Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Schulausflug abgesagt. Wallace hat doch einen Hubschrauber hierher genommen. Wie kann er da …? Ich verstehe das nicht. »Wallace hat den ganzen Schulausflug hierher verlegt?«
Reed sieht Palmiotti an und dann wieder mich. »Tut mir leid, Beecher.«
Der irische Agent hinter mir packt meinen Arm und renkt mir fast die Schulter aus. Dann klickt es laut, als etwas in mein Handgelenk beißt. Eine Handschelle. Dann klickt es erneut, und dazu höre ich ein Klappern. Ich sehe nach unten. Sie haben mich an den Metallfuß des Bettes gekettet.
»Was soll das? Nehmen Sie mir die ab!«, schreie ich. Ich versuche mich loszureißen. Die Handschellen graben sich noch tiefer in mein Handgelenk. Das Bett ist mit Nieten am Boden befestigt.
»Sie haben mir nicht zugehört, Beecher. Sie warten hier, bis er so weit ist«, sagt Reed. »Es ist unser Job, ihn zu beschützen.«
»Ihn zu beschützen? Ich habe Ihnen doch gerade erzählt, dass jemand in zehn Minuten versuchen wird, ihn umzubringen, und zwar genau hier! Und warum wollen Sie ihn jetzt plötzlich in Camp David einfach so herumlaufen lassen?«
»Camp David?«, fragt Reed und lächelt dünn. »Glauben Sie wirklich, dass wir Sie auch nur durch die Tore gelassen hätten, wenn der Präsident noch in Camp David wäre?«
Auf dem Bildschirm zeigt die Kamera eine Weitwinkelaufnahme von einer Marmorsäule und den breiten Stufen, die dort hinaufführen. Jeder kennt dieses Gebäude.
»Eilmeldung!«, spottet der Agent am Fernsehgerät. »Präsident Wallace überrascht die Tochter am Lincoln Memorial.«
Ich kneife die Augen zusammen, um sicherzugehen, dass ich nicht träume. Wallace hält die Hand seiner Tochter, während sie zusammen auf die Rückseite des Lincoln Memorial gehen. Aber sie haben doch gesagt, dass dieses Ereignis, dieser Ausflug abgesagt worden sei? Die Presse hat berichtet, er komme nach Camp David. Ich habe die Aufnahmen gesehen, wie sie alle an Bord des Hubschraubers gestiegen sind …
Nein. Ich habe gesehen, wie seine Frau eingestiegen ist. Und ihr Sohn. Dann ist der Helikopter gestartet. Was bedeutet …
»Präsident Wallace war niemals in diesem Hubschrauber, nicht wahr?« Ich will auf ihn zutreten, aber die Handschellen hindern mich daran. »Sie hatten nie die Absicht, den Präsidenten hierherzubringen!«
»Wir hatten vier Morde, exakte Kopien von vier verschiedenen Attentaten«, erklärt Reed. »Glauben Sie wirklich, wir würden herumsitzen und Däumchen drehen, während ein fünftes Attentat passiert?«
»Aber wenn Sie …«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, Beecher, es ist unser Job, den Präsidenten zu beschützen. Und wissen Sie, wie man das am besten tun kann? Indem man ihn an einen Ort bringt, und niemand weiß, dass er dort hingeht. Oder zumindest, von dem die meisten Leute es nicht wissen.« Er wirft Palmiotti einen dankbaren Blick zu. Der grinst und strahlt über das ganze Gesicht wie eine Kröte, die gerade in einen Fliegenschwarm geraten ist.
Das Blut rauscht in meinen Ohren, und meine Handgelenke schwellen von den engen Handschellen an. Er wusste es. Er wusste es die ganze Zeit. Deshalb hat er mich hierhergebracht. Er wusste, dass Wallace woanders ist.
Palmiotti starrt auf das Fernsehgerät und vermeidet, in meine Richtung zu blicken. »Sie beschützen Ihre Freunde, ich beschütze meine«, sagt er.
»Sie halten Wallace für Ihren Freund? Wie oft kann er Sie noch durchkauen und ausspucken, bevor Sie begreifen, dass Sie ihm nichts schulden?«
»Sie können von mir halten, was Sie wollen, Beecher. Aber was Wallace und ich durchgemacht haben … Als ich den Leichnam meines Vaters identifizieren musste, um ihn dann zu begraben, stand er neben mir. In seinem Testament hat er mich als denjenigen eingesetzt, der sich um seine Kinder kümmert, falls er stirbt. Umgekehrt gilt dasselbe. Wissen Sie, wie sehr Sie einen solchen Menschen wieder zurückhaben wollen, wenn er aus Ihrem Leben verschwindet?«
Während er dies sagt, kann ich nur an Totte im Krankenhaus denken, der dort mit einer Kugel im Kopf liegt. Keine Gehirnaktivitäten! Meine Wut ist so groß, dass ich mir fast die Zunge durchbeiße.
»Sie rückgratloser Wicht! Wissen Sie, wie viel Leid Sie verursacht haben?« Ich packe mit meiner freien Hand zu und erwische seinen Hals. Ich grabe meine Finger in seine Narbe. Ich lasse nicht los. Meine Finger bohren sich in seine Haut, und seine Narbe wird rot, während ich immer fester zudrücke. Keine Frage, seine Haut wird gleich platzen …
Der
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