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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein.«
    »Und wenn er
verlor,
fraß dein Vater ihn im Wald.«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst.«
    »Ich habe versucht, nicht nett zu sein.«
    »Vielleicht verfügst du in dieser Hinsicht über ein bisher unentdecktes natürliches Talent«, sagte Angua. »Niemand
musste
laufen – darauf wollte ich hinaus. Rechtfertigungen liegen mir fern. Immerhin bin ich Polizistin in Ankh-Morpork gewesen. Das inoffizielle Motto der Stadt lautet: Vielleicht wirst du nicht getötet.«
    »Nun, eigentlich lautet es…«!
    »Ich
weiß,
Karotte. Und
unser
Familienmotto lautet:
Homo
Homini Lupus.
›Jeder Mensch ist dem anderen Menschen ein Wolf.‹ Wie
dumm.
Soll das etwa heißen, dass Menschen scheu, zurückhaltend und loyal sind und nur töten, um sich Nahrung zu beschaffen? Natürlich nicht! Es soll heißen, dass sich Menschen anderen Menschen gegenüber wie Menschen verhalten, und je schlimmer sie sind, desto mehr gefällt ihnen die Vorstellung, ein Wolf zu sein! Menschen hassen Werwölfe, weil sie den Wolf in uns sehen, aber Wölfe hassen uns, weil sie den Menschen in uns erkennen – und ich kann es ihnen nicht verdenken!«
     
    Mumm wandte sich von dem Bauernhaus ab und sprintete zur nahen Scheune. Bestimmt gab es dort etwas. Selbst zwei Säcke würden genügen. Die kratzenden Eigenschaften von steif gefrorener Unterwäsche können sehr unterschätzt werden.
    Seit einer halben Stunde lief er, eigentlich seit fünfundzwanzig Minuten. Die anderen fünf Minuten hatte er damit verbracht, zu humpeln, zu schnaufen, sich die Hand auf die Brust zu pressen und zu fragen, welche Symptome auf einen Herzanfall hindeuteten.
    Das Innere der Scheune sah… scheunenartig aus. Mumm erblickte Heustapel, verstaubte landwirtschaftliche Instrumente… und zwei abgenutzte Säcke an einem Haken. Dankbar griff er nach einem.
    Hinter ihm öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren. Er wirbelte herum, drückte den Sack an sich und sah drei sehr ernst gekleidete Frauen, die ihn misstrauisch beobachteten. Eine von ihnen hielt ein Küchenmesser in der zitternden Hand.
    »Bist du gekommen, um uns zu vergewaltigen?«, fragte sie.
    »Verehrteste! Werwölfe verfolgen mich!«
    Die drei sahen sich an. Mumm hatte plötzlich den Eindruck, dass der Sack viel zu klein war.
    »Äh, dauert das den ganzen Tag?«, fragte eine der Frauen.
    Mumm drückte den Sack noch fester an sich. »Meine Damen! Ich bitte euch! Ich brauche dringend eine Hose!«
    »Das sehen wir.«
    »Und eine Waffe. Und Stiefel, wenn ihr welche habt! Bitte!«
    Die Frauen steckten die Köpfe zusammen.
    »Wir haben die traurige und nutzlose Hose von Onkel Wanja«, sagte eine skeptisch.
    »Er trug sie nur selten«, meinte eine andere.
    »Und ich habe eine Axt in meinem Wäscheschrank«, sagte die Jüngste. Sie richtete einen schuldbewussten Blick auf die beiden anderen Frauen. »Nur für den Fall, wisst ihr. Ich hatte natürlich nicht vor, damit jemanden
niederzuschlagen

    »Ich wäre euch sehr dankbar«, sagte Mumm. Er betrachtete die gute, aber alte Kleidung, die verblasste Vornehmheit, und spielte dann seinen einzigen Trumpf aus. »Ich bin Seine Gnaden der Herzog von Ankh, obwohl das derzeitig nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar ist…«
    Die drei Frauen seufzten gleichzeitig.
    »Ankh-Morpork!«
    »Dort gibt es ein wundervolles Opernhaus und prächtige Galerien.«
    »Und herrliche Straßen!«
    »Ein wahres Paradies der Kultur, der Eleganz und ungebundenen Männer von Format!«
    »Äh, ich meine
Ankh-Morpork
«, betonte Mumm. »Mit einem A und einem M.«
    »Wir haben immer davon geträumt, die Stadt zu besuchen.«
    »Unmittelbar nach meiner Heimkehr lasse ich euch drei Kutschenfahrkarten schicken«, versprach Mumm. Er glaubte bereits zu hören, wie der Schnee unter schnellen Pfoten knirschte. »Aber, teure Damen, wenn ihr mir jene Dinge holen könntet…«
    Sie eilten fort. Nur die Jüngste zögerte ein wenig länger an der Tür.
    »Gibt es lange kalte Winter in Ankh-Morpork?«, fragte sie.
    »Nur Dreck und Schneematsch, normalerweise.«
    »Und habt ihr irgendwelche Kirschgärten?«
    »Nein, ich glaube nicht, bedaure sehr.«
    Sie hob die Faust. »Jaaa!«
    Einige Minuten später war Mumm allein in der Scheune. Er trug eine alte schwarze Hose, mit einem Seil um die Taille geschnürt, und in der rechten Hand hielt er eine überraschend scharfe Axt.
    Ihm blieben vielleicht noch fünf Minuten. Wölfe verloren bestimmt keine Zeit damit, über Herzanfälle und dergleichen

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