Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag

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Katherine an mich heranzukommen. Aber sie haben auch Grund, Katherine um ihrer selbst willen zu fürchten, habe ich recht? Worin genau besteht die Gefahr?«
    »Du solltest mich fragen, von
wem
sie ausgeht. Von den Sinistral. Stort und die anderen werden es dir erklären, deshalb muss ich es nicht tun.«
    Er blickte verwirrt.
    »Sei unbesorgt, es wird sich bald klären. Aber da wir gerade von den Sinistral sprechen … Das erinnert mich an den Vorfall, bei dem du als Sechsjähriger so schwer verletzt wurdest.«
    »Sie meinen den Autounfall?«
    »Es war kein Unfall«, erwiderte sie trocken.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er wurde absichtlich herbeigeführt.«
    »Das ist lächerlich. Ich war dort und habe genau gesehen, dass es ein Unfall war.«
    »Ich war auch dort, Jack, und ich kann dir versichern, dass es keiner war. Die Fyrd wurden von den Sinistral ausgesandt, um ihn vorsätzlich herbeizuführen.«
    Jack schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Aber wer würde denn Katherine töten wollen?«
    »Es war nicht sie, die sie töten wollten.«
    »Aber …« Ihm versagte die Stimme.
    »
Dich
wollten sie töten, Jack.«
    Du darfst die Folgen eines Verlustes nicht unterschätzen, hatte sie ihm vor Minuten noch gesagt.
Trauer überwältigt dich, greift nach deinem Herzen und deinem Verstand.
    Nach dem Unfall hatte ihn Trauer überwältigt – Trauer um das, was er selbst verloren hatte.
    »Ich glaube, es ist ihnen gelungen«, sagte er plötzlich und gestand damit sein eigenes Leid endlich ein.
    Die Friedensweberin strich mit beiden Händen über sein Gesicht und dann über seinen vernarbten Hals, wie Clare es bei ihrem Wiedersehen getan hatte, um ihr Mitgefühl und ihre Anerkennung auszudrücken.
    Er versuchte, sich ihr zu entziehen, aber sie war stärker als er und mit einem Mal auch viel größer, so groß wie die Erde selbst und der Himmel darüber. Als er aufstand und sich zur Wehr setzte, wurde sie noch stärker. Bis sich sein Zorn nach einiger Zeit legte.
    »Es ist ihnen gelungen«, sagte er wieder.
    »Das ist doch gerade das Wunder, dass es ihnen nicht gelungen ist, Jack, und durch ihr Scheitern haben sie dich stärker gemacht. So wundersam sind die Wege der Wurd. Sie bewirkt das Gegenteil von dem, was andere dir zufügen wollen. Aber versteh mich nicht falsch: Nun, da ihr beide Clares Schutz verloren habt, werden sie bald wiederkommen.«
    Nichts von dem, was sie sagte, ergab einen Sinn, aber dafür ging ihm plötzlich etwas anderes auf.
    Als er wieder ins Tal blickte, sah er endlich, was am Garten von Woolstone House so merkwürdig war. Die Sonne stand nun etwas tiefer und beleuchtete mit ihren sanften, roten Strahlen die Wipfel der Bäume, ganz besonders die der beiden Koniferen und einiger anderer, die kleiner, aber an ihrem dunklen Nadelkleid gut zu erkennen waren. Plötzlich stachen sie in einer Weise hervor, die vom Garten aus nicht zu erkennen war, wo sie sich zwischen all den anderen Bäumen verloren.
    Er beugte sich vor, blickte angestrengt von Wipfel zu Wipfel und dann weiter zum nächsten, bis er das einfache Muster erkannte hatte. Natürlich waren ihm auch die anderen Nadelbäume zuvor schon aufgefallen,aber nun sah er zum ersten Mal, dass sie im Garten einen verborgenen Ring bildeten.
    »Was ist das?«, fragte er verdutzt.
    »Das ist ein Henge aus Lebendholz, vor vielen Jahren von Arthur Foale erschaffen. Es standen dort bereits Nadelbäume, und so brauchte er nur ein paar zu fällen, damit das Muster deutlicher hervortrat.«
    Das Sonnenlicht verblasste vorübergehend und glänzte dann wieder kräftig auf, bis die Bäume einen nahezu perfekten Kreis bildeten, dessen Symmetrie nur dadurch gestört wurde, dass die beiden Koniferen einen größeren Abstand zueinander hatten als die anderen.
    »Das ist der Eingang«, erklärte Imbolc. »Wenn du dich an der Sonne orientierst, wirst du feststellen, dass er sich auf der Nordostseite des Henges befindet – wo solche Eingänge immer sind. Arthur hat lange gebraucht, um das herauszufinden, und anschließend musste er umfangreiche Nachforschungen anstellen, um dahinterzukommen, wie sie für ihren wichtigsten Zweck benutzt werden.«
    »Sind Henges nicht astronomische Kalender oder so was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das Problem mit den Menschen ist, dass es ihnen schwerfällt, über das, was sie bereits wissen oder glauben, hinauszudenken. Und da sie nicht mehr an die Hydden glauben, haben sie Mühe, das Offensichtliche zu sehen. Die wichtigste Funktion der Henges