Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
hatte er Beecher in ein Kaninchenloch gejagt und den Präsidenten in ein anderes. Das Einzige, was der Ritter jetzt noch machen musste, war, den Jutesack gut festzuhalten.
» U ziet de architectuur« , verkündete der holländische Fremdenführer, der die Gruppe über den Hauptplatz führte und auf das Reflexionsbecken links von ihnen deutete. Vor ihnen stand ein Tourist mit einer Tennistasche und tat, als würde er die Aussicht genießen. Der Ritter wusste, dass es ein Undercoveragent des Secret Service war. Sie verstecken in den Tennistaschen ihre M-4-Sturmgewehre.
Die holländische Touristengruppe blieb am Fuß der berühmten Stufen und bewegte sich auf die offene Tür zu, die sich auf der linken Seite des Monuments befand.
Vor ihm zeigte ein kleines Schild das Piktogramm für die Toiletten sowie einen weißen Pfeil, der geradeaus deutete. Hinter der offenen Tür, vorbei an den Toiletten, war eine kleine Museumsausstellung. Es gab einen Aufzug, mit dem Rollstuhlfahrer und die Leute, die keine Treppen steigen konnten, in den Saal mit den Standbildern gelangen konnten. Aber was man nicht sah, war, dass es dort auch einen Technikraum für die Elektriker gab, der unter dem Monument lag und der von der Rückseite aus zugänglich war. Dies war der private Eingang für einen Präsidenten, der einen unangekündigten Überraschungsbesuch machen wollte.
Der Ritter spürte, wie seine Haut noch stärker kribbelte. Er schloss einen Moment die Augen und dachte an den ursprünglichen Ritter zurück, den Heiligen Ritter, Vignolles. Man schrieb ihm seit Jahrhunderten das Verdienst zu, die Farben erschaffen zu haben, die man immer noch auf den modernen Spielkarten sehen konnte. Pik, Herz, Kreuz und Karo. Jede dieser Farben repräsentierte einen Teil der mittelalterlichen Gesellschaft. Aber niemand wusste mehr, dass es am Anfang nicht nur vier Farben gegeben hatte, sondern fünf.
Der Ritter öffnete die Augen und spürte immer noch den Schmerz von den weißen Tätowierungen, die er sich in seinen Körper gestochen hatte. Vier Symbole, die von seinen vier Vorgängern, zeichneten seinen Rücken, seine Schenkel und seine linke Hand. Die letzte Tätowierung stammte von heute Morgen. Mit bloßem Auge waren sie alle nicht zu erkennen. Aber jetzt, als er die linke Hand aus der Tasche zog und in seine offene Handfläche blickte, sah er die fette schwarze Farbe des letzten Symbols. Denn jetzt gab es kein Versteckspiel mehr. Es war das geheime Symbol: ein kleiner Halbmond. Gewiss, die vier Farben standen für die vier Teile der Gesellschaft, aber es war der Mond, der den letzten Teil repräsentierte, den Teil, der den Kreis erst schloss: den Erleuchteten.
»Weitergehen!«, rief ein Angehöriger der Park-Polizei und winkte die Leute weiter.
Während die Holländer durch die offene Tür drängten, stand der Ritter unmittelbar außerhalb des Eingangs und wartete geduldig darauf, eingelassen zu werden. Als er schräg nach oben blickte, auf die Spitze der großen Marmortreppe, konnte er die Statue von Abraham Lincoln nicht sehen. Sie war durch die ionischen Säulen vor seinem Blick verborgen. Aber der Ritter wusste, was in die Marmormauer unmittelbar über Lincolns Kopf eingraviert war.
IN diesem tempel
sowie in den herzen der menschen, für die er die union
rettete,
ruht das andenken an abraham lincoln
auf ewig
Der Ritter wickelte ein Toffee aus seinem Papier, schob es sich in den Mund und betrat das Gebäude.
Er wusste, wie es enden würde.
In einem Tempel. Genauso, wie es auch enden sollte.
TEIL V
»Hast du denn nie gelesen, was Königin Victoria ihrer Tochter geschrieben hat?
Es ist des Aufhebens wert, wenn auf einen geschossen wird. Dann sieht man, wie sehr man geliebt wird.«
– scherzte Präsident Orson Wallace, zwei Minuten, bevor die Schüsse fielen.
104. KAPITEL
Acht Minuten früher
Schon bald würden sie alle schreien.
Es begann immer mit dem Geschrei. Dann fingen sie an zu rennen, und dann trat unausweichlich die Panik ein, die auch der Secret Service nicht in den Griff bekam.
Aber als jetzt die schwere, kugelsichere Tür seines SUV geöffnet wurde und ein bisschen Schnee in den Wagen wehte, stieg Präsident Orson Wallace aus und zeigte ein strahlendes Lächeln.
Seine gute Stimmung hatte nichts mit seiner derzeitigen Position zu tun oder der Tatsache, dass alle glaubten, er sei noch in Camp David, sondern sie hatte etwas mit seiner Begleitung zu tun, in deren Genuss er leider viel zu selten kam.
Hinter ihm
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