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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fall muss das ziemlich schwer sein.«
    Nobby war nicht sicher, was er von diesem Satz halten sollte. Wie dem auch sei: Der Patrizier wirkte recht freundlich.
    »Kann nicht tatenlos zusehen, wenn es um die Sicherheit der Stadt geht, Herr«, sagte er. Verletzte Loyalität quoll aus jeder unverstopften Pore.
    Lord Vetinari zögerte lange genug, um Nobby Gelegenheit zu geben, die Geräusche einer Stadt zu hören, die sich ständig am Rand einer Katastrophe bewegte.
    »Nun, es käme mir natürlich nie in den Sinn, mich einzumischen«, sagte er schließlich. »Dies ist eine Gildenangelegenheit. Seine Gnaden versteht das bestimmt, wenn er zurückkehrt.« Er klopfte an die Seite der Kutsche. »Weiterfahren.«
    Und die Kutsche rollte davon.
    Ein Gedanke, der sich schon seit einer ganzen Weile in Nobbs regte, wählte genau diesen Moment, um ihm einen metaphorischen Ellenbogen in die mentalen Rippen zu bohren.
    Herr Mumm wird
durchdrehen.
Bestimmt rastet er völlig aus.
    Lord Vetinari lehnte sich in seinem Sitz zurück und lächelte.
    »Äh, hast du das
ernst
gemeint, Herr?«, fragte der Sekretär Drumknott.
    »Natürlich. Gegen drei Uhr soll die Küche Kakao und Brötchen zum Wachhaus schicken. Natürlich anonym. An diesem Tag hat es keine Verbrechen gegeben, Drumknott. Das ist sehr ungewöhnlich. Selbst die Diebesgilde hält sich zurück.«
    »Ja, Herr. Der Grund dafür ist mir ein Rätsel. Wenn die Katze aus dem Haus ist…«
    »Ja, Drumknott, aber Mäuse machen sich keine Sorgen um die Zukunft. Ganz im Gegensatz zu Menschen. Und sie wissen, dass Mumm in einer Woche oder so zurückkehren wird, Drumknott. Und Mumm wird nicht glücklich sein. Nein, ganz bestimmt nicht. Und wenn ein Kommandeur der Wache unglücklich ist, neigt er dazu, sein Unglück mit einer großen Schaufel überall zu verteilen.«
    Er lächelte erneut. »In einer solchen Zeit halten es vernünftige Leute für besser, ehrlich zu sein, Drumknott. Ich hoffe nur, dass Colon dumm genug ist, es dabei zu belassen.«
    Es schneite stärker.
     
    »Wie schön der Schnee ist, Schwestern…«
    Drei Frauen saßen am Fenster ihres einsamen Hauses und sahen in das Weiß des Überwald-Winters hinaus.
    »Und wie kalt der Wind ist«, sagte die zweite Schwester.
    Die dritte und jüngste Schwester seufzte. »Warum reden wir immer übers Wetter?«
    »Worüber sollten wir denn sonst reden?«
    »Nun, entweder es ist eiskalt oder brütend heiß. Ich meine, das wär’s auch schon.«
    »So sind die Dinge bei Mutter Überwald«, sagte die älteste Schwester langsam und streng. »Der Wind und der Schnee und die brütende Hitze im Sommer…«
    »Weißt du, wenn wir den Kirschgarten abschaffen, könnten wir eine Rollschuhbahn anlegen…«
    »Nein.«
    »Oder einen Wintergarten. Es wäre möglich, Ananas anzubauen.«
    »Nein.«
    »Wenn wir dieses Haus verkaufen, könnten wir uns von dem Erlös eine Wohnung in Bums zulegen…«
    »Dies ist unser Zuhause, Irina«, sagte die älteste Schwester. »Ein Heim verlorener Illusionen und enttäuschter Hoffnungen…«
    »Dann könnten wir tanzen gehen und so.«
    »Ich weiß noch, als wir in Bums gewohnt haben«, meinte die zweite Schwester verträumt. »Damals war das Leben besser.«
    »Damals war
alles
besser«, sagte die älteste Schwester.
    Die jüngste Schwester seufzte, sah aus dem Fenster – und schnappte nach Luft. »Dort läuft ein Mann durch den Kirschgarten!«
    »Ein
Mann
? Was könnte er wollen?«
    Die jüngste Schwester sah genauer hin. »Es scheint, er möchte eine… Hose.«
    »Ah«, sagte die zweite Schwester verträumt. »Die Hosen waren damals besser.«
     
    Das Rudel verharrte in einem kalten blauen Tal, als das Heulen die Luft erfüllte. Angua eilte zum Schlitten, zog mit der Schnauze ihren Kleiderbeutel aus dem Gepäck, warf Karotte einen kurzen Blick zu und verschwand hinter den Schneewehen. Einige Augenblicke später kehrte sie zurück und knöpfte sich die Bluse zu.
    »Wolfgang hat irgendeinen armen Teufel dazu gebracht, sich auf das Spiel einzulassen«, sagte sie. »Ich werde der Sache einen Riegel vorschieben. Es war schon schlimm genug, dass Vater diese Tradition fortgesetzt hat, aber wenigstens hielt er sich dabei an die Gebote der Fairness. Wolfgang mogelt. Er verliert
nie

    »Handelt es sich um das Spiel, von dem du mir erzählt hast?«
    »Ja. Wie ich schon sagte: Vater respektierte die Regeln. Wenn ein Läufer schnell und flink genug war, so bekam er vierhundert Kronen, und Vater lud ihn zum Essen ins Schloss

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