Der Frühling - Hyddenworld ; 1
nur die Vorspeise«, schwindelte sie, als die Käsetoasts vertilgt waren und er sich hungrig umschaute, »weil … na ja …«
»Was?«, fragte er.
Sie begann zu lachen.
»Was ist?«
»Nichts.«
»Sag schon!«
Sie erzählte ihm von dem Eintopf. Dann lachten sie beide wie Kinder auf einem Spielplatz, aber auch aus dem starken, unterschwelligen Gefühl heraus, dass sie keine Kinder mehr waren. Und in der freudigen Erkenntnis, dass es überhaupt nicht schlimm war. Es war in Ordnung. Es war gut.
»Und?«, fragte sie. »Willst du nun von dem Eintopf?«
»Ja!«
Sie machte ihm etwas warm, und als er sich gierig darauf stürzte, ließ sie ihn allein, um nach Clare zu sehen.
»Sie schläft wieder«, sagte sie, als sie zurückkam, mit ernster Stimme.
Sie setzte sich ohne ein weiteres Wort.
»Es muss schwer für dich sein«, sagte er.
Sie nickte, ohne ihn anzusehen, und antwortete: »Es wird immer schlimmer. Aber es gibt auch schöne Augenblicke, und meistens ist sie positiv gestimmt. Vermutlich will sie mich nicht beunruhigen. Eben hat sie gesagt, dass sie uns vorhin lachen gehört hat. Das hat ihr gefallen. Sie ist froh, dass wieder Leben im Haus ist. Willst du noch einen Teller?«
Jack nickte und holte sich noch einen. Sie begannen, das Versäumte der vergangenen Jahre nachzuholen. Ihre Stimmen, mal laut, mal leise, und ihr Gelächter breiteten sich überall in dem alten Haus aus wie Lichtstrahlen in der Dunkelheit und drangen bis in die entlegensten Winkel.
»Es tut mir leid, dass es so gekommen ist, Jack – dass wir jahrelang nicht miteinander geredet haben.«
»Es war auch meine Schuld.«
»Ich fand es schön, wie du mit Mum gesprochen hast.«
»Es war nicht schwer.«
Das grimmige Schweigen der Jahre war gebrochen, und neues Vertrauen wuchs. Als sie einander gute Nacht sagten, waren sie wieder Freunde.
Viel später, als kein Licht mehr brannte, kam Mrs. Foale mit dem Taxi nach Hause.
Sie ging nach Clare sehen, die wach war und ihr entgegensah.
Mrs. Foale drehte sie herum, damit sie für den Rest der Nacht richtig gebettet war.
»Sie sehen besser aus«, sagte sie.
»Spüren Sie den Unterschied? Im Haus?«
Mrs. Foale lehnte sich zurück und überlegte. »Möglich. Ich sehe kurz in der Küche nach dem Rechten. Bin gleich wieder da.«
Die Küche war blitzsauber, nur das Geschirrtuch hing an einemanderen Platz. Sie warf einen Blick in den Kühlschrank, dann brühte sie sich eine Tasse Tee auf und kehrte zu Clare zurück.
»Schön, schön«, sagte sie. »Endlich weiß hier jemand meinen Eintopf zu schätzen. Alles weggeputzt, bis auf den letzten Rest.«
»Spüren Sie die Veränderung?«, fragte Clare wieder.
»Ja. Ob das Haus wohl wieder zum Leben erwacht …?«, fragte Mrs. Foale mit einem wehmütigen Lächeln. »Wenn Arthur doch nur hier wäre.«
Clare nickte, ebenfalls traurig.
Ihre Freundin sprach in letzter Zeit nur selten von Arthur, aber seine Abwesenheit war im Haus zu spüren, denn er war ein großer, lebhafter Mensch. Im Zusammenhang mit seinem Verschwinden gab es vieles, was Clare nicht verstand, nicht zuletzt Mrs. Foales beharrliche Weigerung, die Polizei einzuschalten. Offensichtlich wusste sie mehr, als sie sagte, deshalb hatte es Clare für das Beste gehalten, von sich aus nicht viel zu dem Thema zu sagen, außer es bot sich die Gelegenheit dazu. So wie jetzt.
»Es ist nun drei Monate her, nicht?«
Mrs. Foale nickte.
»Und Sie haben nichts gehört?«
»Nichts. Aber …«
»Was?«
»Wir haben uns nie belogen oder Dinge unausgesprochen gelassen. Deshalb ist es besser, Sie fragen nicht weiter. Es gibt Dinge, über die ich nicht sprechen darf. Einverstanden?«
Clare nickte, aber nur widerwillig. Auch sie und Katherine vermissten Arthur. Der einen war er der Vater, der anderen der ältere Bruder. Jetzt war er fort, ohne eine befriedigende Erklärung.
»Es fällt mir schwer,
nicht
über ihn zu sprechen«, sagte Clare. »Das ist so, als würden wir ihn verleugnen.«
»Bitte«, wiederholte Mrs. Foale unglücklich.
»Sein Verschwinden hängt mit seiner Arbeit zusammen, nicht wahr?«
»Ich … wirklich … ich habe versprochen, nicht darüber zu reden.«
Clare verstummte. Es war richtig von ihr gewesen, darum zu bitten, dass Jack zu ihnen kam und hier wohnte.
»Er ist ein sehr bemerkenswerter junger Mann«, sagte sie. »Er hatwie ein Mann mit mir gesprochen, nicht wie ein Junge. Er hat viel durchgemacht, Margaret. Ich glaube, Sie werden merken, wie sehr er sich verändert
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