Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
du ihn dir auch ausgestopft!«, schrie ein anderes Mädchen.
»Wattebäusche!« , setzte das Mädchen mit dem goldenen Kreuz hinzu.
»Wattebäusche!« , wiederholte Lesley.
»Wat … Wat … Watteb … bäusche!«, höhnte das blonde Mädchen mit der Zahnspange. Es bekam die größten Lacher.
In der Mitte des Kreises versuchte Rita derweil, tapfer zu lächeln, aber ihre Lippen zitterten. Und sie hatte Tränen in den Augen.
Marshall sah zu Beecher zurück. »Mädchen sind wie … böse Hexen.«
»Was war das?«, schrie jemand.
»Es kam von da drüben!«, schrie ein anderes Mädchen.
Sie verstummten.
Beecher erstarrte und versuchte, sich zu verstecken, indem er auf den Boden des Schranks blickte, auf dem zahllose Schuhe durcheinander lagen. Er hielt den Atem an. Marshmallow ebenfalls. Niemand zeigte auf sie. Vielleicht hatten sie ja nicht …
Die Schranktür wurde aufgerissen, und das plötzlich helle Licht blendete sie. »Du kleiner mieser Dreckspatz!«, kreischte Beechers Schwester. »Du bist tot!«
Beecher kletterte nach hinten, tiefer in den Schrank. Aber er saß in der Falle und verhedderte sich in den Schuhen.
»Schnappt ihn euch!«, schrie ein Mädchen.
Bevor er wusste, wie ihm geschah, zerrte die ganze Schar von Mädchen grunzend und keuchend …
Nicht an Beecher.
»Schnappt euch den Fetten!«, schrie eins von ihnen.
»Nein nein nein nein … Bitte …!«, flehte Marshmallow, als sie ihn aus dem Schrank zogen. Die Mädchen waren größer als er und auch noch zwei Jahre älter. Marshall hatte keine Chance. Er versuchte sich an Beechers Arm festzuhalten, dann an seinen Hosenbeinen. Aber Beecher hatte sich an der Rückwand des Schranks auf den Boden gelegt und zu einer Kugel zusammengerollt, um sich zu retten.
Mit einem letzten Ruck zogen sie Marshall aus dem Schrank. Er landete auf dem verschlissenen gelben Teppich mit den Gänseblümchen am Rand. Die Mädchen brauchten kein Wort zu sagen. Der Kreis schloss sich augenblicklich um ihn.
»Du fetter kleiner Scheißkerl!«, schrie Beechers Schwester. »Ich sollte Pastor Riis erzählen, was du getan hast!«
»Weißt du, dass der Pastor deine Mutter vögelt?«, rief das Mädchen mit dem goldenen Kreuz.
»Das ist nicht wahr!«, erwiderte Marshall.
»Ich habe gehört, er bumst sie, weil der Penis deines Dads noch kaputter ist als seine Beine«, setzte das blonde Mädchen mit der Zahnspange hinzu.
»Deshalb bist du auch nur ein Einzelkind!«, sagte ein anderes Mädchen.
»Ich wette, dein Penis ist auch kaputt!«, warf Rita ein, während die Gruppe kicherte und lachte.
»Kaputter Penis!«
»Kleiner Penis!«
» Gar kein Penis!«
Das Gelächter wurde lauter, während Marshall auf dem Teppich zusammengerollt dalag und seine Hände über den Kopf hielt, als würde er bei einem dieser Lehrvideos aus dem Kalten Krieg der fünfziger Jahre mitspielen, in denen den Leuten empfohlen wurde, sich auf diese Weise vor der Wirkung einer Atombombe zu schützen.
Beecher presste sich in der hintersten Ecke des Schranks gegen eine Reihe von ursprünglich ordentlich aufgehängten Sweatshirts und fühlte, wie die leeren Kleider ihn wie Geister aus Baumwolle umarmten.
»Man nennt dich Marshmallow, weil du diese Jungs-Möpse hast, stimmt’s, Fatty?«, rief eins der Mädchen.
»Sein Dad hat auch Männer-Möpse. Sie sind größer als die von seiner Mom!«
»Vielleicht fickt der Pastor ja auch deinen Dad!«
Der Kreis um Marshall zog sich enger zusammen, wie bei einer Gang, bevor sie anfängt, ihr Opfer zu treten.
»Heul ja nicht, Dicker!« , drohte Rita, als Marshalls Körper anfing zu beben.
Natürlich wollte Beecher sie aufhalten. Er wollte aus dem Schrank springen, seinem Freund helfen und schreien, damit die Mädchen aufhörten. Aber er tat es nicht. Ich kann es nicht, dachte er. Sie waren älter. Und größer. Wie soll er es mit einem ganzen Raum voller …?
»Das reicht jetzt«, unterbrach die Stimme eines Mädchens den Tumult. Es war eine ruhige, selbstbewusste Stimme.
Die anderen Mädchen drehten sich herum.
Beecher, immer noch umarmt von den Geister-Sweatshirts, warf einen Blick aus dem Schrank. Er wusste, wer es war.
Clementine.
»Was hast du da gerade gesagt?«, fragte Beechers Schwester sie herausfordernd.
»Hör zu, wenn das mein kleiner Bruder wäre, würde ich ihn auch umbringen«, erklärte Clementine. »Also los, bring deinen Bruder um. Aber glaub nicht, du wärst allmächtig, nur weil du auf einem dicken Kind herumhackst, das sich
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