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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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außerordentlich ruhig in der Kirche.
    Obwohl es Tage gab, die weniger ruhig waren als andere.
    »Kopf hoch! Ich komme! Zieht eure Klamotten an!« , drang eine weibliche Stimme durch die geschlossene Tür des hinteren Büros.
    Die Tür ging auf, und eine Frau mittleren Alters mit kurzem, schwarz gefärbtem Haar kam herein. Sie hatte einen knallroten Lippenstift aufgelegt und trug ein farblich passendes, viel zu kurzes Sommerkleid. Sie tänzelte zu dem Tisch von Marshalls Mutter, wobei ein Dutzend billige Metallarmbänder an ihrem Handgelenk klimperten. Penny Kaye. Clementines Mutter.
    »Komm schon, Cherise, das war doch lustig«, neckte Penny sie und lächelte strahlend. Marshalls Mutter erwiderte das Lächeln nicht.
    »Was willst du, Penny?«
    »Ich wollte nur die Flyer vorbeibringen. Kannst du sie Pastor Riis geben?«, fragte Penny und reichte ihr einen Stapel fotokopierter Flyer. »Ich habe nächsten Samstag einen Auftritt. In Madison. Zehn Dollar Eintritt, aber du bekommst zwei Bier umsonst. Ich dachte mir, der Pastor könnte sie vielleicht an seine Gemeinde verteilen.«
    »Ich lege sie ihm auf den Schreibtisch«, erwiderte Marshalls Mutter. Sie legte sie neben ihr Eingangsfach. Aber nicht hinein.
    Penny trat von einem Fuß auf den anderen und kaute dann auf ihren rotlackierten Fingernägeln herum. »Du wirfst sie in den Müll, sobald ich von hier verschwunden bin, nicht wahr, Cherise?«
    »Warum sollte ich das tun?« Jetzt war es Marshalls Mutter, die lächelte. Und Penny bemerkte, dass die Frau des Pastors in einer der offenen Bürokabinen lauschte und ebenfalls lächelte.
    »Cherise, was zum Teufel …«
    »Benutz hier nicht solche Worte!«
    »… ist mit dir los? Wir waren einmal Freunde.«
    »Das ist schon lange her. Menschen verändern sich.«
    »Menschen verändern sich nicht. Menschen verändern sich nie! Du kannst so tugendhaft und übermäßig religiös tun, wie du willst, aber ich weiß, wer du bist. Ich kann mich noch daran erinnern, wie du heimlich aus dem Portemonnaie deiner Mutter Geld gestohlen hast, damit du Silber kaufen und den Schmuck machen konntest, den du auf meinen Konzerten verkauft hast. War das nicht damals dein Traum? Ich singe, und du machst Schmuck? Um Himmels willen, als du schwanger warst, haben wir zusammen Pot geraucht, bei …«
    »Das reicht!«, rief Marshalls Mutter. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und stürmte um den Schreibtisch herum. »Du weißt gar nichts von mir!«
    »Na siehst du. Das ist die Giftspritze, die ich mal kannte.«
    »Es ist mir ernst, Penny. Für dich ist es leicht, das Hippiemädchen zu spielen, das nie erwachsen geworden ist. Selbst deine Tochter stört es nicht, wenn du die ganze Nacht unterwegs bist. Aber hast du dir mein Leben angesehen? Weißt du, was es kostet, einen Wagen auf Handbetrieb umzustellen, damit jemand, der in einem Rollstuhl sitzt, ihn fahren kann? Oder wie teuer die Physiotherapeuten sind, die dreimal in der Woche kommen und Tim massieren, damit die Muskeln, die er noch in seinen Beinen hat, nicht verkrampfen?«
    »Das bedeutet aber nicht, dass du jeden Traum begraben musst, den du hattest! Dein Schmuck …«
    »Hör auf, von meinem Schmuck zu reden! Es ist schon Jahre her, seit mein …!«
    Penny packte Marshalls Mutter an den Schultern, zog sie an sich und küsste sie auf den Mund. Einen Moment lang standen die beiden Frauen da, die Lippen aufeinander gepresst, während Penny ihre Zunge …
    Cherise stieß die andere Frau heftig von sich. Penny fing wieder an zu lachen, aber es dauerte nicht lange. Cherise holte aus und gab ihr eine schallende Ohrfeige.
    Es wurde totenstill im Raum.
    Die Frau des Pastors schien sich in ihrem Büro in Luft aufgelöst zu haben.
    »Was ist mit dir los? Wie kannst du es wagen!« Cherise wischte sich Lippenstift vom Mund.
    »Komm schon, Cherise, ich habe nur Spaß gemacht. Wie damals, in den alten …«
    »Du bist eine Missgeburt! Weißt du das? Eine Missgeburt!« Cherise schrie so laut, dass die Worte den ganzen Raum zum Erzittern brachten.
    Penny trat bei diesem Ausbruch zurück und betrachtete forschend Cherises Gesicht, suchte immer noch nach ihrer alten Freundin.
    »Ich will, dass du augenblicklich von hier verschwindest«, erklärte Marshalls Mutter.
    »Ja, das habe ich schon kapiert. Aber darf ich dir etwas sagen? Es tut mir leid, dass dein Leben so schrecklich ist. Wirklich. Aber, Cherise, du kannst nicht all das, was du bist, in dir verschließen. Je tiefer du es vergräbst, desto mehr Druck

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