Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Schlag trifft mich am Hinterkopf und schleudert mich zu Boden. Die Secret-Service-Agenten stürzen sich auf mich.
»Runter von mir!«, schreie ich und schlage wild um mich, während mir Speichel aus dem Mund fliegt.
Der irische Agent packt meinen freien Arm. Kleinohr schnappt sich meine Beine. Ich wehre mich nach Kräften, will mich nicht festhalten lassen, aber ich habe keine Chance.
Sie sind der Secret Service. So etwas trainieren sie jeden Tag. Ohne ein einziges Wort zu sagen, ohne auch nur zu grunzen, schlingt mirder irische Agent seinen dicken Unterarm um den Hals. Während ich nach Luft ringe, pressen sie mich auf den kalten Betonboden. Mein Arm ist immer noch angekettet und erhoben, wie bei einem Kind in der Grundschule, das dem Lehrer eine Frage stellen will.
»Sind Sie endlich fertig, Beecher?«, erkundigt sich Reed, der neben mir steht, als sie auch meine andere Hand an das Bett ketten.
Ich atme schwer, aber ich bringe kein Wort heraus. Jedenfalls scheine ich ruhig genug zu sein, dass der irische Agent meinen Hals loslässt. Ich kriege wieder Luft. Ich keuche und ringe um Atem.
Palmiotti hält sich den Hals, wütend, weil er offenbar Schmerzen hat.
»Es wird Zeit, mit der Lügerei aufzuhören, Beecher«, erklärt Agent Reed, der immer noch neben mir steht. »Wir wissen, wer Sie geschickt hat. Genauso wie wir wissen, wer Ihnen das Kreuz-Ass mit der Aufschrift Camp David gegeben hat. Jetzt ist Schluss mit dem Quatsch, Söhnchen. Sagen Sie uns, warum Sie dem Ritter helfen und mit Nico zusammenarbeiten.«
100. KAPITEL
Achtzehn Jahre früher
Sagamore, Wisconsin
»Vielleicht hast du sie verlegt. Du hast sie doch verlegt, oder?«, flüsterte Beecher. Er bemühte sich, leise zu sprechen.
Marshall kniete im Baumhaus und warf ihm einen besorgten Blick zu, während er die Schachtel Lucky Charms schüttelte. Aber es war nichts drin. Selbst die Büstenhalter-Werbung war verschwunden.
»Vielleicht hat jemand sie gestohlen«, schimpfte Paglinni.
»Niemand hat sie gestohlen«, widersprach Marshall und schob die Brille hoch, während er zu dem Klappbett krabbelte und mit der Hand unter der Matratze entlangfuhr. Dort war auch nichts.
»Irgendjemand muss sie gestohlen haben«, sagte Paglinni, während eine Welle von Seufzern durch das Baumhaus lief.
Sie alle waren aus demselben Grund an diesem späten Samstagmorgen da. Und jetzt war dieser Grund verschwunden.
»Ich habe dir gesagt, du sollst ein Schloss an der Tür anbringen. Ich wette, Claudio hat sich hereingeschlichen und sie weggenommen«, sagte Paglinni. Er spielte auf einen Siebtklässler an, mit dem nicht einmal er sich angelegt hätte.
Marshall warf Beecher einen vielsagenden Blick zu. Claudio hat sie nicht gestohlen.
»Jungs, gebt uns eine Sekunde Zeit«, sagte Beecher zu der Gruppe. Dann zog er Marshall auf die Seite und drängte ihn in die Ecke neben das Plexiglasfenster. »Was redest du da?«
»Ich verstecke die Magazine nicht hier oben«, erwiderte Marshall flüsternd. »Wenn alle verschwunden sind, nehme ich die Pornos nachts mit in mein Zimmer.«
»In dein Zimmer? Warum solltest du …?« Beecher unterbrach sich. »Nein, sag lieber nichts. Ich will es gar nicht wissen.«
»Wirst du wohl aufhören? Ich bin nur clever. Diese Magazine sinddas reinste Gold. Wie dumm wäre ich wohl, wenn ich sie unbewacht hier oben lassen würde? In meinem Zimmer sind sie wenigstens in Sicherheit.«
»Und jetzt sind sie nicht mehr in deinem Zimmer?«
»Ich dachte, sie wären es. Ich hätte schwören können, dass ich sie dorthin gebracht habe, aber als ich nachgesehen habe …«
»Glaubst du, dass deine Mutter sie weggenommen hat?«
»Meine Mutter?«
»Ich will dich nicht beleidigen, aber hast du gesehen, wie sie sich verändert hat, seit sie in der Kirche arbeitet? Sie benimmt sich wie ein zweiter Pastor. Glaubst du wirklich, dass sie dir die Pornos gelassen hätte, wenn sie sie gefunden hätte?«
Beecher warf einen Blick über Marshalls Schultern und sah, wie unruhig Paglinni und die anderen wurden.
»Jungs, gebt uns zwei Minuten. Ich glaube, ich weiß, wo sie sind«, sagte Beecher, ging zur Tür des Baumhauses und kletterte die Leitersprossen hinunter, die an den Baum genagelt waren.
Marshall hüpfte von der letzten Sprosse und rannte hinter ihm her. »Was hast du vor, Beecher?«
»Ich will in deinem Zimmer nachsehen«, erwiderte Beecher. Er zog die Fliegengittertür auf, stürmte ins Haus und rannte die Treppe hoch.
Wie in jedem Kinderzimmer gab
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