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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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saßen einfach da und beobachteten ihn.
    »Kommt schon!«, rief Mumm. »Worauf wartet ihr?«
    Um ihn herum zischten und blubberten die Fetttümpel. Es war warm hier. Wenn sich die Werwölfe nicht von der Stelle rührten, so konnte er ebenfalls verharren und ein wenig ausruhen.
    Er richtete den Blick auf einen Baum am Rand der Geysire. Das Ding wirkte mehr tot als lebendig, und einige Fettfladen hingen an den unteren Ästen. Andererseits schien er einem Kletterer keine zu großen Probleme zu bereiten. Mumm konzentrierte sich darauf, schätzte die Entfernung ab und überlegte, wie schnell er laufen konnte.
    Die Werwölfe drehten die Köpfe und sahen ebenfalls zu dem Baum.
    Ein weiterer Wolf erreichte die Lichtung an einer anderen Stelle. Jetzt beobachteten ihn drei.
    Mumm begriff, dass sie erst dann laufen würden, wenn er ebenfalls lief. Andernfalls machte es keinen
Spaß.
    Er zuckte mit den Schultern, wandte sich vom Baum ab… drehte sich dann mit einem Ruck um und lief los. Auf halbem Weg fürchtete er, dass sein Herz durch den Hals nach oben kriechen würde, aber er lief weiter, sprang unbeholfen, bekam einen Ast zu fassen, rutschte ab, stand keuchend wieder auf, griff erneut nach dem Ast und schaffte es schließlich, sich in die Höhe zu ziehen. Jeden Augenblick rechnete er damit, dass sich spitze Zähne durch seine Haut bohrten.
    Er saß auf schmierigem Holz. Die Werwölfe hatten sich nicht von der Stelle gerührt und beobachteten ihn interessiert.
    »Verdammte
Mistkerle
«, knurrte Mumm.
    Die Wölfe gaben ihre abwartende Haltung auf und näherten sich dem Baum vorsichtig, ohne Eile. Mumm kletterte noch etwas weiter nach oben.
    »Ankh-Morpork! Herr Zivilisiert! Wo sind deine Waffen, Ankh-Morpork?«
    Es war Wolfgangs Stimme. Mumms Blick glitt über die Schneewehen, zwischen denen die Schatten bereits dichter wurden, als sich der Nachmittag dem Ende entgegenneigte.
    »Ich habe zwei von euch erwischt!«, rief er.
    »Ja, und bestimmt leiden sie eine Zeit lang an Kopfschmerzen! Wir sind
Werwölfe,
Ankh-Morpork! Man kann uns kaum aufhalten!«
    »Du hast gesagt…«
    »Euer Herr Müde konnte wesentlich schneller laufen als du, Ankh-Morpork!«
    »Schnell genug?«
    »Nein! Und der Mann mit dem kleinen schwarzen Hut konnte besser
kämpfen
als du!«
    »Gut genug?«
    »Nein!«, rief Wolfgang fröhlich.
    Mumm knurrte. Selbst Assassinen verdienten keinen solchen Tod. »Bald geht die Sonne unter!«
    »Ja! Ich habe gelogen, was das angeht!«
    »Na schön. Weck mich morgen früh. Ich könnte ein wenig Schlaf gebrauchen!«
    »Du wirst erfrieren, zivilisierter Mensch!«
    »Gut!« Mumm sah zu den anderen Bäumen. Selbst wenn er auf einen anderen springen konnte: Es waren ausnahmslos Nadelbäume, in denen er ziemlich schmerzhaft landen würde, und die kaum Halt boten.
    »Ah, das ist sicher der berühmte Ankh-Morpork-Humor.«
    »Nein, es war nur Ironie«, erwiderte Mumm und hielt noch immer nach einem luftigen Fluchtweg Ausschau. »Zu dem berühmten Ankh-Morpork-Humor kommen wir, wenn ich anfange, über Brüste und furzen zu reden, du aufgeblasener Armleuchter!«
    Welche Möglichkeiten standen ihm zur Verfügung? Er konnte im Baum bleiben und sterben oder laufen und sterben. Der Tod in einem Stück erschien ihm besser.
    FÜR EINEN MANN IN DEINEM ALTER BEHAUPTEST DU DICH ERSTAUNLICH GUT.
    Tod saß auf einem höheren Ast im Baum.
    »Folgst du mir, oder was?«
    SIND DIR DIE WORTE »DER TOD WAR SEIN STÄNDIGER BEGLEITER« VERTRAUT?
    »Aber normalerweise
sehe
ich dich nicht!«
    VIELLEICHT HAT DEIN BEWUSSTSEIN EINE HÖHERE AUFMERKSAMKEITSSTUFE ERREICHT, VERURSACHT VON MANGEL AN NAHRUNG, SCHLAF UND BLUT.
    »Wirst du mir helfen?«
    ÄH… JA.
    »Wann?«
    ÄH, WENN DER SCHMERZ UNERTRÄGLICH WIRD. Tod zögerte kurz und fügte dann hinzu: ICH NEHME AN, DU HAST DIR EINE ANDERE ANTWORT ERHOFFT.
    Die Sonne, groß und rot, stand jetzt dicht über dem Horizont.
    Ein Wettlauf mit der Sonne… Das war ein weiteres Spiel in Überwald. Sicher daheim zu sein, bevor die Sonne unterging…
    Eine halbe Meile oder etwas mehr, durch tiefen Schnee und einen Hang hinauf.
    Leichte Erschütterungen kündigten an, dass jemand am Baum emporkletterte. Mumm sah nach unten. Im kalten blauen Glühen zog sich ein nackter Mann lautlos von Ast zu Ast.
    Mumm fühlte sich von neuerlichem Zorn erfasst. Das war unfair!
    Unten erklang ein leises Stöhnen, als der Kletterer ausrutschte und dann wieder Halt fand.
    WIE FÜHLST DU DICH UNTER DEN GEGENBENEN

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