Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
entlangkommen.«
»Sie kommen. Sie müssen hier vorbei«, erklärte Beecher. Sie knieten beide im Dunkeln und spähten aus dem Kleiderschrank von Beechers Schwester in ihr Zimmer. »Jetzt sei nicht so ein Feigling.«
Dann hörten sie das Rumpeln, das wie Donner klang, als ein halbes Dutzend pubertierender Mädchen die Treppe hinaufrannte. Im nächsten Augenblick stürmte die Meute in das hellrosa gestrichene Zimmer. Sie verteilten sich auf dem Bett, setzten sich an den Schreibtisch und auf den Teppich mit dem Gänseblümchenrand und schwatzen dabei unentwegt.
Marshall sah sie sofort. Sie benahm sich sehr zurückhaltend und folgte den anderen nur zögernd. Sie war das letzte Mädchen, das das Zimmer betrat. Das Mädchen, das gerade wieder in die Stadt zurückgezogen war. Clementine.
Jetzt war alles klar.
»Du wusstest, dass sie hier sein würde, stimmt’s?«, flüsterte Marshall.
Beecher antwortete nicht. Seine Augen klebten förmlich an Clementine.
»Beecher, soll ich dir etwas verraten? Sie mag dich nicht.«
»Sie weiß nicht einmal, wer ich bin«, flüsterte Beecher.
»Das spielt keine Rolle. Du glotzt.«
»Ich bin in der Pubertät. Ich darf glotzen. Außerdem glotzt du meine Schwester an.«
Marshmallow schob sich die Brille hoch, immer noch auf Clementine konzentriert. »Wie hat sie es überhaupt geschafft, eingeladen zu werden? Sie ist doch gar nicht mit deiner Schwester befreundet?«, flüsterte er, während er dichter an den Spalt des Kleiderschranks heranrückte.
»Sie hat meiner Mutter leidgetan. Ein neues Mädchen, eine neue Schule. Ma hat meiner Schwester gesagt, sie müsse Clementine einladen.«
»Und sie ist gekommen? Wenn Andy Levey mich zu sich einladen würde, würde ich niemals …«
»Ruhe«, zischte Beecher, als eines der Mädchen, ein kleines Mädchen namens Rita, das alle herumkommandierte, das Wort ergriff.
»Also gut, wer spielt mit?«
Innerhalb von wenigen Sekunden bildete sich ein kleiner Kreis in der Mitte des Zimmers. Die Mädchen rückten dichter zusammen, dann wieder weiter auseinander, um Platz zu schaffen. Bei den meisten Kinderspielen waren Diskussionen über die Regeln überflüssig.
Beechers Schwester griff unter das Bett und zog eine leere Flasche Cola Light heraus.
»Bitte, Gott im Himmel, ich gehe jeden Tag in die Kirche, wenn diese Mädchen anfangen, es miteinander zu treiben«, flüsterte Marshmallow.
Beecher schnippte Marshmallow gegen das Ohr. Der verstand. Halt die Klappe!, hieß das.
Beechers Schwester drehte die Flasche mit einem kurzen Ruck. Ein paar Mädchen lächelten, einige sahen verängstigt aus. Aber jedes Mädchen im Kreis zuckte fast unmerklich zusammen, wenn der Flaschenhals an ihm vorbeischoss. Alle, außer Clementine, die, wie Beecher bemerkte, immer noch ein wenig verlegen und mit den Händen hinter dem Rücken an der Tür stand.
»Und die Gewinnerin ist …!«, verkündete Beechers Schwester.
Die Mädchen begannen zu lachen, klatschten in die Hände und quietschten, als die Flasche zur Ruhe kam und ihr Hals auf das kleine, vorlaute Mädchen deutete, das noch vor einer Minute mit dem Spiel angefangen hatte. Ihr welliges braunes Haar war zu einem unordentlichen Zopf gebunden, der langsam auseinanderfiel. Rita.
»Tut mir leid, Süße«, jubilierte Beechers Schwester, als Rita sich hinkniete und in die Mitte des Kreises kroch.
Durch den Spalt in den Schranktüren sah Beecher das gezwungene Lächeln auf Ritas Gesicht und die Furcht in ihren Augen.
»Wer will anfangen?«, erkundigte sich Lesley, während sich Rita mit verschränkten Beinen in die Mitte des Kreises setzte. »Was stimmt nicht mit ihr?«
»In deinem Haus riecht es nach Essig«, rief eins der Mädchen, ein blondes Ding mit einer Zahnspange. Die anderen lachten.
»Deine Mutter fährt diesen verbeulten alten Mercury Capri«, setzte ein Mädchen in einem Einhorn-T-Shirt hinzu, während Rita so tat, als würde sie mit den anderen lachen.
»Du siehst von weitem besser aus als aus der Nähe«, rief ein anderes.
Die Gruppe kicherte über diese Bemerkung, aber dann gab es eine kleine verlegene Pause.
Beecher vermutete, dass sie sich jetzt schlecht fühlten, weil sie das Spiel Was stimmt mit dir nicht? zu weit getrieben hatten. Bis …
»Du stotterst, wenn du laut vorliest«, rief ein Mädchen mit einem goldenen Kreuz um den Hals aus.
»Ich weiß, dass du dir deinen Büstenhalter an Reina Pizzutis Geburtstag im Bowlingcenter ausgestopft hast!«
»An meinem Geburtstag hast
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