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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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richtigen Zwerge mehr. Doch diesmal haben die Ansichten der Zwerge von Ankh-Morpork beim Königsamt den Ausschlag gegeben, was vielen Zwergen daheim nicht gefällt. Überall gibt es böses Blut. Familien fallen auseinander. Es wird häufig an Bärten gezogen.«
    »Tatsächlich?« Mumm versuchte, nicht zu lächeln.
    »Das ist keineswegs komisch, wenn man ein Zwerg ist.«
    »Entschuldigung.«
    »Und ich fürchte, der neue Niedere König macht es noch schlimmer, obwohl ich ihm natürlich alles Gute wünsche.«
    »Ein harter Bursche?«
    »Nun, Herr, ich schätze, man kann von folgender Annahme ausgehen: Ein Zwerg, der in der Zwergengesellschaft weit genug aufsteigt, um auch nur als Kandidat für das Amt des Königs
in Frage
zu kommen, erreicht solch einen Rang bestimmt nicht, indem er das Haihi-Haiho-Lied singt und verletzte Tiere im Wald pflegt. Wie dem auch sei: Nach Zwergenmaßstäben ist König Rhys Rhysson ein moderner Denker, obwohl ich gehört habe, dass er Ankh-Morpork nicht sehr mag.«
    »Klingt in der Tat nach einem sehr klaren Denker.«
    »Die traditioneller eingestellten Bergzwerge halten nichts von ihm und sind sehr enttäuscht, denn sie glaubten, Albrecht Albrechtson würde der nächste Niedere König werden.«
    »Er ist vermutlich
kein
moderner Denker.«
    »Er hält es schon für gefährlich unzwergisch, die Stollen zu verlassen und sich
oberhalb
des Bodens aufzuhalten.«
    Mumm seufzte. »Ganz offensichtlich gibt es da ein Problem, Karotte. Aber der wichtigste Aspekt dieses Problems besteht darin, dass es nicht mich betrifft. Und auch nicht dich, obwohl du glaubst, ein Zwerg zu sein.« Er klopfte an die Vitrine mit der Steinsemmel.
    »Eine Nachbildung, wie?«, fragte er. »Bist du ganz sicher, dass es nicht das echte Exemplar ist?«
    »Herr! Es gibt nur eine echte Steinsemmel. Wir nennen sie das ›Ding und die Gesamtheit des Dings‹.«
    »Nun, wenn es eine wirklich gute Nachbildung ist… Wer könnte den Unterschied erkennen?«
    »Jeder Zwerg, Herr.«
    »Na schön.«
     
    Zwei Flüsse trafen sich an einem kleinen Dorf. Dort gab es bestimmt Boote.
    Sein Trick hatte ganz offensichtlich funktioniert. Die Hänge hinter ihm glänzten weiß, und nirgends zeigten sich dunkle Schemen. Ganz gleich, wie gut sie waren – sollten sie versuchen, schneller zu schwimmen als ein Boot…
    Fester Schnee knirschte unter ihm. Er wankte an einigen einfachen Hütten vorbei, sah den Landesteg und die Boote, löste das frosterstarrte Seil des nächsten Boots, griff nach einem Ruder und schob sich damit in die Strömung.
    Auf den Hügeln regte sich noch immer nichts.
    Jetzt hatte er Gelegenheit, seine Situation einzuschätzen. Eigentlich waren mehrere Männer nötig, um ein so großes Boot zu manövrieren, aber er brauchte sich nur von den Ufern fern zu halten. Das würde für die kommende Nacht genügen. Am nächsten Morgen wollte er es irgendwo zurücklassen und vielleicht jemanden bitten, eine Nachricht mit Hilfe des Turms zu übermitteln. Wenn er sich dann ein Pferd kaufte und losritt…
    Hinter ihm, unter der Plane am Bug, knurrte etwas. Sie waren wirklich
sehr
schlau.
     
    In einem nicht weit entfernten Schloss blätterte Lady Margolotta stumm in einer Ausgabe von
Twurps Adelsverzeichnis.
    Es war kein besonders gutes Nachschlagewerk für die Länder auf dieser Seite der Spitzhornberge, wo das Standardwerk
Der gothische Almanach
hieß – darin nahm Lady Margolotta vier Seiten ein 2 . Aber es leistete wertvolle Dienste, wenn man wissen wollte, wer in Ankh-Morpork eine Rolle spielte.
    Inzwischen steckten Dutzende von Lesezeichen in dem dicken Buch.
    Neben Lady Margolotta stand ein dünnes Glas mit roter Flüssigkeit. Sie trank einen Schluck und verzog das Gesicht. Dann blickte sie ins Kerzenlicht und versuchte, wie Lord Vetinari zu denken.
    Ahnte er irgendetwas? Wie viele Nachrichten erreichten ihn? Den Nachrichtenturm gab es erst seit einem Monat, und viele Leute in Bums hielten ihn für etwas Fremdes und Störendes. Aber offenbar herrschte bereits reger Kommunikationsverkehr.
    Wen würde Vetinari schicken?
    Lady Margolotta erhoffte sich wichtige Hinweise von seiner Wahl. Entsandte er vielleicht jemanden wie Lord Rust oder Lord Selachii? Dann würde sie weitaus weniger von ihm halten. Nach dem, was sie gehört hatte – und Lady Margolotta hörte viel –, konnte das diplomatische Korps von Ankh-Morpork den eigenen Hintern nicht einmal mit einer Karte finden. Natürlich war es recht nützlich für einen Diplomaten, dumm zu

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