Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
ist dein Vater ein Jahr später gestorben. Als Nico ausflippte, hat sich die Untergruppe geteilt. Nico wurde intern bestraft und fast ein Jahr eingesperrt, bis sie davon überzeugt waren, dass alles, was sie ihm eingeflößt hatten, aus seinem System heraus war. Alles andere wurde einfach ausgelöscht.«
»Und als Nico auf den Präsidenten geschossen hat, ist nichts davon herausgekommen?«
»Wir reden hier von der Regierung. Glaubst du wirklich, sie würden zugeben, dass sie selbst das Monster erschaffen haben, das ihren Präsidenten angegriffen hat? Als sie glaubten, Nico wäre geheilt, haben sie ihn in die reguläre Army gesteckt, als wäre er ein brandneuer Rekrut. Dein Dad und der von Marshall wurden woanders hingeschickt.«
»Und das ist das große Finale? Sie haben die Unterlagen vergraben und gehofft, dass niemand sie jemals finden würde?«
»Begreifst du denn nicht, Beecher? Jemand hat Nicos Unterlagen gefunden! Du weißt das besser als jeder andere. Ganz gleich, wie sehr man sich auch Mühe gibt, sie zu verstecken, oder wo man sie auchverbirgt, Akten werden immer gefunden. Und jemand, der die Verbrechen von John Wilkes Booth kopiert und darüber hinaus Pastoren tötet, dieser jemand weiß ganz eindeutig, was Nico getan hat!«
»Oder aber er macht einfach nur die ursprünglichen Attentäter nach. Vergiss nicht, als Timothy McVeigh das Bundesgebäude in Oklahoma City gesprengt hat, trug er ein T-Shirt, auf dem stand Sic Semper Tyrannis. Diese Attentäter wurden niemals vergessen.«
»Aber Priester zu töten …«
»Nico hat nur einen Priester getötet.«
»Nein. Er hat nur einen Priester getötet, von dem wir wissen. Sieh dir die Parallelen an, Beecher. Glaubst du wirklich, dass jemand zufällig dieselbe verrückte Idee haben könnte, dieselben alten Waffen benutzen und dieselben unschuldigen Pastoren als Ziel nehmen würde? Das hier ist nicht Timothy McVeigh. Wer auch immer das macht, hat Nicos Akten gelesen!«
»Vielleicht«, erwidere ich gedehnt. »Oder aber er hat die Geschichte nur von seinem Vater gehört.«
Sie sieht mich an. »Moment mal. Du glaubst doch nicht, dass ich …?«
»Ich habe nicht gesagt, dass es sich dabei um dich handelt.«
»Also glaubst du, Marshall …?«
»Ich habe auch nicht gesagt, es wäre Marshall. Und was die Sache betrifft, wer was von wem gehört haben kann: Marshall hat mir erzählt, dass sein Dad tot ist.«
»Tatsächlich? Sein Dad könnte ihm die Einzelheiten vor seinem Tod erzählt haben.« Sie schnappt sich eins der Bücher, einen schmalen Band über die Kartografie von Schlachtfeldern, und schiebt es in eine Lücke im Regal.
Ich reiße das Buch wieder heraus. »Das ist die falsche Stelle!«, fauche ich sie an.
Ich warte darauf, dass sie mich ebenfalls anschnauzt. Das macht sie immer. Stattdessen jedoch steht sie einfach nur kleinlaut da, so als würde sie körperlich vor mir schrumpfen. Sie verlagert das Gewicht, und ich habe das Gefühl, dass dies hier die erste echte und ehrliche Reaktion ist, die sie mir je gezeigt hat. Sie weiß, welche Schmerzen siemir verursacht hat. Aber als ich dieses kleine zerbrochene Mädchen mustere, das mich in der achten Klasse an sich gezogen und mir meinen ersten echten Kuss gegeben hat … Ich kann nichts dagegen tun. Ich hatte vollkommen vergessen, wie hinreißend sie ist, trotz ihres kahlen Kopfes.
»Was machen wir jetzt? Wie willst du herausfinden, ob Marshall der Mörder ist?«, fragt sie schließlich.
»Man geht zu der Quelle. Der einzigen Quelle, die noch übrig ist.« Ihrer Miene nach zu urteilen weiß sie, von wem ich spreche.
Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Wir wissen, dass ein dritter Mord passieren wird. Und wenn wir ihn verhindern wollen …
»Wir müssen Nico besuchen.«
63. KAPITEL
»Wenn Sie den Schmerz auf einer Skala von eins bis zehn einordnen müssten?«, fragte ihn der Arzt mit dem kahlen Kopf und dem dünnen Bart.
»Wahrscheinlich eine Fünf«, erwiderte Pastor Frick. Er ging durch den Gang zu seinem Zimmer, das im dritten Stock des George Washington University Hospital lag.
Der Arzt beobachtete den Pastor genau und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, noch ein letztes Mal durch den Gang zu gehen, damit er sehen konnte, wie Frick atmete. »Keine Anzeichen von Kurzatmigkeit?«
»Nein. Nicht mehr Probleme als gewöhnlich«, scherzte der Pastor. Aber der Arzt lachte nicht, wie die meisten Ärzte. Es war schon spät. Und das war ganz klar die letzte Runde des Doktors.
»Und was
Weitere Kostenlose Bücher