Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
diese Angelegenheit nur wenig Zeit in Anspruch nehmen! Wir mögen Ankh-Morpork nicht. Wir wollen nicht, dass du hier bist!«
    »Wie seltsam«, sagte Mumm.
    Wolf runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Oh, es ist nur… Überall in Ankh-Morpork gibt es Leute aus Überwald. Zwerge, Trolle, Menschen. Alle arbeiten fleißig und schreiben Briefe nach Hause, in denen es heißt: Hier ist es großartig; niemand kommt auf den Gedanken, einen bei lebendigem Leibe zu fressen.«
    Wolf kräuselte die Lippen und entblößte einen Schneidezahn. Mumm hatte diesen Ausdruck auch in Anguas Gesicht gesehen. Er bedeutete, dass sie schlechte Laune hatte. Und bei Werwölfen konnte die schlechte Laune ziemlich lang andauern.
    Er gab seinem Glück einen Stoß – es war ganz offensichtlich zu schwach, um sich aus eigener Kraft zu bewegen. »Angua geht es gut…«
    »Mumm! Herr Zivilisiert! Ankh-Morpork! Du wirst
laufen

    Mumm hoffte, dass ihn die Beine trugen, als er ganz langsam aus dem Tümpel auf den Schnee am Ufer kletterte. Die Werwölfe lachten.
    »Du gehst
angezogen
ins Wasser?«
    Mumm blickte auf seine tropfnassen Beine. »Hast du noch nie eine Unterhose gesehen?«
    Erneut kräuselten sich Wolfs Lippen. Triumphierend sah er zu den anderen. »Seht nur – das ist Zivilisaton!«, sagte er.
    Mumm paffte Leben in seine Zigarre zurück und sah möglichst hochmütig über die kalte weiße Landschaft.
    »Vierhundert Kronen, hast du gesagt?«, fragte er.
    »Ja!«
    Mumm richtete erneut einen arroganten Blick auf den Wald. »Wie viel ist das in der Währung von Ankh-Morpork? Etwa anderthalb Dollar?«
    »Das spielt überhaupt keine Rolle!«, donnerte Wolf.
    »Nun, ich möchte nicht das ganze Geld hier ausgeben müssen…«
    »Lauf!«
    »Unter diesen Umständen erübrigt sich wohl die Frage, ob du das Geld dabeihast.«
    Mumm wanderte fort von den Werwölfen, dankbar dafür, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Die Haut an seinem Rücken kribbelte und hätte sich am liebsten gelöst, um nach vorn zu kriechen.
    Er ging weiter ganz ruhig, während die nasse Unterhose in der kalten Luft zu knistern begann – bis er sicher sein konnte, dass er außer Sichtweite des Rudels war.
    So, mal sehen… Sie sind stärker. Sie kennen dieses Land. Und wenn sie so gut sind wie Angua, können sie einem Furz selbst durch das Frühstück eines Stinktiers folgen. Außerdem schmerzen deine Beine.
    Und die Pluspunkte? Nun, du hast Wolf sehr verärgert.
    Mumm lief los.
    Von vielen Pluspunkten konnte hier wohl kaum die Rede sein.
    Mumm lief schneller.
    In der Ferne heulten Wölfe.
     
    Es heißt: Wenn man als Streikposten steht, wird es nicht besser.
    Korporal Nobbs – besser gesagt: Gildenpräsident C. W. St. J. Nobbs – dachte darüber nach. Früher Schnee zischte in der Luft über der metallenen Tonne, die vor dem Wachhaus stand und nach anerkannter Streiktradition rot glühte.
    Ein großes Problem war, dass es in philosophischer Hinsicht irgendwie verkehrt erschien, vor einem Gebäude, das ohnehin niemand betreten wollte, Streikposten aufzustellen. Es ist unmöglich, Leute aus etwas herauszuhalten, in das sie gar nicht hineinwollen.
    Der Sprechchor funktionierte nicht. Eine Alte hatte Nobbs einen Cent gegeben.
    »Colon, Colon, Colon! Raus! Raus! Raus!«, rief Reg Schuh fröhlich und winkte mit seinem Transparent.
    »Das klingt nicht richtig, Reg«, sagte Nobby. »Es hört sich fast nach einer Operation an.«
    Er sah zu den anderen Transparenten. Dorfl hielt ein besonders großes, das in kleiner Schrift ausführlich alle Beschwerden schilderte, auf Vorschriften der Wache verwies und diverse philosophische Texte zitierte. Obergefreiter Schuhs Sandwich-Plakat verkündete: »Was nützet es dem Königreich, wenn man herauslässt die Luft aus dem Ochsen?
Rätsel II, Vers 3.
«
    Aus irgendeinem Grund gelang es diesen stichhaltigen Argumenten nicht, die Stadt in die Knie zu zwingen.
    Nobbs drehte sich um, als eine Kutsche heranrollte. Das Wappen an ihrer Seite bestand zum größten Teil aus einem schwarzen Schild. Darüber blickte Lord Vetinari aus dem Fenster.
    »Ah, niemand anders als Korporal Nobbs«, sagte der Patrizier.
    An dieser Stelle hätte Nobby ziemlich viel dafür gegeben, doch jemand anders zu sein als Korporal Nobbs.
    Er wusste nicht genau, ob er als Streikender salutieren sollte. Er salutierte trotzdem, einfach deshalb, weil es sicher nicht schaden konnte.
    »Wie ich hörte, verweigerst du die Arbeit«, fuhr Lord Vetinari fort. »In deinem

Weitere Kostenlose Bücher