Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
Vom Netzwerk:
loslassen.
    »Mrs. Foale weiß es … sie wird es dir sagen. Sie wird …«
    Margaret Foale nickte, Tränen stiegen ihr in die Augen. »Das werde ich, meine Liebe«, flüsterte sie.
    »Danke«, sagte Clare, drehte den Kopf zur offenen Tür des Wintergartens und lauschte.
    »Ich kann die Windspiele nicht mehr hören«, sagte sie nach einer Weile.
    Tatsächlich rauschten die Bäume im Wind so laut, dass sie alles andere übertönten. Dann gab Clare ihren langen, tapferen Kampf gegen Krankheit und Schmerzen auf.
    »Mum …«, flüsterte Katherine, aber es gab nichts mehr zu sagen. Die Tür, durch die nur ihre Mutter gehen konnte, ging auf, und sie konnte es nicht verhindern.
    »Mum …«,
wiederholte sie. Clare lächelte, und ihre freie Hand griff in die Bettdecke.
    Sie brauchte die Augen nicht zu öffnen. Es genügte, dass ihre andere Hand wieder die Katherines gefunden hatte.
    »Zweifele nie daran, dass er dich liebt, mein Herz«, sagte sie leise, »oder dass er dich braucht und dass du ihn brauchst. So war es bei Richard und mir, und so …« Clare drückte Mrs. Foales Hand. »… und so ist es bei Ihnen und Arthur.«
    Sie wandte sich wieder Katherine zu. »Du wirst es erkennen, du weißt es schon. Ihr seid jetzt beide bereit.« Wieder wurde sie von einem Hustenanfall geschüttelt.
    Sie hatte sich geweigert, die Medikamente, die ihr der Arzt gegen die Schmerzen verordnet hatte, noch länger einzunehmen.
    Mrs. Foale beschloss, Mutter und Tochter eine Weile allein zu lassen. Sonst wollte Clare niemanden sehen, außer vielleicht Jack, aber der war auf dem White Horse Hill, so wie sie es gewollt hatte. Ertat jetzt für sie, was sie selbst nicht mehr konnte. Das war seine Art, am Ende bei ihr zu sein.
    Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, das war Jack von Anfang an, und so wird es bis zum Schluss bleiben. Immer dort, wo er sein muss.
    »Woran denkst du, Mum?«
    »An schöne Dinge, mein Herz – nur an schöne Dinge.«
    Vertraue immer darauf, dass er über dich wacht, mein Herz. Ich fühle, dass das seine Bestimmung ist und dass er dich irgendwie seit Anbeginn der Zeiten liebt, so wie du ihn.
»Ich kann die Windspiele nicht mehr hören«, wiederholte Clare, als sei dies das Letzte, woran sie sich klammern konnte.
    Sie öffnete ein letztes Mal die Augen und sah Katherine an.
    Der Wind kam zur Ruhe, ebenso die Bäume, das Gras und die anderen Pflanzen. Einen Augenblick lang hörten sie die Windspiele wieder, bis auch sie verstummten und Stille einkehrte, nur durchbrochen vom Tröpfeln des Regens. Die Sturmböen zogen weiter, und mit ihnen der Geist Clare Shores.
    Katherine hob die Hand ihrer Mutter, und während ihr Tränen über das Gesicht liefen, legte sie ihr sanft den Arm um die Schultern und hielt sie fest, bis der Körper, der ihre tapfere Seele durch so viele Jahre getragen hatte, schließlich reglos dalag.

36
ERNEUTE WARNUNG
    I mbolc ist ein sonderbarer Name«, sagte Jack.
    Der schlimmste Regen war vorüber, und er saß auf dem White Horse Hill und sprach mit der Friedensweberin. Die Sonne war durch die dahinjagenden Wolken gebrochen und schien für einen Moment in das Tal, in dem Katherine lebte.
    »Mag sein, aber er ist mein Vorname und gefällt mir. Weißt du, was er bedeutet?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Frühling«, sagte sie, »in der alten Sprache. Er stammt aus der Zeit, als ich sterblich war.«
    »Mir kommen Sie ziemlich real vor.«
    Sie lachte. »Da täuschst du dich aber gewaltig. Was du siehst, ist eine Trugbild und beileibe nicht real, und vielleicht wirst du es nur als flüchtigen Schatten in Erinnerung behalten. Aber an mehr brauchst du dich auch nicht zu erinnern, um das Richtige zu tun.«
    Er musterte sie mit prüfendem Blick. Sie war groß, elegant, um die fünfundvierzig, das Haar kastanienbraun, dunkel vom Regen. Ihr Mantel war anders als jedes Kleidungsstück, das er jemals gesehen hatte, und fiel bis auf die Schuhe hinab.
    »Hier in der Menschenwelt ist das meine Lieblingsverkleidung, aber in Hyddenwelt …«
    »Ist das ein realer Ort?«
    »So real, dass du schon so gut wie dort bist. Du wirst bald lernen, hin- und herzureisen. Das ist eine der größten Gaben, die Riesen wie du besitzen.«
    »Riesen?«
    »Ja, wie du von Arthur Foale schon weißt.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Selbstverständlich.«
    »Lebt er noch?«
    »Ja«, antwortete sie und wurde wieder ernst. »Das ist eines von mehreren Dingen, über die wir sprechen müssen.«
    Sie verfielen in Schweigen.
    »Du hast gewusst, was heute

Weitere Kostenlose Bücher