Der fünfte Elefant
ging er jeden Abend zu Bett.
Ihm klapperten die Zähne, und das grelle Licht der Sonne schmerzte in seinen Augen. Trotzdem fühlte er sich… gut.
Am liebsten hätte er auf seine eigene Brust getrommelt und geschrien.
Sie hatten versucht, ihn zu
töten
!
Sorg dafür, dass sie Wölfe bleiben, sagte eine innere Stimme. Je mehr Zeit sie auf vier Beinen verbringen, desto dümmer werden sie. Und eine andere Stimme, rot und rau und viel tiefer in seinem Innern, sagte: Bring sie alle um!
Der Zorn brodelte und brannte heißer, kämpfte gegen die Kälte an.
Mumms Füße berührten den Boden.
Der Fluss wurde hier so breit, dass er eine Art See formte. Ein breiter Eiskeil ging vom Ufer aus, hier und dort von Schnee bedeckt. Nach Schwefel riechende Nebelschwaden zogen darüber hinweg.
Klippen ragten auf der anderen Seite des Flusses empor. Ein einzelner Werwolf, zuvor Begleiter des Geschöpfes, das nun in der Strömung trieb, beobachtete Mumm vom nächsten Ufer aus. Wolken schoben sich vor die Sonne, und es schneite wieder. Große, faserige Flocken fielen.
Mumm watete zum Eis und versuchte, sich dort aus dem Wasser zu ziehen. Doch die gefrorene Masse knackte bedrohlich, dünne Risse bildeten sich und formten ein Zickzackmuster.
Der Wolf kam näher und bewegte sich mit großer Vorsicht. Mumm unternahm einen neuerlichen Versuch, woraufhin sich eine Eisplatte löste und sich so plötzlich zur Seite neigte, dass er ins Wasser zurückrutschte und darin verschwand. Der Wolf wartete einige Sekunden, wagte sich dann einige weitere Zentimeter übers Eis vor und knurrte, als feine Risse Sterne unter seinen Pfoten formten.
Ein Schatten glitt unter dem Eis dahin. Von einem Augenblick zum anderen spritzte Wasser, als Mumm die dünne Eisschicht unter dem Werwolf durchbrach, ihn packte und sich zurückfallen ließ.
Eine Kralle kratzte über Mumms Seite, aber er ließ sich davon nicht beirren, drückte mit Armen und Beinen so fest wie möglich zu, als sie unter dem Eis dahintrieben. Er wusste, dass die Sache auf einen verzweifelten Test der Lungenkapazität hinauslief, aber
er
hatte wenigstens Zeit genug gehabt, tief Atem zu holen. Er hielt den Wolf fest, während das Wasser in seinen Ohren dröhnte und das Geschöpf trat und kratzte. Und dann, als er entweder loslassen oder ertrinken musste, stieß er seinen Gegner von sich und tauchte auf.
Nichts schlug nach ihm. Er brach sich einen Weg durch das Eis zum Ufer, sank dort auf Hände und Knie und übergab sich.
Überall um ihn herum heulte es in den Bergen.
Mumm sah auf. Blut rann ihm über die Arme. Die Luft stank nach verfaulten Eiern. Und dort, auf einem etwa eine Meile entfernten Hügel, stand der Nachrichtenturm… mit Steinwänden und einer Tür, die sich verriegeln ließ…
Taumelnd setzte er sich in Bewegung. Der Schnee unter ihm wich bereits Grasbüscheln und Moos. Die Luft war wärmer, aber es war die klamme Hitze von Fieber. Mumm sah sich um und begriff, wo er sich befand.
Vor ihm erstreckte sich eine Landschaft aus nacktem Boden und Felsen. Hier und dort bewegte sich etwas und machte »Blup«.
Wohin er auch blickte: Überall gab es große Geysire. Ringe aus erstarrtem gelben Fett umgaben zischende kleine Tümpel – es war so alt und ranzig, dass nicht einmal Sam Mumm sein Brot hineingetunkt hätte, es sei denn, er wäre sehr hungrig gewesen. Er bemerkte sogar schwimmende schwarze Brocken, die sich bei genauerem Hinsehen als Insekten herausstellten, die bei der Konfrontation mit heißem Fett nicht schnell genug gelernt hatten.
Mumm erinnerte sich an einen Hinweis Igors. Wenn Zwerge an den oberen Schichten arbeiten, wo das Fett vor Jahrtausenden zu einer Art Talg geronnen war, so fanden sie manchmal seltsame Tiere, die vollkommen erhalten und perfekt durchgebraten waren.
Welch ein Festschmaus, dachte Mumm und lachte aus reiner Erschöpfung.
Mwahahaa.
Es schneite stärker, und das Zischen der Fetttümpel wurde lauter.
Mumm sank auf die Knie. Sein ganzer Körper schmerzte, nicht nur deshalb, weil sein Gehirn Schecks ausstellte, die der Leib nicht einlösen konnte. Er war längst über dieses Stadium hinaus. Derzeit borgten sich die Füße Geld, das den Beinen fehlte, und die Rückenmuskeln suchten unter den Sofakissen nach einigen vergessenen Münzen.
Hinter ihm zeigte sich nichts. Die anderen Werwölfe mussten doch inzwischen den Fluss überquert haben.
Dann sah er einen, der wie aus dem Nichts erschien. Ein anderer trat hinter einer Schneewehe hervor.
Sie
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