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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nachzudenken.
    Mumm sah keinen Sinn darin, einfach wegzulaufen. Seine Gegner waren viel schneller. Er musste in der Nähe der Zivilisation und ihrer Gütesiegel wie zum Beispiel Hosen bleiben.
    Vielleicht war die
Zeit
auf Mumms Seite. Angua sprach nur selten über ihre Heimat, aber sie
hatte
einmal auf Folgendes hingewiesen: In jeder Gestalt verlor ein Werwolf langsam die Fähigkeiten der
anderen
Gestalt. Nach einigen Stunden auf zwei Beinen war Anguas Geruchssinn nicht mehr phänomenal, nur noch gut. Und wer zu lange ein Wolf blieb… war wie trunken, soweit Mumm wusste. Ein kleiner Teil des eigenen Selbst versuchte nach wie vor, Anweisungen zu geben, doch der Rest verhielt sich dumm. Der menschliche Teil verlor an Kontrolle.
    Erneut sah er sich in der Scheune um. Eine Leiter führte zum Heuboden empor. Er kletterte hinauf und blickte durch ein glasloses Fenster über die schneebedeckte Weide. In der Ferne bemerkte er einen Fluss und etwas, das wie ein Bootshaus aussah.
    Nun, wie dachte ein Werwolf?
     
    Die Werwölfe wurden langsamer, als sie das Gebäude erreichten. Der Anführer nickte einem Mitglied des Rudels zu, das daraufhin zum Bootshaus lief. Die anderen folgten Wolf in die Scheune. Der letzte verwandelte sich kurz in einen Menschen, um die Tür zu verriegeln.
    In der Mitte der Scheune blieb Wolf stehen. Heu lag auf dem Boden verstreut.
    Er kratzte vorsichtig mit einer Pfote, und einige Büschel rutschten von einem straff gespannten Seil.
    Wolf holte tief Luft. Die anderen Werwölfe spürten, was nun geschah, und wandten den Blick ab. Es folgte ein Moment wirrer Gestaltlosigkeit, und dann erhob sich Wolf auf zwei Füßen, blinzelte dabei im Morgengrauen der Menschlichkeit.
    Das ist interessant, dachte Mumm auf dem Heuboden. Für ein oder zwei Sekunden nach dem Gestaltwechsel wissen sie nicht recht, was um sie herum geschieht…
    »Oh, Euer Gnaden«, sagte Wolf und sah sich um. »Eine
Falle
? Wie… zivilisiert.«
    Er sah Mumm oben am Fenster.
    »Was wolltest du damit erreichen, Euer Gnaden?«
    Mumm bückte sich und griff nach der Öllampe. »Sie sollte als Ablenkung dienen.«
    Er warf die Lampe ins trockene Heu und ließ die brennende Zigarre folgen. Dann nahm er die Axt und kletterte aus dem Fenster, als sich das verschüttete Öl mit einem
Wumm
entzündete.
    Mumm landete im tiefen Schnee und lief zum Bootshaus.
    Eine andere Spur, die nicht von einem Menschen stammte, führte dorthin. Er stieß die Tür auf, schlug mit der Axt nach der Dunkelheit dahinter und wurde mit einem kurzen Jaulen belohnt.
    Das Boot in dem verfallenen Schuppen war zu einem Viertel mit dunklem Wasser gefüllt, aber er wagte es noch nicht, mit dem Schöpfen zu beginnen. Er griff nach den staubigen Riemen, ruderte mit beträchtlicher Anstrengung und nicht sehr schnell auf den Fluss hinaus.
    Kurze Zeit später stöhnte er. Wolf lief lässig über den Schnee, gefolgt von den anderen. Es schien niemand zu fehlen.
    Wolf wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund. »Sehr zivilisiert, Eure Gnaden! Aber weißt du, wenn du eine Scheune anzündest, in der sich Wölfe befinden, so geraten sie in Panik, Euer Gnaden! Und wenn es Werwölfe sind, öffnet einer von ihnen die Tür! Werwölfe kann man nicht
töten,
Herr Mumm!«
    »Sag das dem im Bootshaus!«, rief Mumm, als die Strömung das Boot erfasste.
    Wolf blickte kurz in die Schatten, und dann formten seine Hände erneut einen Trichter. »Er
wird
sich erholen, Herr Mumm!«
    Mumm fluchte leise, als er entgegen seiner Hoffnungen beobachtete, wie zwei Wölfe flussaufwärts ins Wasser sprangen und zum anderen Ufer schwammen. Aber so
verhielten
sich Hunde. Draußen warfen sie sich voller Vergnügen ins Wasser, doch daheim fürchteten sie ein Bad.
    Wolfgang lief am Ufer entlang, und die beiden schwimmenden Wölfe erreichten die andere Seite des Flusses. Die Verfolger befanden sich jetzt rechts und links von Mumm.
    Doch die Strömung ließ das Boot schneller werden. Mumm begann, mit beiden Händen Wasser zu schöpfen.
    »Du bist langsamer als der Fluss, Wolf!«, rief er.
    »Und wenn schon, Herr Mumm! Darauf kommt es nicht an. Die interessanteste Frage lautet: Was stellt der Wasserfall mit dir an? Bis später, Herr Zivilisiert!«
    Mumm sah sich um. In der Ferne schien eine Art perspektivischer Streich den Fluss abgeschnitten zu haben. Als er sich konzentrierte, hörte das innere Ohr des Schreckens dumpfes Donnern.
    Rasch griff er wieder nach den Rudern und versuchte, das Boot flussaufwärts zu

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