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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Nachmittag geschehen würde, nicht wahr, Jack?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Dass Clare …«
    Er wollte das Wort nicht aussprechen.
    Auch Imbolc nahm es nicht in den Mund, da in Wirklichkeit niemand stirbt – man wechselt einfach nur auf eine andere Ebene.
    »Ja, dass ihr Lebensweg enden würde. Aber ich habe an etwas Spezielleres gedacht.«
    »Dass es geschehen würde, während ich auf den White Horse Hill klettere? Ja, das habe ich wohl gewusst.«
    »Ich denke eher an Katherine. Du musst dich darauf einstellen, dass sie sehr traurig sein wird, und das macht sie anfällig für jene Kräfte, vor denen du sie schützen musst.«
    Jack sann über ihre Worte nach.
    »Du darfst die Folgen eines solchen Verlustes nicht unterschätzen«, warnte sie ihn. »Die Trauer überwältigt dich, greift nach deinem Herzen und deinem Verstand, zwingt dich, an nichts anderes zu denken als an die Person, die du verloren hast, und an die endlose schwarze Leere, die sie zu hinterlassen scheint … Und damit einher geht Zorn, denn du bist verlassen worden und musst den steinigen Weg nun allein weitergehen.«
    Imbolc hatte, damit sie sich im nassen Gras keinen feuchten Hintern holten, einen schwarzen Plastikmüllsack hervorgezaubert, von dem Jack, seit er darauf saß, langsam heruntergerutscht war. Jetzt rückte er wieder an ihre Seite.
    »Gute Idee, das Ding«, sagte er mit einem Grinsen und deutete auf den Müllsack.
    »Ich wünschte, ich könnte sagen, die Idee sei von mir, aber es war ein gewisser Bedwyn Stort, der mich vor einiger Zeit darauf gebracht hat. Seitdem trage ich stets einige bei mir, und sie haben mir häufig gute Dienste geleistet.«
    »Bedwyn Stort ist auch ein komischer Name.«
    »Er ist auch ein komischer Kauz, jedenfalls kommt er einem sovor, wenn man ihm zum ersten Mal begegnet. Aber irgendwann stellt man fest, dass man sich an ihn gewöhnt hat und nicht mehr ohne ihn auskommt. Das gilt besonders für dich, denn am selben Tag, an dem du Katherine gerettet hast, hat er
dir
das Leben gerettet. Ihr seid alle durch eine gemeinsame Wurd miteinander verbunden, von der jetzt sehr, sehr viel abhängt.«
    »Das klingt ja, als müsste ich ihn unbedingt kennenlernen. Wo wohnt er denn?«
    »An einem Ort namens Brum, aber ich glaube nicht, dass er im Augenblick dort ist. Ich glaube eher, dass er auf dem Weg hierher ist.«
    »Sie scheinen viel zu wissen.«
    »Hmm, eigentlich weiß ich fast nichts. Er kommt hierher, einfach weil er erkannt hat, dass es Zeit dafür ist und dass du, was am wichtigsten ist, jetzt gebraucht wirst.« Sie schmunzelte. »Dafür sind Riesen da.«
    Jack überging diese Bemerkung.
    Das Tal, in dem der Regen die Luft gereinigt hatte, leuchtete unter ihnen kristallklar in der Nachmittagssonne. Jack fror jetzt nicht mehr und fühlte sich gut.
    »Wo schaust du hin?«, fragte sie ihn.
    »Ich genieße nur die Aussicht.«
    »Kannst du Katherines Haus sehen?«
    Er suchte kurz die Landschaft ab und deutete darauf.
    »Wie hast du es so schnell gefunden?«, fragte sie.
    »Wegen der beiden großen Nadelbäume. Sie sind dunkler und größer als die anderen.«
    »Und was fällt dir noch auf?«
    »Ich … na ja, vieles.«
    »Am Garten, meine ich.«
    Er sah angestrengt hin, aber er bemerkte nichts Ungewöhnliches, nur Bäume und ein Stück Rasen.
    »Das macht nichts«, sagte sie schließlich. »Mit der Zeit wirst du es sehen lernen. Aber du musst dich damit beeilen, da du sonst nicht weißt, wohin du gehen musst.«
    »Ich werde weiter danach suchen, bis ich es sehe.«
    Doch Imbolc wechselte bereits wieder das Thema. »Trauer treibt die Leute dazu, die seltsamsten Dinge zu tun, auch Dummheiten zubegehen. Das macht sie verletzlich. Und gerade wenn man glaubt, sie hätten die Trauer überwunden, kommt sie zurück. Zwei Jahre, drei Jahre später … so lange kann es dauern, bis jemand nach dem Tod eines Elternteils sein inneres Gleichgewicht wiederfindet. Aber so viel Zeit wird dir und Katherine nicht vergönnt sein. Höchstens ein paar Wochen, dann werdet ihr gebraucht.«
    »Wozu?«
    »Dazu komme ich gleich. Vorher musst du begreifen, dass Katherine durch Clares Tod in sehr große Gefahr gerät. Clares starker Lebenswille war Katherines Schutz, genauso wie ihr Vertrauen in die Windspiele.«
    Das leuchtete Jack ein, aber er verstand noch immer nicht, worin die Gefahr eigentlich bestand.
    »Arthur Foale wollte mich davor warnen, dass diese dunklen Kräfte, was immer auch damit gemeint sein soll, versuchen könnten, durch

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