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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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besteht nämlich darin, als Portale zwischen der Welt der Hydden und der Welt der Menschen zu dienen. Natürlich muss man erst lernen, wie sie benutzt werden, aber das ist gar nicht so schwer. Man muss nur daran denken, dass alles Illusion ist – was erklärt, warum ich als Gestaltwandlerin mich so gut damit auskenne.«
    »Sie wollten mir sagen, wo Arthur Foale ist.«
    »Nein, das wollte ich nicht, und ich weiß es auch gar nicht. Aber ich kann dir sagen, was er im Moment tut. Vielleicht hilft dir das weiter.«
    »Was?«
    »Er sucht den Frühling.«
    »Das ist aber eigenartig«, sagte Jack. »Der Frühling ist doch kein Ort, sondern eine Jahreszeit. Er braucht doch nur auf ihn zu warten.« Imbolc lachte aufs Neue. »Der Frühling kann vieles sein. Eine Person, ein Seinszustand. Aber er ist auch ein Edelstein oder wird zumindestvon einem verkörpert. Und diesen Edelstein sucht Arthur. Das Dumme ist nur, nach Hyddenwelt zu gelangen ist eine Sache, wieder zurückzufinden eine ganz andere. Dabei wird er auf Hilfe angewiesen sein. Andererseits gibt es Legenden und Prophezeiungen, die besagen, dass nur ein Riesengeborener den Edelstein finden kann, folglich wird Arthur Unterstützung von einem brauchen.«
    »Doch hoffentlich nicht von mir?«, fragte Jack unsicher.
    Imbolc schmunzelte über seine Bestürzung. Die Sonne verblasste, und es wurde wieder kühl. Kurz darauf zog Nebel über den Hügel und trübte die Sicht ins Tal. Als er sich wieder lichtete, war die Sonne versunken und Woolstone nicht mehr zu erkennen.
    »Ich kann das Haus nicht sehen«, begann Jack und drehte sich nach Imbolc um.
    Doch auch sie war verschwunden.
    Mit ihr zog auch das Unwetter endgültig weiter, und alles, was von ihm blieb, war dumpfes Donnerrollen in der Ferne. Es klang wie das Hufgetrappel eines großen Pferdes, das über den Himmel galoppierte.

37
AUS DEM DUNKEL
    I mbolc behielt recht.
    Nach Clares Tod fiel Katherine in tiefe Trauer, ebenso wie Margaret Foale. Es war eine ungehaltene, zornige Trauer, vor der es kein Entrinnen gab.
    Katherines Stimmung wechselte jäh und oft. Eben noch sah sie wie besessen Clares persönliche Sachen durch, und schon im nächsten Augenblick musste sie unbedingt und zum wiederholten Mal Änderungen an der bevorstehenden Einäscherung ihrer Mutter in Oxford vornehmen. Die Bestattungsunternehmer, die ein solches Verhalten schon oft erlebt hatten, nahmen es mit professioneller Gelassenheit. Nur an zwei Dingen änderte sich nichts: am Datum der eigentlichen Bestattung in acht Tagen und daran, dass Katherine einen Groll gegen Jack hegte, einen tiefen Groll. Als gebe sie ihm die Schuld an Clares Tod. Als mache sie irgendwie sein Kommen dafür verantwortlich.
    Als wollte sie, dass er wieder ging.
    Es war, als hätte sie alles vergessen, was ihre Mutter jemals über Jack gesagt hatte.
    »Geh dahin zurück, wo du hergekommen bist«, schrie Katherine ihn an. »Ich will dich nie wieder …«
    »Katherine …«
    »Ich gehe jetzt in den Garten, in
meinen
Garten, und wenn ich wiederkomme, möchte ich dich nicht mehr sehen und auch gar nicht wissen, wo du bist, denn …«
    »Katherine …«
    »Verschwinde einfach, Jack. Merkst du denn nicht, dass du hier nicht erwünscht bist und es nie warst?«
    Die Trauer trieb sie in eine Art Wahnsinn, bis es kaum noch mit ihr auszuhalten war.
    Doch Imbolc hatte Jack gewarnt, und er wusste, was zu tun war. Wann immer Katherine in diesen ersten Tagen der Trauer wütend wurde und ihn aufforderte, aus dem Haus und überhaupt aus ihrem Leben zu verschwinden, blieb er ruhig und besonnen. Er weigerte sich zu gehen, geriet nicht in Zorn und ließ kein Auge von ihr.
    »Ich möchte, dass du gehst«, sagte sie immer wieder.
    »Aber ich werde nicht gehen«, erwiderte er bestimmt.
    Tags drauf war Katherine wieder die Freundlichkeit in Person, als hätte sie völlig vergessen, was sie gesagt hatte.
    In einem solchen Augenblick fragte sie ihn eines Tages: »Könntest du mir einen Gefallen tun? Genau genommen ist es ebenso für Mum wie für mich.«
    »Wenn es unbedingt sein muss«, antwortete er mit gespieltem Widerwillen.
    Sie kam zu ihm, umarmte ihn und kniff ihn in die Wange. »Tut mir leid, dass ich … na, du weißt schon.«
    »Was für einen Gefallen?«
    »Ich möchte, dass wir ein Freudenfeuer machen, wenn das alles vorüber ist, ein größeres, als wir jemals hatten. So groß, dass man es vom White Horse Hill aus leicht sehen kann. Damit soll Mums Leben gefeiert werden. Sie hat Freudenfeuer

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