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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Benedict
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Gesamtsumme aller Hirnaktivitäten kann man sie an keiner bestimmten Stelle in unserem Kopf verorten. Dass sie schwer fasslich bleibt, zeigt sich an derArt und Weise, wie Psychologen ihre Introspektion betreiben: Sie gehen vom Verhalten, den einzigen verfügbaren Daten, aus und schließen aus diesen Beobachtungen eher auf die Arbeitsweisen des Mentalen, als darauf, was dieses Mentale denn nun eigentlich ausmacht. Anhand unseres Verhaltens »verfolgen« sie unsere Gefühle, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Träume, Begierden, Überzeugungen, Ambitionen und Werte. Solche Beobachtungen und Schlussfolgerungen liefern das Rohmaterial zu dem, was als »Wissenschaft der Psyche« gilt.
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    »Was wir einen Geist nennen, ist nichts als ein Haufen oder eine Ansammlung verschiedener Wahrnehmungen, die durch bestimmte Beziehungen untereinander verbunden sind, und von denen, wenngleich fälschlicherweise, angenommen wird, dass sie mit vollkommener Einfachheit und Gleichheit ausgestattet seien.«
    David Hume (1711–1776)
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    Wo es um Willensstärke und Entschlossenheit geht, ist viel von der »Geisteskraft« die Rede. Unser mentaler »Zustand« kann uns krank machen, aber auch wieder gesunden lassen und über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Wie der Dichter John Milton (1606–1674) es ausdrückte: »Der Geist ist eine Welt für sich und kann aus sich heraus aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.«
Wie gut durchschauen wir unseren eigenen Geist?
    Wir verbringen den Großteil unseres Lebens damit, das Seelenleben anderer zu erforschen. Wir nehmen Signale aus ihrem Verhalten, ihrem Mienenspiel, ihren Worten und ihrer Lebensart auf und machen uns ein Bild von ihren Empfindungen, Meinungen oder Überzeugungen. Und je enger das gegenseitige Verhältnis ist, desto näher liegen wir mit unseren Deutungen an der Wahrheit. Manche stehen anderen so nahe, dass sie von sich behaupten, auch ohne Worte ihre Gedanken zu kennen, entweder intuitiv oder seltener sogar durch Gedankenübertragung oder Telepathie.
    Aber wie gut durchschauen wir unseren eigenen Geist? Die Frage geht Hand in Hand mit einer schon weiter oben im Kapitel 2 aufgeworfenen zur Selbsterkenntnis. »Erkenne dich selbst«, lautete die bekannte Inschrift am Apollon-Tempel in Delphi. Auf fruchtbaren Boden fiel dieser Aufruf bei dem englischen Dichter Alexander Pope (1688–1744): »Erkenne dich also selbst und gehe nicht davon aus, dass Gott dies für dich tut. Der eigentliche Studiengegenstand der Menschheit ist der Mensch.« Es wäre spitzfindig, zwischen der Selbsterkenntnis und der Kenntnis des eigenen Denkens eine scharfe Trennlinie ziehen zu wollen. Der menschliche Geist kann als ein Aspekt des Selbst verstanden werden, als das absolute Zentrum dessen, was wir sind. Sokrates, der den Geist mit der Seele gleichsetzte, hätte uns wahrscheinlich vor allem an »den Teil der Seele« verwiesen, »in dem die Tugend wohnt«. Die Betrachtung der eigenen Möglichkeiten, Gutes zu tun, so der Philosoph, helfe uns die wahre Natur unserer Seele zu erkennen. Mit anderen Worten: Um unseren eigenen Geist zu durchschauen, müssen wir nicht nur wissen was, sondern auch wie wir denken. Wenn wir wissen, zu welchen Denkweisen wir neigen, erhalten wir Einblicke in den Geist, den wir zu ergründen versuchen.
    Im Englischen bedeutet to know one’s own mind wörtlich »seinen eigenen Geist kennen«, meint aber zunächst einfach nur, dass man weiß, was man will, und klare Entscheidungen treffen kann. Aber wie wir gesehen haben, ist Geist auch ein Werkzeug, wobei kein Geist dem anderen gleicht. Er ist unser ganz Eigenes und sollte dies bestenfalls auch bleiben. Wenn wir unseren Geist als Werkzeug verstehen, können wir uns fragen, was er am besten kann, wo seine besonderen Fähigkeiten liegen und welche Handicaps ihn beeinträchtigen. Unseren eigenen Geist zu kennen, heißt, eine Vorstellung davon zu haben, wie rege unsere Intelligenz ist. Darauf werden wir weiter unten zurückkommen. So gesehen, können wir unseren eigenen Geist durchaus erforschen und sollten dies auch tun: Mit ihm als Werkzeug gestalten wir all unser Handeln. Vielleicht entdecken wir, dass wir über einen mit scharfem Verstand gesegneten oder sprunghaften, einen begrifflich oder bildhaft denkenden, einen mathematischen oder intuitiven, einen wachen oder träumenden Geist verfügen. Welche Art Geist wir in uns auch entdecken, der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti (1895–1986) vermerkte dazu:

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