zu finden.
    »Das waren Mrs. Foale und ich«, erklärte Katherine. »Wir haben verschiedene Sachen gesucht. Ihr fällt immer wieder etwas ein, das sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat, und meistens finden wir es am Ende auch. Aber auf Gold und Silber bin ich noch nicht gestoßen. Hier schlummern keine Geheimnisse oder Überraschungen!«
    Da war Jack anderer Meinung.
    Die steile Hintertreppe endete unten an einer grün gestrichenen Tür, die in eine geräumige, alte Küche führte, die ebenfalls nicht genutzt wurde und verstaubt war. Sie grenzte an eine Spülküche, eine Stiefelkammer und einen riesigen, begehbaren Vorratsschrank mit einer dicken Steinplatte, auf der man Lebensmittel kühl halten konnte. Teile des Hauses, so erzählte Katherine, stammten aus dem dreizehnten Jahrhundert, wie zum Beispiel die Überreste zweier Steinbögen im Flur, der zu der klapprigen Hintertür führte.
    »Dieser Teil diente früher als Kornspeicher«, fuhr Katherine fort, als hätte jedes normale Haus ein oder zwei mittelalterliche Bögen.
    Der Küchenboden bestand aus großen Steinfliesen, während die hinteren Flure mit schmuddeligen, abgetretenen Teppichen ausgelegt waren. Aus den Balken an der Decke ragten Haken, an denen früher, wie Katherine behauptete, Schweinehälften gehangen hatten.
    »Mrs. Foale hat momentan kein Geld und droht ständig damit, diesen Teil des Hauses zu vermieten, aber ich rechne nicht damit, dass sie es tut.«
    »Den würde doch niemand wollen«, vermutete Jack.
    »Oh doch«, sagte Katherine in ziemlich scharfem Ton, »aber sie würden entrümpeln, Wände einreißen und alles verändern. Und das wollen
wir
nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil wir es lieben – es ist unser Zuhause«, antwortete sie ruhig.
    »Ich wüsste nicht, was das sein soll«, sagte Jack, ohne nachzudenken. Katherines Unbehagen bei diesen Worten bemerkte er nicht. Stattdessen strich er mit der Hand über eine Wand und befühlte sie eingehend, dann fasste er nach einem alten Haken über ihnen, fuhr mit dem Finger darüber und

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