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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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herausputzen, mit ihrer blonden Perücke und dergleichen; in diesem Körper lebt immer noch dieselbe Person. Aber das, was an Clementines Argument das meiste Gewicht hat, hat nichts mit ihr zu tun.
    »Es ist dein Vater.« Sie wedelt immer noch mit der weißen Fahne. »Wie kannst du seinen Brief nicht lesen wollen?«
    Ich werfe einen Blick auf die Innenseite meines Handgelenks. Ihre Nägel haben sichelförmige Vertiefungen hinterlassen. Sie werden bald wieder verschwinden. Aber meine Fragen nicht.
    »Du wirst es bedauern, wenn du den Brief nicht liest, Beecher.«
    Ich reiße ihr das Blatt Papier aus der Hand. Der erbärmlichen Qualität der Fotokopie nach zu urteilen, handelt es sich um ein Fax. Ich versuche, es rasch zu lesen, überfliege es einmal, dann noch einmal, aber die Worte ergeben keinen Sinn. Meine Hände beginnen zu zittern, und ich fühle mich wie ein Teenager, der versucht, die Gebrauchsanweisung für einen Schwangerschaftstest zu verstehen.
    Liebe Teresa ,
    Das ist der Name meiner Mutter. Aber der Grund dafür, dass mein Körper sich wie betäubt anfühlt, ist das »T« in Blockbuchstaben vor den handschriftlich hingekritzelten Buchstaben » eresa«.
    Mein Vater ist gestorben, als ich drei Jahre alt war. Er hat nicht lange genug gelebt, dass ich seine Handschrift hätte kennenlernen können. Aber bis zum heutigen Tage verwahrt meine Mutter die letzte Karte, die er ihr geschickt hat, eine Karte zum Valentinstag mit Snoopy drauf. Sie liegt in der gigantischen Hutschachtel, die in der Ecke ihres Schlafzimmers steht und in der sie all unsere Fotos verwahrt.
    Meine Mutter hält nichts von Fotoalben. Sie will die Fotos griffbereit haben, damit man sie jederzeit ansehen kann. Als Archivar bringt mich diese Unordnung immer noch zur Verzweiflung. Aber als Sohn wusste ich die Möglichkeit zu schätzen, die alte Karte immer wieder zu betrachten.
    Viel stand nicht drauf. Mein Dad schrieb An meine Valentine Teresa oben drüber und überließ dann der Karte das Reden. Aber wie er den Namen meiner Mutter schrieb, mit dem »T« in Blockbuchstaben und den kursiven »eresa« … Ich habe diese Karte stundenlang studiert, bis hin zum UPC-Barcode auf der Rückseite und dem Preis, neununddreißig Cent. Ich kenne diese Karte. Und ich erkenne die Handschrift meines Vaters, wenn ich sie sehe. Ich blinzele und muss mich anstrengen, lesen zu können.
    Liebe Teresa ,
    Du hast gewonnen. Wie immer. Ich kann immer noch Deine Worte hören, die Du an jenem Morgen am Busbahnhof zu mir gesagt hast. Du hattest Angst, dass ich nicht zurückkommen würde. Ich habe Dir geschworen, Du würdest Dich irren. Aber jetzt ist mir klar, dass dem nicht so gewesen ist.
    Ich bedaure den Schmerz, den Dir das hier, wie ich weiß, bereiten wird. Und den Schaden für unsere Kinder. Wenn Du ihnen Geschichten von mir erzählst, dann erwähne bitte immer, dass ich sie geliebt habe. Ich werde es immer tun.
    Ich wünschte, ich hätte Euch ein besseres Leben bieten können. Aberwenn ich gehe, dann geht auch die Bedrohung, die ich für die Kinder darstelle – und für Dich.
    Bitte sorge dafür, dass Pastor Riis auf meiner Beerdigung spricht. Und wenn Dich dieser Brief noch vor Beechers Geburtstag erreicht, dann kauf ihm bitte irgendetwas Großes und Albernes.
    Albert
    Mein ganzes Leben lang hat man mir erzählt, mein Vater sei bei einem Autounfall auf einer Brücke in Wisconsin gestorben. Ich habe das Gefühl, als würde ich auseinanderbrechen. Meine Hände zittern noch stärker.
    Clementine ist aufgestanden und streckt die Hand aus, um mich zu trösten.
    »Fass mich nicht an!«, warne ich sie. »Woher hast du den Brief ?«
    »Beecher, bevor du …«
    »Woher hast du ihn?«
    »Beecher, bitte, ich weiß, wie schwer das ist. Als du mir geholfen hast, Nico zu finden …«
    »Ich habe dir nicht geholfen, Nico zu finden! Du hast ihn alleine gefunden. Dann bist du zu mir gekommen und hast so getan, als hättest du keine Ahnung! Also, was zum Teufel geht hier vor?«
    Sie tritt einen halben Schritt zurück. »Hast du schon einen Blick auf das Datum geworfen?«
    Ich blicke auf den Brief. Mein Vater ist am 20. Juli gestorben. Aber dieser Abschiedsbrief, oder worum auch immer es sich handeln mag, datiert vom 27. Juli. Eine Woche nach seinem angeblichen Tod.
    Ich habe das Gefühl, als würde meine Zunge in meinem Mund anschwellen. Ich versuche zu atmen, aber ich kann nicht ausatmen. Ich weiß, dass es eine Lüge ist. Alles, was sie sagt, ist eine Lüge. »Mein Vater

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